"Mini-Auschwitz" – Kiews Mär von "russischer Folter" in Charkow
Am vergangenen Dienstag veröffentlichte das ukrainische Verteidigungsministerium auf Twitter ein Bild einer sogenannten "Folterkammer" in Piski-Radkiwski, einer Stadt in der Region Charkow. Das Foto zeigt eine Gasmaske, die nach Angaben der ukrainischen Behörde bei der Folter der lokalen Bevölkerung verwendet worden sein soll, sowie einen Plastikbehälter mit goldenen Zahnkronen.
A torture chamber in Pisky-Radkivski. 2 photos. A gas mask that was put on the head of a victim who was covered with a smoldering rag and buried alive. And a box of gold dental crowns. A mini Auschwitz. How many more will be found in occupied Ukraine?Photo @serhii_bolvinovpic.twitter.com/So4glJlt9N
— Defense of Ukraine (@DefenceU) October 4, 2022
Das ukrainische Verteidigungsministerium nannte den Fund ein "Mini-Auschwitz" und spielte damit auf ein berühmtes Foto aus dem Konzentrationslager Auschwitz an, das Kisten voller Goldzähne zeigt, die den Gefangenen vor ihrer Ermordung gezogen wurden.
"Wie viele werden noch in der besetzten Ukraine gefunden werden?", fragte das Ministerium in einem Tweet und deutete damit an, dass russische Soldaten Gräueltaten begangen hätten. Der Tweet löste großes Entsetzen aus. International griffen Medien die Meldung auf und sprachen von "russischen Folterkammern".
Allerdings hat die Darstellung des ukrainischen Verteidigungsministeriums einen völlig falschen Eindruck vermittelt. Laut dem Boulevardblatt Bild, das zu den Hintergründen Recherchen anstellte, gehörten diese Zahnkronen offenbar nicht ukrainischen Folteropfern, sondern Patienten eines ortsansässigen Zahnarztes.
"Diese Zähne sehen aus wie jene, die aus meiner Sammlung gestohlen wurden", zitierte das Springerblatt einen 60-jährigen Mann namens Sergei, als ihm das von den ukrainischen Behörden verbreitete Foto gezeigt wurde. "Ich bin der einzige Zahnarzt hier. Wenn sie also hier gefunden wurden, müssen sie von mir stammen."
Die Frage, ob die Zähne von Toten stammen könnten, verneinte der Zahnarzt. "Oh Gott nein! Sie gehörten den Menschen, die ich all die Jahre behandelt habe. Ich habe diese Zähne gezogen, weil sie schlecht waren", erklärte er. "In 30 Jahren habe ich Zehntausende Zähne entfernt. Dies ist nur ein Bruchteil davon. Manchmal ziehe ich am Tag fünf bis acht Zähne", sagte er der Zeitung.
Prompt lieferte das Boulevardblatt, das antirussischer Propaganda auch der absurderen Art sonst nicht abgeneigt ist, eine andere Erklärung, die die Russen in schlechtem Licht erscheinen lässt. Bild zitierte den Zahnarzt mit der Aussage, dass russische Soldaten den Behälter gestohlen haben könnten, entweder weil sie dachten, die Kronen seien aus Gold oder um die Anwohner damit einzuschüchtern.
Es war erwartbar, ist aber dennoch traurig zu sehen, wie viele Accounts hier ausgerechnet mir „russische Propaganda“ vorwerfen, nur weil wir vor Ort recherchiert und unsere Erkenntnisse zum Foto der Kiste mit Zähnen veröffentlicht haben. Das ist einfach unser Job, god damn!
— Paul Ronzheimer (@ronzheimer) October 6, 2022
Trotzdem sah sich das Blatt in den sozialen Netzwerken mit dem Vorwurf konfrontiert, "russische Propaganda" zu verbreiten. Paul Ronzheimer, stellvertretender Chefredakteur des Blattes, rechtfertigte sich auf Twitter:
"Es war erwartbar, ist aber dennoch traurig zu sehen, wie viele Accounts hier ausgerechnet mir "russische Propaganda" vorwerfen, nur weil wir vor Ort recherchiert und unsere Erkenntnisse zum Foto der Kiste mit Zähnen veröffentlicht haben. Das ist einfach unser Job, god damn!"
Mehr zum Thema - US-Propaganda – im Informationskrieg gegen Russland dreckiger denn je
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.
Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.