Sieben Jahre Jemen-Krieg: Tausende tote Zivilisten, und Saudi-Arabien gibt sich als Friedensbringer
Groß ist die Bestürzung über die militärische Operationen in der Ukraine – weiter weg und weit weniger klar eingeteilt in eine Selbstverteidigung von Gut gegen Böse tobt im Jemen nunmehr seit sieben Jahren ein Krieg ohne sonderliche Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit.
Am 26. März 2015 begann der Krieg mit der Beteiligung der von Saudi-Arabien angeführten Koalition. Trotz des verheerenden menschlichen Leids, das sich dort seither abspielt, gibt es weit weniger Solidaritätsbekundungen mit den jemenitische Zivilisten. Dabei werden Tausende bei Luftangriffen der saudischen Koalition getötet, während zahlreiche weitere an vermeidbaren Krankheiten oder durch die saudische Hafenblockade Hunger leiden und die Infrastruktur in Schutt und Asche liegt.
Dass jedoch kaum Landesflaggen auf Facebook-Profilen zu finden sind, ganz im Gegensatz zur omnipräsenten blau-gelben Solidaritätsbekundung seit Februar dieses Jahres, hat wohl mehrere Gründe. Einer davon ist die saudische PR, die teils mit offenen Fakes, teils mit verdrehter Darstellung der Situation arbeitet. Auch Lobbyisten und PR-Spezialisten in den USA tragen hochprofessionell dazu bei.
Während Riad seither von Selbstverteidigung spricht, machen Fakten deutlich, dass das Vorgehen völlig unverhältnismäßig ist. Laut einem Bericht von Dr. Annelle Sheline, Middle East Research Fellow am Quincy Institute, führte die von Saudi-Arabien angeführte Koalition seit Beginn des Krieges im Jahr 2015 mehr als 24.600 Luftangriffe durch und tötete dabei über 9.000 jemenitische Zivilisten. Bei Angriffen der Huthis kamen demnach 59 saudische Zivilisten ums Leben.
Im Februar dieses Jahres war die Anzahl der saudischen Luftangriffe mit 700 höher als in jedem anderen Monat seit 2018, wie das Yemen Data Project feststellt, das Daten über den Krieg im Jemen sammelt.
Laut dem Thinktank Responsible Statecraft kann die saudische Lobby in Washington auf starke Unterstützung setzen, bietet sie doch lukrative Jobs für ehemalige Politiker. Da wäre zum Beispiel Tripp Baird, der enge Verbindungen zu den Republikanern im Senat hat, da er als Assistent des republikanischen Mehrheitsführers im Senat Trent Lott (Missouri) und später als legislativer Direktor des republikanischen Senators für Florida Mel Martinez tätig war.
Zusammen mit seiner Ehefrau Jennifer Baird, einer früheren Mitarbeiterin der Republikaner im Justizausschuss des Senats und im Energie- und Handelsausschuss des Repräsentantenhauses, leitet Baird "Off Hill Strategies". Dabei handelt es sich um eine Firma, die neben einer Reihe weiterer PR-Firmen von der saudischen Botschaft angeheuert wurde.
Im Januar 2022 verteilte Baird ein Schreiben an die Büros des Kongresses, wonach die Misere einzig den jemenitischen Huthi-Rebellen anzurechnen und die Aggression der Saudis nur eine Reaktion darauf sei. Zudem engagiert er sich bei der Heritage Action for America, die sich für die Fortsetzung der Waffenverkäufe an die von Saudi-Arabien angeführte Koalition im Jemen einsetzt und dies mit der "Verteidigung gegen die von Iran unterstützten Huthis im Jemen" begründet.
Einen Tag nach der Versendung von Bairds Brief, in dem er Saudi-Arabien als "engagiert, einen dauerhaften Frieden im Jemen zu erreichen" darstellt, führte die von Saudi-Arabien geführte Koalition einen Luftangriff auf ein Gefangenenlager in Sa'da durch. Dabei wurden 91 Zivilisten getötet, darunter drei Kinder, die auf einem nahe gelegenen Feld spielten.
Die bei dem Angriff verwendete lasergesteuerte Bombe war von Raytheon Technologies hergestellt worden, wie es bei Responsible Statecraft heißt. Demnach feierte der Vorstandsvorsitzende von Raytheon die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten in einer Telefonkonferenz mit Investoren wenige Tage später mit den Worten: "Wir sehen, so würde ich sagen, Möglichkeiten für internationale Verkäufe."
Der US-Rüstungskonzern setzt ebenfalls auf gezielten Lobbyismus und hatte dafür in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres 2,7 Millionen US-Dollar übrig. Schließlich ging es um den Einfluss auf politische Entscheidungen wie eine gemeinsame Resolution im Kongress, die den zuvor genehmigten Verkauf von Raytheon-Produkten an Saudi-Arabien ablehnen sollte.
Weitere Beispiele scheinen zu zeigen, wie saudisch geführte Luftangriffe im Jemen geradezu begleitet werden von PR-Aktionen in den USA. Bei einem Luftangriff am 12. März 2021 waren 18 Menschen in einem Wohngebiet in Makbana getötet worden. Nur drei Tage später versendete die US-amerikanisch-britische Anwaltskanzlei Hogan Lovells Briefe, in denen das "unerschütterliche Engagement des (saudischen) Königreichs für den Frieden im Jemen" bekräftigt wurde. Der ehemalige republikanische Senator Norm Coleman verteilte viele dieser Schreiben am selben Tag, an dem im Jemen 178 Luftangriffe durchgeführt wurden.
Im Mai 2021, kurz nachdem bei einem Luftangriff auf ein Wohngebiet elf Zivilisten in Sirwah getötet worden waren, verschickt Hogan Lovells ein Schreiben, in dem es hieß, Saudi-Arabien unterstütze eine "friedliche Lösung des Konflikts im Jemen". Weniger als eine Woche später wurden bei einem Luftangriff auf ein medizinisches Zentrum weitere sieben Zivilisten getötet.
Saudi-Arabien behauptet weiter, dass es nicht der Aggressor ist, und gab viel Geld aus, um dieses Narrativ in den USA zu fördern. Rund 100 Millionen US-Dollar soll Riad bisher ausgegeben haben, um den Eindruck zu erwecken, es ginge Riad um "Frieden" im Nachbarland, wo Tausende von Zivilisten durch Luftangriffe, Hunger und Krankheiten getötet wurden.
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