Europa

Doch kein Karriereknick: Andrei Melnyk wird stellvertretender Außenminister

Kiew hat seinen berüchtigten ehemaligen Botschafter in Berlin, Andrei Melnyk, zum stellvertretenden Außenminister der Ukraine ernannt. Melnyk fiel in seiner Zeit in Berlin vor allem durch seine unflätigen Tweets in Richtung deutscher Politiker auf.
Doch kein Karriereknick: Andrei Melnyk wird stellvertretender AußenministerQuelle: www.globallookpress.com © Michael Kappeler/dpa

Die ukrainische Regierung hat ihren ehemaligen Botschafter in Deutschland, Andrei Melnyk, zum stellvertretenden Außenminister befördert, wie ein Regierungsvertreter am vergangenen Freitag mitgeteilt hatte. "Das Ministerkabinett hat Andrei Melnyk zum stellvertretenden Außenminister ernannt", gab Taras Melnitschuk, der parlamentarische Sprecher der Regierung, in einem Post auf seinem Telegram-Kanal bekannt.

Die Ernennung geschah trotz des Rufes des ehemaligen Gesandten, Politiker und Beamte in Berlin regelmäßig zu beleidigen – auch noch nach seiner Rückkehr nach Kiew. Er löste zudem einen Skandal aus, als er Stepan Bandera, einen ukrainischen Ultranationalisten und Massenmörder, der während des Zweiten Weltkriegs mit den Nazis kollaboriert hatte – in einem Interview mit dem deutschen Journalisten Tilo Jung verteidigte und mit Robin Hood verglich und sich weigerte, Bandera einen Kriegsverbrecher zu nennen.

Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij berief den umstrittenen Botschafter bereits im Juli nach Kiew zurück, etwa einen Monat, nachdem er wegen seiner Äußerungen über Bandera untragbar geworden war. Die Äußerungen von Melnyk sorgten damals in Deutschland, Polen und Israel für Empörung, wodurch sich das ukrainische Außenministerium zum Eingreifen veranlasst sah.

Der umstrittene Diplomat blieb bis zum Beginn des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine Ende Februar relativ unauffällig, machte dann aber erneut Schlagzeilen mit seinen verbalen Attacken auf die Bundesregierung wegen ihrer angeblichen Zurückhaltung bei der Militärhilfe für die Ukraine. Er bezeichnete Bundeskanzler Olaf Scholz als "beleidigte Leberwurst" wegen seiner zögerlichen Bereitschaft, Kiew im Frühjahr einen Besuch abzustatten.

Trotz seiner Rückberufung übte der Diplomat noch bis zu seiner Abreise aus Deutschland Mitte Oktober die Aufgaben eines Gesandten aus. Die Rückberufung beeinflusste sein Auftreten in keiner Weise, da er weiterhin deutsche Politiker beleidigte und der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel sogar vorwarf, eine "grenzwertige Besessenheit von Russland" zu haben. Berlin hat nie offiziell auf die Entgleisungen des ehemaligen Botschafters reagiert.

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.