Asien

Indien und China einigen sich auf Truppenabzug aus umstrittenem Grenzgebiet

Seit Jahren gelten die Beziehungen zwischen China und Indien wegen einer umstrittenen Grenze im westlichen Himalaya als angespannt. Nun einigten sich Peking und Neu-Delhi auf einen Kompromiss. Beide Länder wollen ihre Truppen aus dem umstrittenen Grenzgebiet abziehen.
Indien und China einigen sich auf Truppenabzug aus umstrittenem GrenzgebietQuelle: AFP © Money Sharma

Indien und China haben sich darauf geeinigt, die an einem Grenzpunkt in der Nähe der indischen Region Ladakh stationierten Soldaten abzuziehen und damit eine militärische Pattsituation zu deeskalieren, die seit Mai 2020 immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen geführt hatte.

In ähnlich formulierten Erklärungen gaben beide Seiten am Donnerstag die Entscheidung bekannt. Demnach werden sich die indischen und chinesischen Streitkräfte aus einem umstrittenen Grenzgebiet im Tal des Flusses Chang Chenmo zurückziehen.

Das chinesische Verteidigungsministerium erklärte:

"Am 8. September begannen die Grenztruppen des chinesischen und des indischen Militärs in Ganandaban gemäß dem Konsensus, der in der 16. Runde der Gespräche auf Kommandeursebene zwischen China und Indien erreicht wurde, mit dem planmäßigen Abzug,"

Und es fügte hinzu, dass dieser Schritt "der Aufrechterhaltung von Frieden und Ruhe in den Grenzgebieten dient." Chinas Außenamtssprecherin Mao Ning bezeichnete die Einigung am Freitag vor der Presse in Peking als "positives Signal". China hoffe auf eine weitere gute Entwicklung der Beziehungen zu seinem Nachbarland.

Auch Neu-Delhi erklärte, die Entscheidung werde dazu beitragen, "Frieden und Ruhe" in der Region zu wahren, und schloss sich damit Pekings Erklärung an. In der kommenden Woche findet im usbekischen Samarkand ein Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) statt. China und Indien gehören genauso wie Russland, Kasachstan, Kirgistan, Pakistan, Tadschikistan und Usbekistan der SOZ-Gruppe an. Nach derzeit unbestätigten Medienberichten könnten Chinas Präsident Xi Jinping und der indische Premierminister Narendra Modi in Usbekistan zusammentreffen.

Der Abzug der Truppen erfolgt nach einer Reihe von Grenzscharmützeln zwischen indischen und chinesischen Truppen, die im Frühjahr 2020 begonnen hatten. Im Sommer des gleichen Jahres kam es an der Line of Actual Control, der inoffiziellen Grenzlinie entlang des Galwan-Flusses, auch zu einem tödlichen Zwischenfall: Soldaten waren dort mit Steinen, Stöcken und Fäusten aufeinander losgegangen. Sowohl chinesische als auch indische Militärangehörige kamen dabei ums Leben. Dies war zugleich der tödlichste Zwischenfall zwischen China und Indien seit Jahrzehnten.

Der Grund für die Militärpräsenz ist ein langjähriger Territorialstreit zwischen den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Welt. Im Jahr 1962 kam es auch zu einem kurzen Krieg, den China für sich entscheiden konnte. Peking und Neu-Delhi wurden sich danach aber nicht über eine klar definierte Grenze einig, was im Laufe der Jahre immer wieder zu Auseinandersetzungen führte.

Nach Bekanntwerden der Einigung auf einen Truppenabzug beider Seiten wurden indische Offizielle in den lokalen Medien mit den Worten zitiert, dass es entlang der Grenze noch einige "Reibungspunkte" gebe, unter anderem in Demchok und Depsang. Sie fügten hinzu, dass Neu-Delhi China weiterhin drängen werde, diese Gebiete zu räumen.

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