Nahost

Terrorismus im Staatsauftrag: Von US-Plänen zur Destabilisierung Syriens

Die USA planen, die Situation in Syrien mithilfe der ihnen untergebenen, rechtswidrig bewaffneten Gruppierungen (Terroristen) und der IS-Kämpfer zu erschüttern. Die USA sind dabei, einige radikale Einheiten mit einer Gesamtzahl von etwa 300 Personen zu bilden. Sie sollen nach erfolgtem Training an Anschlägen auf militärische Einrichtungen in Syrien und Iran beteiligt sein.
Terrorismus im Staatsauftrag: Von US-Plänen zur Destabilisierung SyriensQuelle: AFP © Drew Angerer

Von Alexei Sakwasin, Jelisaweta Komarowa

Washington führe weiterhin terroristische Gruppierungen an, um die Lage in Syrien zu destabilisieren, sagte Sergei Naryschkin, Direktor des russischen Auslandsgeheimdienstes (SVR). Den Angaben des SVR zufolge werden die Terroristen demnächst Pick-ups mit großkalibrigen Maschinengewehren, schultergestützte Flugabwehrraketen vom Typ Igla sowie tragbare Panzerabwehrlenkwaffen vom Typ TOW und NLAW erhalten. Die Führung werden US-Geheimdienste und Mitarbeiter des US Central Command übernehmen. Die Experten sind der Meinung, dass dieses Vorgehen die illegale Förderung syrischen Öls erhöhen und die Normalisierung der Beziehungen zwischen Damaskus und anderen Ländern des Nahen Ostens verhindern soll.

Die Vereinigten Staaten planen, die Situation in Syrien mithilfe der ihnen untergebenen rechtswidrig bewaffneten Gruppierungen (Terroristen) und der IS-Kämpfer zu erschüttern. So lautet die Mitteilung Naryschkins.

"Eine besondere Rolle nimmt dabei die Freie Syrische Armee ein, ein Verbund von bewaffneten kurdischen und arabischen Oppositionseinheiten, die im Zentrum und Nordosten des Landes operieren. Mit deren Hilfe arbeiten die USA und ihre britischen Verbündeten mit den verbliebenen Untergrundformationen des 'Islamischen Staates' in abgelegenen Gebieten des Landes zusammen", wird Naryschkin vom Pressedienst des SVR zitiert.

Die Koordination dieser subversiven Aktivitäten erfolgt von einer US-Militärbasis in der Nähe der Ortschaft at-Tanf in der Provinz Homs aus.

"Die Basis der US-Armee befindet sich an der Grenze zwischen Syrien, dem Irak und Jordanien in der Nähe der Ortschaft at-Tanf. Der von ihr kontrollierte Bereich umfasst eine 55 Kilometer lange Zone rund um die Stadt", heißt es in den Unterlagen des Sicherheitsdienstes. Das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation hat bereits erklärt, das Territorium von at-Tanf sei von den US-Streitkräften besetzt. Des Weiteren befinden sich in der Region Banditenformationen. Die bewaffneten Kämpfer sind eine Gefahr für die Zivilbevölkerung und werden von den USA für Provokationen gegen die syrische Armee eingesetzt.

Dem SVR zufolge werden derzeit die Fragen der Bewaffnung dieser Terroristen in at-Tanf geregelt. In Kürze sollten die Kämpfer mehrere Dutzend Pick-ups mit Allradantrieb und großkalibrigen Maschinengewehren, tragbare Flugabwehrsysteme sowie tragbare Panzerabwehrsysteme erhalten.

Blutsverwandte im Geschäft des Terrorismus

Der SVR stellte fest, dass die Vereinigten Staaten die Absicht haben, Terroristen gegen Regierungskräfte und staatliche Strukturen in Syrien einzusetzen. Die Planung dieser Maßnahmen erfolgt durch die US-Geheimdienste und Offiziere des Zentralkommandos der US-Streitkräfte. "Das Ziel dieser kriminellen Aktivitäten ist es, die Situation in Syrien zu destabilisieren. Aufgabe des IS-Gesindels sind Kampfhandlungen im Südwesten Syriens (Provinzen as-Suwaida und Daraa), im zentralen Landesteil (Homs) und östlich des Euphrat (Raqqa, Deir ez-Zor)", informiert der russische Geheimdienst.

