Lateinamerika

Kolumbiens gewählter Präsident schlägt ELN-Guerilla bilaterale Waffenruhe und Friedensgespräche vor

Der gewählte Präsident Kolumbiens will mit den im Land noch aktiven bewaffneten Gruppen Frieden schließen. In seinem Appell an die sogenannte Nationale Befreiungsarmee (ELN) zeigt sich Gustavo Petro zu einem bilateralen Waffenstillstand und Friedensgesprächen bereit.
Kolumbiens gewählter Präsident schlägt ELN-Guerilla bilaterale Waffenruhe und Friedensgespräche vorQuelle: AFP © SCHNEYDER MENDOZA

Gustavo Petro, der gewählte Präsident Kolumbiens, hat am Dienstag der Guerilla-Gruppe Nationale Befreiungsarmee (ELN) seine Dialogbereitschaft signalisiert. In einem Interview für den Sender W Radio forderte der linke Politiker alle in dem südamerikanischen Land noch aktiven bewaffneten Gruppen zum Dialog mit seiner künftigen Regierung auf:

"Die Botschaft, die ich nicht nur an die ELN, sondern auch an alle aktuellen bewaffneten Gruppierungen gesendet habe, ist, dass es Zeit für den Frieden ist."

Petro warb zu diesem Zweck für einen bilateralen Waffenstillstand. Der gewählte Präsident versprach im Interview, es werde sowohl "gerichtliche" als auch "politische" Verhandlungen geben, um den Krieg in Kolumbien zu beenden.

Nach dem Wahlsieg des linken Präsidentschaftskandidaten hatte die ELN ihren Willen bekundet, Frieden zu schließen. Am Montag bekräftigte die Guerilla ihre Bereitschaft, mit der künftigen Regierung Petros zu verhandeln. In einer über den Sender RCN Radio verbreiteten Mitteilung gab die ENL bekannt:

"Wir verhandelten mit fünf Regierungen außer der von Iván Duque, die sich weigerte, die mit der vorigen Regierung getroffenen Vereinbarungen zu erfüllen. Wir verfolgen weiterhin unser Ziel, aus Kolumbien ein faireres, gerechteres und demokratischeres Land zu machen."

Die letzten Verhandlungen zwischen der ELN und der kolumbianischen Regierung hatten im Februar 2017 begonnen – während der Präsidentschaft von Juan Manuel Santos. Die Gespräche fanden zuerst in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito statt. Im April 2018 erklärte der damalige ecuadorianische Staatschef Lenín Moreno jedoch, sein Land werde nicht mehr als Austragungsort und Garant der Verhandlungen fungieren. Ab Mai 2018 wurden die Gespräche in der kubanischen Hauptstadt Havanna durchgeführt. Die sechste und letzte Gesprächsrunde mit der ELN am 1. August desselben Jahres endete zwar ohne Durchbruch. Santos erklärte aber, nach vielen Bemühungen habe man eine Grundlage für weitere Gespräche geschaffen.

Am 7. August löste Iván Duque Santos als Staatschef ab und kündigte an, er werde die Bedingungen des Dialogs mit der ELN revidieren. Später forderte der Politiker die Guerilla auf, alle Geiseln zu befreien und eine einseitige Waffenruhe auszurufen. Im Januar 2019 kündigte Duque den Dialog mit der ELN endgültig auf, nachdem bei einem Anschlag auf eine Kadettenschule in der Hauptstadt Bogotá mehr als 20 Menschen getötet und 60 weitere verletzt worden waren.

Die ELN ist eine marxistisch-leninistische Guerilla. Schätzungsweise zählt sie bis zu 5.000 Kämpfer. Sie ist vor allem im Osten des südamerikanischen Landes aktiv. Nach ihrer Gründung im Jahr 1964 gehört die ELN zu den ältesten noch aktiven Guerilla-Bewegungen Lateinamerikas.

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