London schlägt Alarm: Russland könnte Tausende Menschen in Großbritannien mit Chemiewaffen töten
Bei einem Besuch in Estland sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace, dass die Beziehungen zwischen Großbritannien und Russland aufgrund des Angriffs mit einem Nervenkampfstoff in Salisbury im Jahr 2018 ernsthaft geschädigt worden seien. Wallace äußerte auch seine Befürchtung über die zunehmende Präsenz von russischen Schiffen und Flugzeugen in britischen Hoheitsgewässern und am Himmel. Laut Daily Telegraph sagte er:
"Diese Art von Nervenkampfstoff könnte unter anderen Umständen Tausende von Menschen töten."
In der heutigen Zeit sei dieser Einsatz "etwas Außergewöhnliches. Das russische Verhalten entspricht nicht mehr den Normen, die es früher gegeben hat", so Wallace.
Er versprach, auf Russland weiter einzuwirken: "Ich denke, wir würden Russland immer dazu auffordern, die Beziehungen zu verbessern und die internationale Rechtsstaatlichkeit einzuhalten und sicherzustellen, dass wir zu einer guten Beziehung zurückkehren."
Die britischen Zeitungen schlugen daraufhin alarmistische Töne:
"Verteidigungsminister warnt: Moskau ist zu einem zweiten Giftanschlag im Stil von Salisbury fähig, der Tausende in Großbritannien töten könnte" (Daliy Telegraph)
"Russland könnte Tausende auf den Straßen Großbritanniens töten –Großbritannien schlägt Alarm wegen eines chemischen Angriffs" (Express)
"Russland ist in der Lage, Tausende mit einer neuen chemischen Waffe auf den Straßen von Großbritannien zu töten, warnt Verteidigungsminister" (Daily Mail)
Ben Wallace besuchte zusammen mit seinem estnischen Kollegen die NATO-Militärbasis Tapa. Diese wurde, wie amtlichen Quellen in Estland zu entnehmen ist, zur "Stärkung der Verteidigungs-und Abschreckungsfähigkeiten der NATO nach der russischen Aggression in der Ukraine an die Ostgrenze des Bündnisses" verlegt. Die NATO-Kampfgruppe in Estland besteht aus den Streitkräften Großbritanniens, Dänemarks und Frankreichs.
In den letzten Monaten hat sich Großbritannien in der Ukraine und in der Arktis mit Militärübungen sehr aktiv gezeigt. Für Aufsehen sorgte ein Tweet, in dem das britische Verteidigungsministerium die Ukraine als Russlands "Hinterhof" bezeichnete – RT DE berichtete. Auch im Bereich Cybersicherheit bestehen derzeit Spannungen. Der britische Verteidigungsstabschef Nicholas Carter sagte am Samstag in einem Interview mit der Times, dass Russland im Cyberbereich eine "akute Gefahr" sei. Im Falle eines Angriffs müsse man mit einer "Eskalation im Cyberspace bei gleichzeitiger Reduzierung der Maßnahmen in der Luft oder auf See" reagieren, sagte er.
BBC vs Putin: Wer trägt die Schuld?
Während der traditionellen jährlichen Pressekonferenz des russischen Präsidenten war es ausgerechnet ein britischer BBC-Korrespondent, der Putin fragte, ob er sich "zumindest für einen Bruchteil" für die Verschlechterung der Beziehungen zwischen Russland und dem Westen verantwortlich fühle.
Der Journalist nannte dabei Beispiele des angeblichen Fehlverhaltens Russlands in den letzten Jahren – "von der Annexion der Krim bis zum Einsatz von Chemiewaffen auf britischem Territorium in der Stadt Salisbury". Ihr seid doch nicht so "weiß und flauschig", meinte er (sprichwörtliche Redewendung im Russischen, die Unschuld bedeutet) und wies in seiner nächsten Frage auf die Vorwürfe einer Nowitschok-Vergiftung des Politaktivisten Alexei Nawalny hin.
Putin wies die Vorwürfe zurück und wies auf die militärische Aufwallung der NATO-Infrastruktur vor Russlands Grenze und den US-Ausstieg aus mehreren Abrüstungsabkommen hin. Der Verdacht einer chemischen Attacke auf Alexei Nawalny sei bislang mit keinem Beweis belegt.
Da Russland auch ein kleineres Militärbudget als Großbritannien – NATO nicht mit eingerechnet – und kein weltweites Netz militärischer Infrastruktur unterhalte, sei Russland doch "weiß und flauschig" – wenigstens im Vergleich zu den NATO-Staaten, meinte der russische Präsident zu dem Journalisten. Obwohl Putin in seiner Ausführung schlussendlich dem nordatlantischen Militärbündnis Aggressivität bezichtigte, rief er alle Parteien auf, miteinander in Freundschaft zu leben.
Viele Leser kommentieren kritisch
Obwohl Leserkommentare keineswegs als Abbild für öffentliche Resonanz taugen, ist zu bemerken, dass es sehr viele kritische Kommentare bei express und Daily Mail gab. Darauf wies das russische Portal inosmi.ru hin, das auf Übersetzungen ausländischer Presse spezialisiert ist.
"Nowitschok vergiftet nicht nur 'ein bisschen', es wurde entwickelt, um zu töten und sehr schnell zu töten"; "Nun ja, kaum hatte Biden gewonnen, fing unsere Regierung sofort an, Russland zu hassen"; "Glücklicherweise sind die Menschen heute besser informiert und nicht so sehr von der Regierungspropaganda gefangen (...) Säbelrasseln und Gezänk gehören der Vergangenheit an. Versuchen Sie, dem Feind auf diese Weise Angst einzuflößen und ihn einzuschüchtern?", so die Leser-Kommentare.
Mehr zum Thema - Putin zu Aussagen von AKK über Russland: Triviale Klischees und kontraproduktiv für unsere Beziehung
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.