Bevorstehende Parlamentswahlen im Libanon: Bleiben die Sunniten den Wahlurnen fern?
Nach der Entscheidung des ehemaligen libanesischen Premierministers Saad Hariri, nicht für das Parlament zu kandidieren, und seinem Aufruf an die Sunniten, die Wahlen zu boykottieren, ist die saudische Führung in Riad im Angstmodus, da Hariris Vorgehen der Hisbollah im Libanon bei den anstehenden Wahlen in die Hände spielen könnte.
In einem neuerlichen Artikel beschreibt die prosaudische Zeitung Al-Hayat Hariri als "Verräter" am Libanon und der sunnitischen Gemeinde, der Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah in die Hände spiele und einem Erstarken der Hisbollah Vorschub leiste.
Hariri lebt derzeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten und kündigte bereits an, dass er erst nach den Wahlen in den Libanon zurückkehren wird – ein Schritt, der den sunnitischen Bevölkerungsteil im Libanon faktisch ohne Vertretung oder Führung bei den anstehenden Wahlen zurückließ. Nun wird spekuliert, dass der "sunnitische Boykott", zu dem Hariri aufruft, die Position der Hisbollah und ihrer Verbündeten in der von Michel Aoun geführten "Freien Patriotischen Bewegung" verbessern könnte.
Die Zukunftsbewegung von Hariri rief zwar nicht offiziell zum Boykott auf, aber in ihren Hochburgen in Beirut hängen Plakate, auf denen die Menschen aufgefordert werden, auf die Wahlteilnahme zu verzichten. Al Jazeera berichtete kürzlich: "Weniger als zwei Wochen, bevor die Libanesen zu den Wahlurnen gehen, um neue Abgeordnete zu wählen, sind die Wände vieler sunnitischer Viertel mit Plakaten gepflastert, die zum Boykott der Wahlen aufrufen." Laut dem unabhängigen Meinungsforscher Kamal Feghali wird die Wahlbeteiligung in den mehrheitlich sunnitischen Bezirken des Libanon besonders niedrig sein.
Die sunnitische muslimische Gemeinschaft ist ein traditionelles Gegengewicht zur Hisbollah, einer mächtigen, von Iran unterstützten schiitischen Gruppe im Libanon. Die Verteilung wichtiger Posten in der libanesischen Regierung ist konfessionell geregelt. Der libanesische Präsident, derzeit Aoun, muss maronitischer Christ, der Premierminister sunnitischer Muslim, der Oberbefehlshaber der Streitkräfte wiederum ein Christ und der Sprecher der gesetzgebenden Nationalversammlung Schiit sein.
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