Kunstfälschung? Kölner Auktionshaus zieht fragwürdige Werke Russischer Avantgarde aus Versteigerung
Das renommierte Kölner Auktionshaus Van Ham hat kurz vor der Versteigerungen moderner und zeitgenössischer Kunst neun Werke der Russischen Avantgarde zurückgezogen. Und in diesem Fall liegt es – ausnahmsweise einmal – nicht an der aktuellen geopolitischen Situation: Die Bilder stehen im Verdacht, gefälscht zu sein. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 30. Mai berichtete, handele es sich um Arbeiten, die den russischen Avantgardisten Ljubow Popowa, Wassili Jermilow, El Lissitzky, Aristarch Lentulow und Ilja Tschaschnik zugeschrieben wurden. Einige Lose stammen aus der Sammlung des früheren Vorstandssprechers der Deutschen Bank Hilmar Kopper, weitere gehörten dem früheren Siemens-Aufsichtsratschefs Gerhard Cromme. Viele dieser Werke waren zudem in den 2000er Jahren mehrfach international ausgestellt worden.
Wie das Auktionshaus Van Ham der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) mitteilte, sei der Hinweis über mögliche Fälschungen von der Polizei gekommen. Bevor Zweifel an der Echtheit der Kunstwerke aufkamen, waren diese als Arbeiten russischer Avantgardekünstler allerdings bereits in den Auktionskatalog von Van Ham aufgenommen worden. Dass dies überhaupt geschehen konnte, rechtfertigt das Auktionshaus nun mit Zeitnot, da die Werke kurz vor der Versteigerung eingereicht worden wären. "Zusammenfassend müssen wir feststellen, dass keines der Werke ohne Abschluss der Recherchen und naturwissenschaftlichen Untersuchungen in den Katalog hätte aufgenommen werden sollen", so ist das Auktionshaus gegenüber der FAZ.
Nun seien die fraglichen Arbeiten der Russischen Avantgarde in die Datenbank kritischer Werke eingetragen worden – und werden von Forschern analysiert.
Das renommierte Kölner Auktionshaus, im Jahr 1959 von Europas erster Auktionatorin und Kunsthistorikerin Carola van Ham gegründet, ist allerdings nicht das erste Opfer des Marktes für gefälschte Werke der Russischen Avantgarde.
So waren auch bei der Vorbereitung einer Ausstellung über die russische Moderne in dem Wiener Museum Albertina, die im Jahr 2016 stattfinden sollte, mutmaßliche Fälschungen russischer Avantgardisten aufgeflogen: Sieben Bilder aus der berühmten Sammlung Batliner waren nach den umfassenden wissenschaftlichen Untersuchungen, die drei Jahre gedauert hatten, disqualifiziert worden.
Werke dieser Epoche seien sehr, sehr gefragt und würden in Russland, aber auch in anderen Ländern gefälscht, oft mitsamt raffiniert erfundenen Herkunftsangaben, sagte damals der Direktor der Albertina Klaus Albrecht Schröder gegenüber der Zeitung Tagesanzeiger. Deshalb sei man in der Albertina bei der russischen Avantgarde "immer doppelt und dreifach vorsichtig", betonte Schröder auch später in einem Interview für Die Presse.
Die Russische Avantgarde hatte einst die bildende Kunst radikal verändert – die russischen Revolutionäre hatten darin nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution 1917 einen Durchbruch gesehen, unter Stalin wurde sie in der Sowjetunion jedoch verboten und geriet später fast in Vergessenheit. Vor einigen Jahren war der westliche Kunstmarkt jedoch mit Werken russischer Avantgardisten nahezu überflutet worden – Kunsthändler waren nach dem Zweiten Weltkrieg in die Sowjetunion und später nach Russland geströmt und hatten alles aufgekauft, was von den Avantgardisten in den Händen von Privatpersonen noch vorhanden war. Die Nachfrage war jedoch viel größer als das Angebot, so dass dann für Fälschungen ein gewaltiger Markt entstand. Heute wird die Kunst der Russischen Avantgarde weltweit wohl am häufigsten gefälscht, denn solche Werke der avantgardistischen Künstler werden auf Auktionen für zweistellige Millionenbeträge verkauft. Wie die Zeitung Der Standard im Jahr 2018 bemerkte, sei die Russische Avantgarde vor allem deshalb so leicht zu fälschen, weil es durch die Jahre des Eisernen Vorhangs im Westen zu wenig historische Dokumentation und seriöse Fachliteratur über diese Kunstepoche gebe.
Kurioserweise wurden die angeblich gefälschten russischen Avantgardisten nun beinahe in jener Stadt versteigert, in der auch das Museum Ludwig bereits eine umfassende Ausstellung über ebensolche Fälschungen der russischen Kunst unter dem Motto "Russische Avantgarde im Museum Ludwig – Original und Fälschung. Fragen, Untersuchungen, Erklärungen" in den Jahren 2020 und 2021 gezeigt hatte. Diese Ausstellung machte vor allem deutlich, dass auch heute noch große Museen in der ganzen Welt Gemälde russischer Avantgardisten aufbewahren, an deren Echtheit zu Recht ernsthafte Zweifel bestehen.
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