Europa

Kirchenverfolgung in der Ukraine: Mönche wollen das Kiewer Höhlenkloster nicht freiwillig räumen

Die von Selenskij befohlene Verfolgung der kanonischen orthodoxen Kirche in der Ukraine könnte in den nächsten Wochen noch gewaltsamere Formen annehmen: Die orthodoxen Mönche haben beschlossen, das Kiewer Höhlenkloster nicht wie gefordert bis Monatsende zu räumen. Dabei ist Selenskij zu allem fähig.
Kirchenverfolgung in der Ukraine: Mönche wollen das Kiewer Höhlenkloster nicht freiwillig räumenQuelle: Gettyimages.ru © Oleksandr Khomenko/Pacific Press/LightRocket

Die Mönche der kanonischen Ukrainisch-Orthodoxen Kirche werden der staatlichen Räumungsaufforderung keine Folge leisten und aus dem Kiewer Höhlenkloster nicht wie von der staatlichen Verwaltung gefordert bis zum 29. März ausziehen. Das kündigte der Vikar des Klosters, Metropolit Pawel (Lebed), am Montag gegenüber dem Bund Orthodoxer Journalisten an. Die Bruderschaft habe sich beraten und sich einhellig dafür entschieden, ihre Rechte und ihre Heiligtümer bis zum letzten Mann zu verteidigen.

Wörtlich sagte der Metropolit den Journalisten:

"Wir werden die Lawra nicht aufgeben, da warten die vergeblich darauf. Die Brüder sind alle entschlossen, das Kloster nicht aufzugeben. Ist eine gewaltsame Übernahme möglich? Heute ist alles möglich. Wenn sie uns töten ... Sie sind die geistigen Enkel von Lenin, Trotzki, Stalin, Chruschtschow. Wir werden uns bis zum letzten Mann verteidigen, aber wenn sie uns rauswerfen, soll die ganze Welt dabei zusehen. Wir werden in alle Welt berichten, was um das Kloster herum geschieht."

Am 9. März hat die staatliche Verwaltung des Nationalreservats "Höhlenkloster von Kiew-Petschersk" dem darin seit 1988 residierenden orthodoxen Kloster die Kündigung des Pachtvertrages mitgeteilt und die Aufforderung übermittelt, die Räumlichkeiten bis zum 29. März zu räumen und zu übergeben (RT berichtete). 

Unterdessen hat zur Überraschung von Beobachtern die Albanisch-Orthodoxe Kirche auf die Kirchenverfolgung in der Ukraine reagiert. In einer am Dienstag verbreiteten Erklärung riefen die albanischen Kirchenoberen zur schnellstmöglichen Einberufung eines Gipfeltreffens der Oberhäupter aller orthodoxen Weltkirchen auf, um alle Streitfragen, die in der Ukraine und in Afrika aufgetreten sind, einvernehmlich und im christlichen Geist zu lösen.

Überraschend ist dieser Vorstoß deshalb, weil Kenner der orthodoxen Weltkirchen im Jahr 2019 fest damit gerechnet hatten, dass die albanische Kirche dem Druck des Patriarchen von Konstantinopel folgen und die Ende 2018 aus politischen Motiven als Gegenprojekt zur Ukrainisch-Orthodoxen Kirche neu gegründete Nationalkirche der Ukraine ("Orthodoxe Kirche der Ukraine") anerkennen wird. Tatsächlich haben bislang nur vier der je nach Auslegung 14 oder 15 orthodoxen Ortskirchen der Welt (neben Konstantinopel die griechische, die zypriotische und der für Afrika zuständige "Papst" von Alexandrien) die nicht kanonische Neugründung anerkannt. Die kleine albanische Kirche (nur etwa 180.000 Gläubige) ist sehr von der griechischen Kirchenwelt abhängig, zudem wurde in ihr eine politisch motivierte Russophobie vermutet.

Das Kiewer Höhlenkloster (russisch Kiewo-Petscherskaja Lawra, ukrainisch Kiewo-Petscherska Lawra) wurde im 11. Jahrhundert gegründet und ist eines der wichtigsten Zentren der russischen und ostslawischen Orthodoxie und Aufklärung. Auf dem Gelände des Klosters sind die sterblichen Überreste verehrter Heiliger und berühmter historischer Persönlichkeiten begraben.

Während der Sowjetzeit war das Kloster geschlossen, es wurde aber noch in der späten Sowjetzeit für Gottesdienste zugänglich gemacht. Seit 1988 befindet es sich im faktischen Besitz der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche, der größten Konfession des Landes. Der ukrainische Staat hat sich jedoch stets geweigert, das Eigentum am Komplex an die Orthodoxe Kirche, den von den Sowjets enteigneten Alteigentümer, rückzuübertragen, sodass die Nutzung des Komplexes durch Kirche und Mönche stets als Pachtverhältnis geregelt war.

Im Jahr 1990 nahm die UNESCO das Kloster auf die Liste des Weltkulturerbes auf. Der Klosterkomplex wurde seitdem vorrangig mit Mitteln der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche und ihrer Gläubigen rekonstruiert, wiederaufgebaut und instand gehalten. Auch die im Zweiten Weltkrieg zerstörte größte Kirche des Komplexes wurde auf diese Weise mit kirchlichen Mitteln wiederaufgebaut. Seit 1994 ist Metropolit Pawel der Vikar des Höhlenklosters.

Seit dem Sieg des nationalistischen Maidan im Februar 2014 steht die kanonische Ukrainisch-Orthodoxe Kirche wegen ihrer traditionellen, wenn auch in letzter Zeit eher symbolischen Zugehörigkeit zum Moskauer Patriarchat (die UOK ist seit 1990 mit weitgehender Selbstverwaltung ausgestattet) unter massivem Druck. Zwei Abspaltungen wurden von den neuen Machthabern seitdem unverhohlen bevorzugt und mit staatlichen Mitteln bedacht, etwa im Rahmen der Einführung der Militärkapläne. Ungehindert, zum Teil sogar mit staatlicher Unterstützung, ergreifen Anhänger der Abspaltungen unter Einsatz von Gewalt Besitz von Kirchen und verdrängen die traditionellen Gemeinden.

Ende 2018 wurden die Abspaltungen unter der Schirmherrschaft des damaligen Präsidenten Poroschenko zur "Orthodoxen Kirche der Ukraine" vereinigt, die 2019 von dem Patriarchen von Konstantinopel als "unabhängig" anerkannt wurde. In der orthodoxen Weltkirche ist dieser Akt umstritten und wird teilweise als ein nicht kanonischer Eingriff in den Hoheitsbereich des Moskauer Patriarchen verurteilt. Unter ukrainischen Gläubigen hat die Neugründung bislang nur beschränkten Erfolg.

Seit 2018 gibt es wiederholt Bestrebungen und politische Initiativen, die Klöster der Ukraine an die neu gegründete Nationalkirche zu übertragen. Wladimir Selenskij, der sich in den ersten zwei Jahren seiner Amtszeit sichtbar aus dem konfessionellen Konflikt heraushielt, hat sich nach Beginn der russischen militärischen Intervention im Februar 2022 offen dazu bekannt, die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche vernichten zu wollen.

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