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Hetman Skoropadskij 1918 – Wie ein russischer Offizier ungewollt eine unabhängige Ukraine begrub

Der Kosake, der es mit den Bolschewiki aufnahm: Der Aristokrat Pawel Skoropadskij gründete das Kosaken-Hetmanat und wurde in Kiew zum Helden. Unser Autor zeichnet nach, wie die bolschewistische Revolution einen zaristischen General in einen Kosaken verwandelte und welche Rolle hungernde Deutsche in dieser Geschichte spielten.
Hetman Skoropadskij 1918 – Wie ein russischer Offizier ungewollt eine unabhängige Ukraine begrubQuelle: RT

Von Michael Nowikow

Einige der außergewöhnlichsten Geschichten ereignen sich in revolutionären Zeiten. Nach dem Zusammenbruch des russischen Zarenreiches besann sich ein gewisser Pawel Skoropadskij – ein brillanter General und Adjutant des letzten russischen Zaren – plötzlich seiner Wurzeln und gründete das Kosaken-Hetmanat auf dem Territorium der heutigen Ukraine. Er ging damit als Symbol der Unabhängigkeit der Ukraine in die Geschichte ein.

Unser Autor zeichnet nach, wie die bolschewistische Revolution einen zaristischen General in einen Kosaken verwandelte, welche Rolle hungernde Deutsche in dieser Geschichte spielten und was ein Augenzeuge der Ereignisse, der Schriftsteller Michail Bulgakow, über das Hetmanat von Skoropadskij zu sagen hatte.

Die Bürde der Veränderung

"Eines ist sicher: Laut den Einwohnern Kiews gab es 18 Staatsstreiche. Einige fliehende Chronisten zählten 12, ich selber kann 14 bezeugen, und habe 10 davon mit eigenen Augen gesehen." So beschrieb der renommierte Schriftsteller Michail Bulgakow die revolutionären Ereignisse von 1917 bis 1920 in Kiew. Ähnliche Ereignisse spielten sich im gesamten Gebiet des ehemaligen russischen Zarenreiches ab. Chaos wütete auf den Ruinen der gefallenen Monarchie und brachte neue, bizarre Formen des politischen Lebens hervor.

Während die Doppelmacht der zentristischen provisorischen Regierung und des sozialistischen Sowjets in Petrograd errichtet wurde – so hieß Sankt Petersburg zwischen 1914 und 1924 –, proklamierten Vertreter der ukrainischen sozialistischen und nationaldemokratischen Partei in Kiew die Gründung der Ukrainischen Zentralrada (UCR). Sie positionierte sich als territoriale Körperschaft der provisorischen Regierung, wenn auch mit nationalistischen Merkmalen und Ansprüchen. Der praktische Einfluss der Zentralrada war jedoch eher begrenzt – territorial lag die Macht in den Händen verschiedener stellvertretender Räte, die sich aus Soldaten, Arbeitern und Bauern zusammensetzten.

Vorsitzender der Rada wurde der Historiker Michail Gruschewskij, der sich für die national-territoriale Autonomie der Ukraine, im Rahmen eines demokratischen Russlands, mit einem weiteren Übergang zu einer Vertragsföderation einsetzte. Radikale Politiker, die eine umgehende Unabhängigkeit der Ukraine befürworteten, waren in der absoluten Minderheit. Was sowohl Gemäßigte als auch Radikale verband, war die Entschlossenheit, eine schnellstmögliche "Ukrainisierung" durchzuführen. Ironischerweise gab es vor 100 Jahren in der Ukraine nicht allzu viele Ukrainer.

Die Situation mit der Selbstidentifikation der Einheimischen wurde von einem General der Ukrainischen Volksrepublik, Yuri Tjutjunnik, beschrieben. Im April 1917 traf er in Simferopol auf der Krim ein, zur Bildung von Kampfeinheiten in der jungen Republik. Er versammelte etwa 7.000 Leute – Vertreter der Soldatendeputierten, die sich aus Einheimischen der ukrainischen Provinzen des Russischen Reiches zusammensetzten.

