"Hauptrolle in einem Käfig"? Offener Brief von Roger Waters an Wladimir Selenskijs Ehefrau
Am 5. September informierte der britische Musiker Roger Waters, Mitbegründer der legendären Gruppe Pink Floyd, über seine Social-Media-Konten, dass er in einem Offenen Brief an Olena Selenska, die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Selenskij, seine Gedanken zu den jüngsten Äußerungen der Präsidentengattin kundgetan hat. Einleitend fragt er die Ehefrau von Selenskij in seinem Twitter-Beitrag:
"Haben Sie eine Statistenrolle im Krieg gegen eine Hauptrolle in einem Käfig eingetauscht?"
"Did you exchange a walk on part in the war for a lead role in a cage?"An Open letter to Mrs. Olena Zelenska from Roger Waters - Sunday 4th September 2022Dear Mrs. Zelenska... Read more: https://t.co/YPe13ChnwEpic.twitter.com/y7BV1MW2Zw
— Roger Waters (@rogerwaters) September 5, 2022
Der auf Facebook veröffentlichte offene Brief lautet im Original:
Liebe Frau Selenska,
Mein Herz blutet für Sie und alle ukrainischen und russischen Familien, die durch den schrecklichen Krieg in der Ukraine am Boden zerstört wurden. Ich bin in Kansas City, USA. Ich habe gerade einen Beitrag auf BBC.com gelesen, der offenbar einem Interview entnommen ist, das Sie bereits für eine Sendung "Sunday with Laura Kuenssberg" aufgezeichnet haben, die heute, am 4. September, bei der BBC ausgestrahlt werden soll. BBC.com zitiert Sie mit den Worten: "Wenn die Unterstützung für die Ukraine stark ist, wird die Krise kürzer sein."
Hmmm? Ich denke, das könnte davon abhängen, was Sie mit "Unterstützung für die Ukraine" meinen. Wenn Sie mit "Unterstützung für die Ukraine" meinen, dass der Westen weiterhin Waffen an die Armeen der Kiewer Regierung liefert, fürchte ich, dass Sie sich tragischerweise irren könnten.
Öl ins Feuer eines Kampfes in Form von Waffen zu schütten, hat in der Vergangenheit noch nie dazu beigetragen, einen Krieg zu verkürzen, und es wird auch jetzt nicht funktionieren, vor allem, weil in diesem Fall der meiste Brennstoff (a) von Washington DC aus ins Feuer geworfen wird, und das aus relativ sicherer Entfernung vom Brandherd, und (b) weil die "Treibstoffwerfer" bereits ihr Interesse an einem möglichst lange andauernden Krieg erklärt haben.
Ich fürchte, dass wir, und damit meine ich Menschen wie Sie und mich, die tatsächlich Frieden in der Ukraine wünschen, die auch nicht wollen, dass das Ergebnis so ist, dass man bis zum letzten ukrainischen Leben kämpfen muss, und möglicherweise sogar, wenn es zum Schlimmsten kommt, bis zum letzten Menschenleben. Wenn wir stattdessen ein anderes Ergebnis erreichen wollen, müssen wir vielleicht einen anderen Weg suchen, und dieser Weg könnte in den zuvor erklärten guten Absichten Ihres Mannes liegen.
Ja, ich meine das Programm, mit dem er so lobenswert für das Amt des Präsidenten der Ukraine kandidierte, jene Plattform, mit der er 2019 seinen historischen Erdrutschsieg bei einer demokratischen Wahl errang. Er trat mit den folgenden Versprechen auf der Wahlplattform an.
- Den Bürgerkrieg im Osten zu beenden und Frieden im Donbass sowie Teilautonomie für Donezk und Lugansk zu bringen.
- Und die Ratifizierung und Umsetzung der restlichen Inhalte der Minsk-2-Vereinbarungen.
Man kann nur vermuten, dass die Wahlversprechen Ihres Mannes bestimmten politischen Gruppierungen in Kiew nicht gepasst haben und dass diese Gruppierungen Ihren Mann dazu gebracht haben, den Kurs diametral zu ändern, indem man das Mandat des Volkes ignoriert. Leider hat Ihr alter Herr diesen totalitären, antidemokratischen Missachtungen des Willens des ukrainischen Volkes zugestimmt, und die Kräfte des extremen Nationalismus, die böswillig im Verborgenen lauerten, regieren seitdem die Ukraine. Seitdem haben die auch eine Reihe von roten Linien überschritten, die von Ihren Nachbarn, der Russischen Föderation, über Jahre hinweg ganz klar festgelegt worden waren, und folglich haben sie, die extremen Nationalisten, Ihr Land auf den Weg zu diesem verhängnisvollen Krieg gebracht.
Ich will nicht noch weitermachen.
Wenn ich falsch liegen sollte, helfen Sie mir bitte zu verstehen, wobei.
Wenn ich mich aber nicht irre, dann helfen Sie mir bitte bei meinen ehrlichen Bemühungen, unsere Führer davon zu überzeugen, das Gemetzel zu beenden, jenes Gemetzel, das nur den Interessen der herrschenden Klassen und der extremen Nationalisten sowohl hier im Westen als auch in Ihrem schönen Land dient, und das auf Kosten der übrigen einfachen Menschen hier im Westen und in der Ukraine, und tatsächlich auch der einfachen Menschen überall auf der Welt.
Wäre es nicht besser, die Umsetzung der Wahlversprechen Ihres Mannes zu fordern und diesem tödlichen Krieg ein Ende zu setzen?
In Liebe
Roger Waters
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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.