Urteil in Uruguay: Google muss Wasser- und Energieverbrauch von geplantem Rechenzentrum offenlegen
Von Maria Müller
Ein Berufungsgericht in Montevideo bestätigte ein erstes Urteil über den Zugang zu Informationen über den Wasser- und Energieverbrauch eines geplanten Google-Rechenzentrums. Das Unternehmen habe sie als "vertrauliche Geschäftsgeheimnisse" bezeichnet, und das Ministerium für Umweltschutz habe sich geweigert, sie herauszugeben. Im Urteil heißt es:
"Der Zugang zu Informationen über Wasser und seine Nutzung ist ein Menschenrecht, und daher ist jeder Bürger Uruguays legitimiert zu wissen, was mit dem Wasser passiert".
Am 14. Mai 2021 erwarb Google ein 30 Hektar großes Grundstück in einer Freihandelszone. Das Unternehmen erklärte in einer Mitteilung, man wolle "Optionen gewährleisten, unsere Rechenzentren in Lateinamerika weiter auszubauen, wenn es das Geschäft erfordert". Und weiter:
"Wir freuen uns sehr, unsere Präsenz in Uruguay ausbauen zu können. Obwohl die Aussichten für das Projekt ermutigend sind, müssen noch mehrere Instanzen überwunden werden, bevor der Bau des Infrastrukturzentrums bestätigt werden kann".
Google beharrt auf Geheimhaltung
Als das Unternehmen zusammen mit den staatlichen Stellen Uruguays im Jahr 2020 die Umweltverträglichkeit der Industrieanlage besprach, erklärte es die Informationen in Bezug auf die "Wasserdetails", "Abwasserdetails" und "Energiedetails" für "vertraulich". Grund: es handle sich um "Industrie- und Geschäftsgeheimnisse des Projekteigentümers".
Das Datenzentrum soll 365 Tage im Jahr rund um die Uhr in Betrieb sein. Zur Versorgung seines Kühlsystems soll Trinkwasser aus dem Netz der staatlichen Wasserfirma OSE dienen. Die Daten zur Wassermenge und auch die benötigte Energie sind in dem öffentlichen Projekt nicht ausgewiesen.
Ein Antrag auf Informationszugang wurde abgewiesen, einer Klage der Rechtsanwältin Carolina Neme vor dem Verwaltungsgericht im Dezember wurde in erster und zweiter Instanz Recht gegeben. In dem Urteil heißt es:
"Jede Erklärung über die Vertraulichkeit von Informationen im Zusammenhang mit der Wassernutzung ist nicht legitim, weil sie nicht den Verpflichtungen entspricht, die das Land in Bezug auf die Menschenrechte übernimmt". In einer Verfassungsreform vom 31. Oktober 2004 hat Uruguay das Recht auf Zugang zu Trinkwasser und Abwassersanierung zum verfassungsrechtlich garantierten Menschenrecht erklärt.
Insgesamt verfügt der Konzern in zehn Ländern auf der ganzen Welt über eigene Rechenzentren – in den USA neun, in Europa zwölf. Sie sind entweder in Betrieb oder in der Entwicklungsphase. Häufig treten ähnliche Umweltkonflikte wie in Uruguay auf. Die Firma fordert immer wieder, dass ihre verfahrensbedingten Betriebsprobleme verborgen bleiben und keine Daten über Wasser- und Energiekosten nach außen dringen.
Ein hoher Preis für die Google-Technologie
In den Google-Rechenzentren sind Tausende von Server-Geräten installiert, auf denen die Informationen der Benutzer von Plattformen wie Gmail, Youtube oder Android verschlüsselt und gespeichert werden, um "maximale Vertraulichkeit" zu gewährleisten. Die Rechenzentren ermöglichen den täglichen Gebrauch des Internets, der Web-Seiten und Cloud-Dienste.
Das Unternehmen rühmt sich seit Jahren damit, dass seine riesigen Computerhallen energieeffizient und umweltfreundlich seien. Aber es gibt einen Preis, den das Unternehmen geheim zu halten versucht. Diese Einrichtungen verbrauchen Milliarden Liter Wasser, manchmal selbst in trockenen Gebieten mit begrenzten Wasserreserven. Der globale Klimawandel mit seinen chronischen Niederschlagsproblemen vergrößert die Sorgen der lokalen Behörden und Einwohner in den Gebieten solcher Rechenzentren.
Privates Geschäftsgeheimnis?
Google hingegen behandelt seinen Wasserverbrauch als privates Geschäftsgeheimnis und verbietet sogar Staatsbeamten, den Konsum seiner Kühlsysteme offenzulegen. Durch lokale Rechtsstreitigkeiten sickern jedoch immer wieder Informationen durch. Aus Online-Dokumenten und Rechtsakten ist der reale Wasserkonsum zu ersehen oder zu berechnen.