In seinen Memoiren beschrieb Tjutjunnik den Beginn der Zusammenkunft. Mit Blick auf die Freiwilligen sagte er: "Diejenigen von euch, die Ukrainer sind, heben ihre Hand!" Rund 300 Hände gingen in die Höhe. "Nun, jetzt die Malorussen." – eine der historischen Selbstbezeichnungen der Ukrainer –, "Hebt eure Hände!" Fast die Hälfte der Anwesenden hoben ihre Hand. "Und nun die Chochols" – ein umgangssprachlicher Spitzname für Ukrainer – , "Hebt eure Hände!" Diesmal schossen die noch verbliebenen Hände nach oben. "Und jetzt die Ukrainer, die Malorussen, die Chochols, alle zusammen!" befahl er, und die absolute Mehrheit hob die Hand hoch.

Die provisorische Regierung war bezüglich der ukrainischen Bewegung geteilter Meinung. Einerseits fürchtete Petrograd das wachsende Chaos und den drohenden Zusammenbruch des Landes. Andererseits sahen sie im aufstrebenden ukrainischen Staat und der gesamten Ukrainisierung eine Unterstützung, sowohl gegen radikale Revolutionäre wie die Bolschewiki, als auch gegen die russischen Monarchisten und Nationalisten. Daher erkannte die provisorische Regierung im Juli 1917 die Zentralrada und ihr Exekutivorgan, das Generalsekretariat, als höchste Macht in der Ukraine an. Im Gegenzug gab die Zentralrada eine Resolution heraus, in der sie verkündete, dass "sie sich für immer gegen die Trennung der Ukraine von Russland ausgesprochen hat".

Der russische Politiker und Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, Wassili Schulgin, schrieb in der Zeitung Kiewljanin: "Menschen, die sich selbst als Russen betrachteten, die für Russland kämpften und Blut für das russische Land vergossen haben, sind durch die Entscheidung der provisorischen Regierung als Ukrainer aufgewacht." Die Rechte der Russen in der Ukraine hörten somit bereits 1917 auf zu existieren.

Für manche ein Ende, für andere ein Anfang

Der Wendepunkt für den jungen ukrainischen Staat war die Machtergreifung der Bolschewiki im November 1917. Als Reaktion darauf proklamierte die Zentralrada die Gründung der Ukrainischen Volksrepublik (UPR). Obwohl die tatsächliche Macht der UPR äußerst begrenzt war und nicht alle Minister über eine höhere Schulbildung verfügten, war die Gründung des ersten ukrainischen Staates ein wichtiger Meilenstein. Die UPR beanspruchte das gesamte Territorium der Ukraine, so wie es schließlich 1991 existieren sollte, einschließlich der Gebiete Krim, des Donbass, Saporoschje und Cherson. Technisch gesehen erkannte das Volk von Wladimir Lenin das Recht der Ukraine auf Selbstbestimmung an. Praktisch versuchten man jedoch, es zu beherrschen. Der bolschewistische Aufstand in Kiew, im November und Dezember 1917, endete jedoch mit einer Niederlage. Auch der Versuch, während des Allukrainischen Sowjetkongresses die Macht zu übernehmen, blieb erfolglos. Also verlegten die Roten ihre Truppen in die Ukraine.

Die Zeit der Diskussionen und der parlamentarischen Debatten war vorbei. Die Lebensfähigkeit des jungen ukrainischen Staates sollte auf dem Schlachtfeld bestimmt werden. Wie sich jedoch herausstellte, war die frisch ukrainisierte Armee geschwächt, und bis auf seltene Ausnahmen griff fast niemand zu den Waffen, um die Zukunft der Ukraine zu verteidigen. Mit minimalem Widerstand eroberten die Bolschewiki Charkow und anschließend Kiew. Die Führung der Republik floh in den Westen.

Im Februar 1918 unterzeichnete die geflüchtete Regierung der UPR in Brest einen Friedensvertrag mit den Mittelmächten des Ersten Weltkriegs. Die Ukraine übernahm damit Verpflichtungen zur Lieferung von Lebensmitteln an Deutschland und Österreich-Ungarn, die im Gegenzug die ukrainische Unabhängigkeit anerkannten und versprachen, ukrainische Gebiete von den Bolschewiki zu befreien. Die Anerkennung der Unabhängigkeit im Austausch gegen Nahrung sollte nicht unbedeutend erscheinen. Am Ende des Ersten Weltkriegs erlebten die Mittelmächte einen großen Mangel an Lebensmitteln. Die vom Krieg praktisch unberührten Ressourcen der Ukraine waren somit mehr als willkommen.

