Konfrontation im Pazifik: USA erweitern die militärische Einkreisung Chinas
Von Timur Fomenko
Die USA haben mit den Philippinen ein Abkommen geschlossen, mit dem sie sich den Zugang zu vier weiteren Militärbasen sichern und damit eine kritische Lücke in ihrer militärischen Einkreisung Chinas schließen.
Wie die BBC festhielt, handelt es sich bei den Stützpunkten um "wichtige Infrastruktur, die einen Platz in der ersten Reihe bieten wird, um die Chinesen im Südchinesischen Meer und rund um Taiwan zu überwachen". Damit schließt sich der "Bogen um China", der die US-Präsenz in Taiwan, Japan und Südkorea umfasst. Es hat schon etwas Ironisches, dies so zu formulieren, wenn man bedenkt, wie die USA und die westlichen Medien Peking immer wieder als Bedrohung in dieser Region darstellen.
Die Vereinigten Staaten verfolgen die Strategie, China militärisch einzukreisen und einzudämmen, und sind fest entschlossen, ihre Präsenz im asiatisch-pazifischen Raum durch eine Reihe multilateraler und bilateraler Allianzen erheblich zu vertiefen. Dazu gehört, sich auf den Philippinen festzunageln, die eine entscheidende geostrategische Position im Südchinesischen Meer einnehmen, unmittelbar südlich von Taiwan. Diese Position bedeutet – so sehr die philippinische Staatsführung es auch leugnen mag –, dass der Inselstaat, einst eine Kolonie der USA, letztendlich nicht vermeiden kann, in einen Konflikt zwischen den USA und China mit hineingezogen zu werden.
Die Geschichte wiederholt sich in vielerlei Hinsicht. Die Philippinen und andere assoziierte Territorien waren die Startrampe, die es den USA ermöglichte, eine Macht im asiatisch-pazifischen Raum zu werden. Im Spanisch-Amerikanischen Krieg gegen Ende des 19. Jahrhunderts annektierten die Vereinigten Staaten Gebiete, die einst Teil des globalen frühneuzeitlichen Einflussgebietes des Königreichs Spanien waren, darunter auch die Philippinen. Die USA betrachteten diesen Archipelstaat als wichtiges Tor zu den lukrativsten und bedeutendsten Schifffahrtsrouten der Welt. Die Philippinen existierten jahrzehntelang als amerikanische Kolonie, bevor sie 1946 ihre Unabhängigkeit erlangten. Anschließend dienten sie als militärische Plattform der USA im Kalten Krieg als Bollwerk des Antikommunismus in Asien.
Inzwischen hat sich die Welt in vielerlei Hinsicht verändert. Obwohl die USA einen neuen Vertrag zur militärischen Zusammenarbeit mit Manila abgeschlossen haben, werden sie dort nicht mehr jene umfassende Streitmacht stationieren, die sie einst im Land hatten. Ebenso betrachten die Philippinen China nicht mehr als kommunistischen Gegner des Kalten Krieges, sondern als lebenswichtigen Handels- und Wirtschaftspartner.
Die Vereinigten Staaten genießen es jedoch, geopolitische Konflikte auszunutzen, um andere Staaten hineinzuziehen und sie zu zwingen, Partei zu ergreifen. Beginnend mit der Ausrichtung des Fokus der USA nach Asien unter der Regierung von Barack Obama haben die USA eine militärische Einkreisung Chinas vorangetrieben, die Peking dazu veranlasst hat, darauf mit der Militarisierung des Südchinesischen Meeres zu reagieren und jahrzehntelange Streitigkeiten neu zu entfachen. Wenig überraschend brachte dies Peking in Konflikt mit seinen Nachbarländern. Einschließlich der Philippinen.
Während Manila in den vergangenen Jahren bedacht darauf war, China nicht zu verärgern, wandelte die Führung des Landes auf einem schmalen Pfad zwischen dem Wunsch nach engeren Beziehungen zu Peking und dem Versuch, sich in territorialen Streitigkeiten militärisch abzusichern. Der frühere philippinische Präsident Rodrigo Duterte war in seiner Außenpolitik wohl wesentlich mehr China und der Multipolarität zugeneigt. Dies rührt von der Erkenntnis her, dass die USA, obwohl sie historisch ein Partner sind, nicht alle Probleme des Landes lösen können, am wenigsten die chronische Armut und das organisierte Verbrechen. Allerdings gab es unter dem neuen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. – zumindest in militärischer Hinsicht – eine gewisse Rückbesinnung auf die USA, obwohl er Peking gleich zu Beginn dieses Jahres seinen ersten Staatsbesuch überhaupt abstattete.
Die militärische Strategie der Vereinigten Staaten gegenüber China zielt darauf ab, das Reich der Mitte innerhalb des geografischen Merkmals, das als "Die erste Inselkette Asiens" bekannt ist, schachmatt zu setzen. Diese Inselkette erstreckt sich vom russischen Fernen Osten über Japan und Taiwan bis zu den Philippinen und den Inseln des Südchinesischen Meeres. Mit anderen Worten, ein Krieg der USA gegen China kann gewonnen oder verloren werden, je nachdem, wer dieses Gebiet dominieren kann, weshalb die USA sowohl in Bezug auf Taiwan als auch auf das Südchinesische Meer so aggressiv geworden sind. Daher werden zusätzliche Basen auf den Philippinen den USA ermöglichen, im Ernstfall eine breitere Luft-, Geheimdienst- und Seemacht in die Region zu projizieren. Es bleibt abzuwarten, ob die Philippinen selbst in diesem Szenario tatsächlich zu einem Protagonisten werden.
So oder so ist klar, dass die USA in den letzten Monaten ihre Bemühungen, China technologisch und militärisch einzudämmen, stark hochgefahren haben. Wie im Fall von Russland handelt es sich hierbei um ein sich ständig erweiterndes Netzwerk von Bündnissen – und diese Bemühungen werden letztendlich das Risiko eines Krieges in der Region erhöhen.
Die Philippinen sind, wie die BBC erklärte, nicht wirklich uneingeschränkt mit im Spiel. Manila versucht, wenn man so will, einen Balanceakt zwischen "dem Besten aus beiden Welten" zu finden, aber die USA tun alles, um sicherzustellen, dass dies nicht möglich sein wird. Während China in seinen Beziehungen zu anderen Ländern meist pragmatisch bleibt, geht es Washington darum, andere dazu zu zwingen, Partei zu ergreifen, indem Situationen geschaffen werden, in denen diese Parteinahme alternativlos wird. Ob und wie lange Manila auf diesem Drahtseil balancieren kann, bleibt abzuwarten. Es stehen uns einige angespannte Jahre bevor.
Aus dem Englischen
Timur Fomenko ist ein politischer Analyst.
Mehr zum Thema - Die Philippinen: Für China und USA von zentraler strategischer Bedeutung
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.