Die USA sind dabei, einige radikale Einheiten mit einer Gesamtzahl von etwa 300 Personen zu bilden. Sie sollen nach erfolgtem Training an Anschlägen auf militärische Einrichtungen in Syrien und im Iran beteiligt sein. Ferner beabsichtigen die Auftraggeber, einen Teil der Terroristen zum Zwecke der Entführung von russischen und iranischen Soldaten in der Hauptstadtregion einzusetzen.

"Die enge Zusammenarbeit der USA mit islamischen Terroristen, einschließlich IS-Kämpfern, macht sie zu Blutsverwandten. Im Grunde genommen ist diese Tätigkeit der USA nichts anderes als Staatsterrorismus", betonte der SVR.

Wie man weiß, ist in Syrien seit 2015 ein begrenztes Kontingent der russischen Streitkräfte präsent. Die russischen Truppen sind auf dem Luftwaffenstützpunkt Hmeimim und im Hafen von Tartus stationiert. Dank der militärischen Unterstützung Russlands in den Jahren 2015 bis 2017 konnte Damaskus die Kontrolle über den größten Teil des Territoriums der Republik zurückgewinnen und dem IS eine Niederlage bereiten.

Inzwischen unterstützt Damaskus die Idee einer Ausweitung der russischen Militärpräsenz im Land. So traf der syrische Staatschef Baschar al-Assad am 15. März den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Kreml. In dem Gespräch betonte Assad, es beginne eine neue Phase der Beziehungen zwischen den beiden Ländern.

Nach Angaben von Experten, die von RT befragt wurden, waren die USA immer sehr negativ gegenüber Moskaus Rolle bei der Lösung des Syrienkonflikts gestimmt, mussten aber Russlands legitime militärische Präsenz in der Arabischen Republik dulden. In einem Gespräch mit RT äußerte Wladimir Batjuk, Leiter des Zentrums für politisch-militärische Studien am Institut für die USA und Kanada der Russischen Akademie der Wissenschaften, die Annahme, dass Washington nun erneut versuchen will, die Situation in Syrien zu destabilisieren, indem es seine rechtswidrige Präsenz in der Republik und seinen Einfluss auf lokale Banditenformationen nutzt.

"Die Einmischung Washingtons in die Angelegenheiten Syriens hat bereits im Jahre 2011 zu einem Bürgerkrieg und dem Aufstieg des IS geführt. Nur mit großer Mühe und mit Moskaus Unterstützung gelang es Damaskus, die Kontrolle über den größten Teil des Landes zurückzugewinnen und den 'Islamischen Staat' zu vertreiben. Allerdings verhalten sich die USA weiterhin subversiv. Sie besetzen rechtswidrig einen Teil des Territoriums der Arabischen Republik Syrien, rekrutieren Terroristen und versuchen, die Situation in Syrien immer wieder zu erschüttern", bemerkte Batjuk.

Dem Experten zufolge ist Washington daran interessiert, die Terroristen als Kampfmittel gegen Damaskus, Moskau und Bagdad einzusetzen. Im Endeffekt, so Batjuk, beabsichtigen die USA, so viele natürliche Ressourcen Syriens wie nur möglich in ihre Hände zu bekommen. Der SVR hat bereits früher berichtet, dass die Vereinigten Staaten die natürlichen Ressourcen Syriens ausbeuten. Unter anderem ist Washington am illegalen Handel mit Erdöl beteiligt, das in den besetzten Gebieten der nordöstlichen Arabischen Republik gefördert wird.

"Bis zu drei Millionen Barrel Rohöl werden jeden Monat aus Feldern in den Provinzen Hasaka, Raqqa und Deir ez-Zor gefördert. Etwa ein Drittel des gestohlenen Erdöls wird unter Vermittlung der USA zu einem Preis von 35 bis 40 Dollar pro Barrel an die kurdische Autonomieregion im Irak verkauft", heißt es im Bericht des SVR.

Die Aufgabe des US-Kontingents und der PMCs sei es, Konvois mit Erdöl zu begleiten sowie die Förder- und Verarbeitungsinfrastruktur zu schützen, so der SVR.

Laut Batjuk ist die syrische Erdölförderung ein profitables Geschäft für die Vereinigten Staaten. "Als die Erdölfelder in Syrien von der IS besetzt waren, machten diese einen guten Profit. Heute ist dieses illegitime Geschäft in den Händen der USA. Und sie möchten diese natürlich verschleiern", meint Batjuk.

