Kolumbiens Präsident über Kritik an Russland: Der Westen hätte bei sich selbst anfangen sollen
Im Rahmen seines Besuchs in Spanien hat der kolumbianische Präsident Gustavo Petro der Zeitung El País ein exklusives Interview gewährt. In dem am Mittwoch veröffentlichten Gespräch ging der linke Politiker auch auf den Ukraine-Krieg ein. Petro betonte, dass sich dieser Konflikt auch auf Lateinamerika negativ auswirke. Trotzdem habe die Region keine Stellung im Ukraine-Krieg bezogen.
"Die lateinamerikanische Position ist, dass es ein Friedensabkommen geben soll, da wir angesichts all dieses Anstiegs der Lebensmittelpreise eine Zunahme von Hunger erlebt haben."
Der Staatschef betonte, dass die Region zwar nicht an dem Krieg interessiert sei. Das Narrativ des Westens in Bezug auf den Ukraine-Krieg erscheine aber den lateinamerikanischen Ländern nicht aufrichtig. Er verwies darauf, dass der Westen selbst andere Länder überfallen habe.
"Ich beziehe mich nicht nur auf die Invasionen im Nahen Osten, sondern auch auf die, die Lateinamerika erlebt hat. So fällt Großbritannien in die Malwinen ein. So sind die USA in Santo Domingo, auf die Insel Granada und in Panama eingefallen."
Bevor Russland zu kritisieren, hätte der Westen bei sich selbst anfangen sollen, antwortete Petro auf die Frage, ob die US-Invasionen die Bombardements in der Ukraine rechtfertigten.
"Wir schlugen einst vor, dass Invasionen und internationale Aggressionen als Verbrechen gegen die Menschheit eingestuft werden sollten. Die USA waren dagegen."
Pepa Bueno, die Direktorin von El País, entgegnete dem Politiker, dass Europa niemanden überfallen habe. Petro zeigte sich davon nicht überzeugt. Er verwies darauf, dass dich Europa hinter der NATO verstecke und durch die NATO andere Länder überfallen habe.
"Warum ist die Invasion in Libyen gut und die Invasion der Russen in der Ukraine schlecht?"
Weiter brachte der Präsident seine Meinung zum Ausdruck, dass der Konflikt in der Ukraine "leicht" zu Ende gehen würde, wenn man aufhören würde, die Ukraine als NATO-Gebiet zu betrachten. Dann hätten die Russen und die Ukrainer mehr Chancen, sich an den Verhandlungstisch zu setzen und den Krieg zu beenden.
Ende Januar hatte der Präsident mitgeteilt, die USA hätten Kolumbien darum gebeten, der Ukraine Waffen aus russischer Produktion zur Verfügung zu stellen. Petro zufolge habe seine Regierung diese Bitte abgelehnt, zudem der Politiker einräumte, dass diese Ausrüstung in schlechtem Zustand sei, da Bogotá keine Ressourcen besitze, um sie warten. Kolumbien sei auf niemandes Seite, deswegen werde kein einziges Stück der russischen Militärausrüstung im Ukraine-Konflikt zum Einsatz kommen, betonte Petro damals.
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Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.