Teilnehmer am Sturm aufs Kapitol sucht politisches Asyl in Weißrussland
Evan Neumann heißt der 49-jährige US-Unternehmer und Anhänger des Ex-Präsidenten Donald Trump, der in einem RT-Interview von seinem Abenteuer bei der Flucht vom US-amerikanischen Inlandsgeheimdienst FBI nach Weißrussland erzählt. Das Gespräch fand in einer weißrussischen Stadt statt und wurde am Samstag ausgestrahlt. Auch das weißrussische Fernsehen hatte wenige Tage zuvor über den US-Amerikaner berichtet.
Nach Weißrussland war Neumann aus der Ukraine über Wälder und Sümpfe gelangt. Nach der Ankunft stellte er sich der Polizei und bat um politisches Asyl.
"Ich wusste, dass ich nicht in der Lage sein würde, die Grenze zu überqueren. Ich konnte nicht über den üblichen Grenzübergang gehen, weil man mich festhalten und den Amerikanern als Geschenk für den bevorstehenden Gipfel übergeben würde."
RT-Korrespondenten erzählte Neumann, wie er durch den Wald ins Land gekommen war, "mit Schlangen, Wildschweinen und so vielen Spinnen, wie man es sich nicht vorstellen kann".
Das Überqueren der Grenze hatte noch im August stattgefunden. Zuvor hatte Neumann vier Monate in einer Stadt in der Zentralukraine verbracht, bis er bemerkte, dass er vom Geheimdienst SBU beschattet wird. In die Ukraine reiste der Flüchtende mit einem Auto aus Polen.
In den USA wurde Neumann wegen der Teilnahme an den Ausschreitungen vor und im Kapitol in der Hauptstadt Washington als "inländischer Terrorist" gesucht. "Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass ich auf der FBI-Liste stehen könnte, und als ich nachsah, stand da 'wegen Angriffs auf einen Bundesbeamten'", erklärte er. "Und ich wusste, dass ich keinen Bundesbeamten angegriffen hatte."
Obwohl er die Vorwürfe bestreitet, gibt Neumann zu, dass er sich wünschte, er hätte sich bei den berühmt-berüchtigten Unruhen am 6. Januar in Washington anders verhalten. "Ich hatte jemandem versprochen, mich in der Menge zurückzuhalten, und dieses Versprechen habe ich nicht gehalten. Das ist das Erste, was ich bedauere", sagte er. "Und ich bedauere, dass ich unhöflich zur Polizei war", fügte er hinzu.
Im Juni hatte der US-Sender ABC7 News über Neumann als einen der vom FBI "meistgesuchten Männer" berichtet. Er sei in sechs Fällen angeklagt. Dazu gehören Angriff, Widerstand gegen die Staatsgewalt oder Behinderung von Beamten, Behinderung von Strafverfolgungsbehörden während ziviler Unruhen sowie gewaltsames Eindringen und ordnungswidriges Verhalten auf dem Gelände des Kapitols. Auf dem im Beitrag gezeigten Videoregistrator eines Polizisten war zu sehen, wie Neumann die Polizeiabsperrung vor dem Kapitol-Gelände durchbricht und einen Polizisten verbal angreift.
Der US-Sender berichtete, dass Neumann noch im Februar die USA verlassen hatte, sein Haus habe er noch im Frühjahr für 1,3 Millionen Dollar über einen Immobilienmakler verkauft. Seine Frau und zwei Kinder blieben in den USA zurück. Bevor der Unternehmer ins Visier der Behörden geriet, hatte Neumann als "legendärer Designer" gegolten, der sein Geld mit extravaganten Ideen verdient. In einem Interview erzählte Neumann, dass er in seinen Jugendjahren schon in der DDR, in Prag, Kiew und Moskau gelebt habe.
Ob seinem Asylantrag in Weißrussland stattgegeben wird, ist noch unbekannt. Wie die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti berichtet, äußerte sich die weißrussische Migrationsbehörde nicht zu den Informationen über Neumann und verwies auf die Vertraulichkeit solcher Daten. Nach Angaben der Agentur haben in diesem Jahr drei US-Bürger in Weißrussland Flüchtlingsstatus, subsidiären Schutz oder Asyl beantragt. Ihre Anträge werden derzeit noch geprüft.
Mehr zum Thema - Capitol-Hill-Unruhen vom 6. Januar: Neue Fragen an das FBI kommen auf
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.