Als Beispiel: Google beantragte und erhielt im Jahr 2020 in drei verschiedenen Bundesstaaten Nordamerikas über neun Milliarden Liter Wasser für Rechenzentren.
Das erste Rechenzentrum in Südamerika
Das erste Google-Zentrum in der südlichen Hemisphäre wurde in Südamerika errichtet, in Chile. Das Gebäude im Quilicura Industrial Park ist seit Januar 2015 in Betrieb. Allerdings gibt es inzwischen heftigen Widerstand dagegen, da das Projekt ein Grundwasserreservoir benutzt, das bereits zur Sperrzone für neue Entnahmen erklärt worden war. Anfang 2021 klagte die Gemeinde vor dem Umweltgericht in Santiago.
Das zweite Rechenzentrum soll in der chilenischen Gemeinde Cerrillos errichtet werden, einer Vorstadt von Santiago. Auch dort wehren sich die Bewohner gegen den extrem hohen Wasserverbrauch. Die Trinkwasserversorgung der Hauptstadt sei dadurch gefährdet. Die Entnahme von täglich 14,6 Millionen Liter Wasser entspricht der Wassermenge von sechs olympischen Schwimmbecken. Das Projekt wurde aufgrund der Kontroverse vorläufig auf Eis gelegt.
Alternative Kühlsysteme?
Der Bürgermeister von Cerrillos, Arturo Aguirre, kommentierte dazu: "Wir verstehen nicht, warum dieses Unternehmen auf dieser Art Kühlung besteht, wenn es andere Technologien gibt, die wahrscheinlich teurer sind, aber das Ökosystem erhalten und solch ein fundamentales Gut wie Trinkwasser schützen."
Auch in den USA wehren sich die Menschen gegen das Vorgehen von Google, das im Gegensatz zu seinen öffentlichen Beteuerungen in Wirklichkeit die Umweltfolgen seiner technologischen Einrichtungen ignoriert und geheim zu halten versucht.
Im Standort Mesa, inmitten einer Wüstenregion in Arizona, erhält Google garantierte vier Millionen Liter Kühlwasser täglich, in Berkeley/South Carolina zieht Google täglich sechs Millionen Liter aus einem angeblich bedrohten Quellgebiet ab.
Die dortige Vize-Bürgermeisterin Jenn Duff sagte "Wir haben die trockensten zwölf Monate seit 126 Jahren.", und zitierte Daten der National Oceanic and Atmospheric Administration. "Wir sind in Alarmbereitschaft, und ich denke, Rechenzentren bedeuten einen unverantwortlichen Umgang mit unserem Wasser".
Laut Venkatesh Uddameri, Professor und Direktor des Zentrums für Wasserressourcen an der Technischen Universität von Texas, verbraucht ein typisches Rechenzentrum etwa 12 bis 20 Millionen Liter Wasser pro Tag – die gleiche Menge Wasser wie eine Stadt mit 30.000 bis 50.000 Einwohnern".
Die heiße Luft in den Gerätehallen, die mit Hunderten von Rechnern bestückt sind, muss gekühlt werden. Alle Zentren benötigen irgendeine Form von Kühltechnologie. Normalerweise entweder Klimaanlagen – im Wesentlichen große Einheiten, die Luft mit Wasser oder Kältemittel kühlen – oder Verdunstungskühlung, bei der Wasser verdunstet, um die Luft zu kühlen. Verdunstungskühlung verbraucht viel weniger Strom, aber mehr Wasser. Da Wasser billiger als Strom ist, entscheiden sich Rechenzentren tendenziell für den wasserintensiveren Ansatz.
Allerdings beginnt neuerdings auch die Suche nach verbilligter Energie – wie in Chile, wo eine große Solaranlage in der Atacama-Wüste 80 Megawatt für das Rechenzentrum von Cerrillos liefern soll.
Google und Microsoft wollen ihren Wasserverbrauch verringern.
"Im Rahmen unserer Bemühungen beim Wasser-Management arbeiten wir daran, Wasser effizienter zu nutzen und Kreislauf-Techniken zu entwickeln", sagte Gary Demasi, Direktor für Energie und lokale Entwicklung bei Google. Des weiteren wolle man verstärkt eine kohlenstofffreie Sonnen- und Windenergie einsetzen.
Microsoft hat erklärt, "bis 2030 wasserpositiv" zu sein. Man will dann mehr Wasser liefern, als die Firma weltweit verbraucht. Dazu gehören Investitionen in Wiederauffüllungsanlagen und standortnahe Naturschutzprojekte.
Wird dieser Zeitplan dem rasant fortschreitenden Klimawandel noch gerecht?
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