Gegenmittel zur Normalisierung

Wassili Ostanin-Golownja, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachabteilung für Mittleren und Postsowjetischen Osten an der Russischen Akademie der Wissenschaften, erklärte RT, die USA verfolgten in Syrien hauptsächlich politische Ziele. Dazu gehört insbesondere der Versuch, die Normalisierung der Beziehungen zwischen Damaskus und anderen arabischen Ländern zu verhindern. Und die von der SVR veröffentlichten Pläne Washingtons, die Lage in der Republik mithilfe terroristischer Formationen zu destabilisieren, zielen genau darauf ab.

"Washington ist heute besonders darüber verärgert, dass Baschar al-Assad, gegen den ein solch langer Kampf geführt wurde, sein Land in die Arabische Liga zurückführt und Beziehungen zu den Staaten in dieser Region aufbaut. Davon zeugen der Besuch Assads in den Vereinigten Arabischen Emiraten und die Absicht Saudi-Arabiens, die Beziehungen zum offiziellen Damaskus wiederherzustellen", erzählte Ostanin-Golownja.

Der Experte ist der Meinung, dass eine Destabilisierung in der Arabischen Republik Syrien, auch im Rahmen der Bemühungen um eine Annäherung zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, die seit Jahrzehnten verfeindet sind, von Vorteil für die USA ist. "Die syrische Angelegenheit steht im Mittelpunkt dieser Normalisierung auf Augenhöhe mit der jemenitischen", so Ostanin-Golownja.

Es sei daran erinnert, dass der König von Saudi-Arabien Salman bin Abdulaziz Al Saud den iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi am 19. März zu einem Besuch in die Hauptstadt des Königreichs eingeladen hat. Zuvor hatten sich Riad und Teheran unter Vermittlung Chinas auf die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen geeinigt. Diese beiden Staaten beabsichtigen, die bestehenden Streitigkeiten und Differenzen in naher Zukunft beizulegen.

In einem Interview erklärte Assad neulich dem leitenden Korrespondenten von RT Arabic Sargon Hadaya, dass die Arabische Republik kein Schauplatz der iranisch-saudischen Konfrontation mehr sei.

Nach Ansicht von Ostanin-Golownja hat die Normalisierung der Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran das Potenzial, die Situation im Nahen Osten grundlegend zu verändern, und zwar nicht zugunsten der Vereinigten Staaten. In einer möglichen neuen Runde des Syrienkonflikts sieht Washington die Chance für eine Spaltung zwischen Riad und Teheran.

"Die Normalisierung und Annäherung zwischen Saudi-Arabien und dem Iran ist ein sehr wichtiger Prozess für die Stabilisierung des Nahen Ostens. Außerdem, soweit ich das beurteilen kann, beabsichtigen beide Länder, die übermäßige US-Präsenz in der Region durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit Moskau und Peking zu kompensieren. Die USA müssen entsprechende Maßnahmen ergreifen, und das ist wahrscheinlich der Grund, warum sie sich wieder Syrien zuwenden, das während des Bürgerkriegs ein Schauplatz der Konfrontation zwischen Saudi-Arabien und dem Iran war", erklärte Ostanin-Golownja.

Diese Meinung teilt Batjuk. Der Experte vertritt die Ansicht, dass die USA infolge der von Moskau vermittelten Vertiefung der iranisch-saudischen Beziehungen befürchten, dass auch zahlreiche Streitigkeiten zwischen Syrien und der Türkei gelöst werden könnten.

Im Januar 2023 räumte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Möglichkeit eines Treffens mit Assad ein. Und auch der syrische Staatsoberhaupt schloss dies in einem Interview mit RT nicht aus mit der Bemerkung, dass ein solcher Dialog unter der Bedingung eines Abzugs der türkischen Truppen aus Syrien und einer Einstellung der Unterstützung für die illegalen Banditenformationen stattfinden könne.

Batjuk erklärte, dass die Vereinigten Staaten keine weitere politische Niederlage im Nahen Osten erleiden wollen. "Russland fungiert als Hauptvermittler bei den Kontakten zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Syrien und der Türkei. Sollte dies geschehen, würde dies nach der Wiederaufnahme des iranisch-saudischen Dialogs einen neuen empfindlichen Schlag gegen die Position Washingtons im Nahen Osten bedeuten. Das wäre eine neue große politische Niederlage für die USA. Und natürlich werden die Vereinigten Staaten versuchen, dies zu unterbinden", so Batjuk abschließend.

Zuerst erschienen bei RT. Übersetzt aus dem Russischen.

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