Erste Fernsehansprache seit Machtübernahme: Taliban-Regierungschef bittet um Hilfe für Afghanistan
Knapp drei Monate nach seiner Ernennung hat sich der amtierende Regierungschef der Taliban, Mullah Mohammed Hassan Achund, erstmals an die Bürger Afghanistans gewandt. Seine Audiobotschaft wurde am Samstagabend im Staatsfernsehen veröffentlicht. Zuvor war Achund kritisiert worden, bei offiziellen Treffen nicht zu sprechen. Seine Ansprache erfolgte im Vorfeld der für nächste Woche geplanten Gespräche zwischen den Taliban und den USA in der katarischen Hauptstadt Doha.
In der mit Spannung erwarteten Rede rief er die Nation dazu auf, für das Taliban-Regime dankbar zu sein. Achund sagte, die Taliban hätten ihre Versprechen erfüllt, indem sie ihren Kampf gegen ausländische Kräfte bis zur Einsetzung einer islamischen Regierung und der Stabilisierung des Landes fortgesetzt hätten.
Er betonte, Hungersnöte, Arbeitslosigkeit und Preissteigerungen hätte es bereits vor der Machtübernahme durch die Taliban im Lande gegeben. Die Wirtschaftskrise könne gelöst werden, wenn rund neun Milliarden Dollar der afghanischen Zentralbankreserven, die größtenteils in den Vereinigten Staaten eingefroren seien, freigegeben würden, hieß es weiter.
Afghanistan steht vor einer humanitären Katastrophe, denn nach Schätzungen der Vereinten Nationen ist die Hälfte der 38 Millionen Einwohner derzeit vom Hungertod bedroht. Die Inflation ist aktuell außer Kontrolle, und die Lebensmittelpreise schnellten in die Höhe, da die ohnehin instabile Wirtschaft des Landes durch die Sanktionen und den Abzug auch der ausländischen Helfer nach der Machtübernahme durch die Taliban noch weiter gelähmt wurde. Diese ausländische Hilfe machte unter der vorherigen Regierung bis zu 75 Prozent des afghanischen Haushalts aus. In diesem Zusammenhang wandte sich der amtierende Premierminister an alle internationalen Wohltätigkeitsorganisationen mit der Bitte, "unserer erschöpften Nation zu helfen".
Achund sagte, seine Regierung sei für jeden frei zugänglich, auch die Rechte der Frauen würden geachtet. Innerhalb der derzeitigen Regierung gehören jedoch mehr als 90 Prozent der Regierungsvertreter einer einzigen ethnischen Gruppe an. Darüber hinaus sind keine Frauen beteiligt. In Bezug auf die Außenpolitik betonte Mullah Mohammed Hassan Achund, dass sich seine Regierung nicht in innere Angelegenheiten anderer Ländet einmischen werde und dass die Taliban-Regierung gute Wirtschaftsbeziehungen unterhalten wolle.
Mitte August hatten die Taliban die afghanische Hauptstadt Kabul erobert und nach dem Abzug der internationalen NATO-Truppen die Macht im ganzen Land übernommen. Danach bildeten sie eine Übergangsregierung mit Mullah Mohammed Hassan Achund als dem derzeit amtierenden Regierungschef.
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(rt/dpa)
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