Deutsche und österreichische Truppen brauchten einen Monat, um Kiew und den größten Teil der Ukraine von den Bolschewiki zurückzuerobern. Die Regierung des "formell unabhängigen" Landes kehrte im Schlepptau der deutschen Reichsarmee zurück. Die Deutschen säuberten Kiew innerhalb weniger Tage von Bettlern und eine weitere Woche benötigten sie, marodierende Banditen loszuwerden. Anschließend wurde die "formell unabhängige" UPR-Regierung an die Macht gebracht.

Die Zentralrada und die UPR hatten eine gewisse Macht über die Region, wurden aber oft von zweifelhaften Leuten vertreten – um es milde auszudrücken. Zum Beispiel ging Alexander Osipow, ein Beamter im ukrainischen Innenministerium, mit seinen "Pflichten" etwas zu weit. Im Auftrag des Innenministers, des Kriegsministers und des Premierministers, orchestrierte er die Entführung des Leiters der Russischen Bank für Außenhandel und eines Mitglieds des Finanzausschusses der Zentralrada, Abram Dobry. Als Gegenleistung für die Freilassung des Bankiers erhielt er 100.000 Rubel, die er sich mit den Ministern teilte.

Dieses Verbrechen wäre für die dunklen, nachrevolutionären Zeiten kaum etwas Überraschendes gewesen, wenn da nicht ein Detail gewesen wäre: Die Finanztransaktionen der deutschen Besatzungstruppen liefen über die Bank von Dobry. Während die Deutschen bereit waren, die Nachlässigkeit der ukrainischen Behörden und ihre Unfähigkeit zu tolerieren, die Ordnung wiederherzustellen, brachte die Entführung eines geschätzten Bankiers das Fass zum Überlaufen.

Am 28. April 1918 betrat während einer Sitzung der Zentralrada eine deutsche Patrouille den Sitzungsaal, angeführt von einem Feldwebel. Er verhaftete die Anwesenden und beendete somit die Existenz der Ukrainischen Volksrepublik. Am nächsten Tag wurde der neue Herrscher der Ukraine ausgerufen. Dies war der Kosake und Aristokrat, Adjutant des letzten russischen Kaisers und Generalleutnant der russischen kaiserlichen Armee, Pawel Skoropadskij.

Ein echter Russe

Skoropadskij stammte aus einer typischen, dem Zar treuen Familie. Sein entfernter Vorfahre, Iwan Skoropadskij, war zu Beginn des 18. Jahrhunderts der Hetman – der Anführer – der Saporischer Kosaken-Armee. Seitdem hat die ganze Familie dem russischen Reich treu gedient. Im Alter von 13 Jahren trat Pawel in das Pagencorps ein, eine Elite-Militärakademie für die Söhne des Adels. Es folgten der Dienst bei der Kavallerie, militärische Ehren im Russisch-Japanischen Krieg und die Ernennung zum Adjutanten des letzten russischen Zaren, Nikolaus II.

Im Ersten Weltkrieg war Skoropadskij Kommandant des Kavallerieregiments der russischen Kaiserlichen Garde. Tapfer und der Zarenfamilie treu ergeben, fehlten ihm im Zeitalter von Maschinengewehren, Schützengräben und Stacheldraht die Möglichkeiten, sich zu profilieren. Während der Revolution war Skoropadskij Kommandeur des 34. Armeekorps. Nach der von der provisorischen Regierung organisierten Juni-Offensive, die für die russische Armee erfolglos blieb, befahl der Oberbefehlshaber Lawr Kornilow die "Ukrainisierung" des 34. Korps. Russische Soldaten und Offiziere wurden in das 41. Korps versetzt und durch Ukrainer ersetzt. Die Kommandeure erhofften sich davon eine Stärkung der Moral und eine bessere Kampffähigkeit.

In Wirklichkeit führte diese Entscheidung laut Anton Denikin, einer der Kommandeure der Weißen Armee, nicht nur zu einem weiteren Zusammenbruch der Armee, sondern auch zu Misshandlungen und Hass auf russische Soldaten und Offiziere. Gleichzeitig sagte Skoropadskij in einem persönlichen Gespräch zu Denikin, er sei ein echter Russe, ein kaiserlicher Garde-Offizier, dem die Idee einer Unabhängigkeit der Ukraine völlig fremd ist, und der lediglich die Befehle seiner Vorgesetzten ausführt, obwohl er persönlich kein Verständnis dafür aufbringt.

Im Jahr 1917 fehlte es Skoropadskij offenbar an bedeutenden politischen Ambitionen. Als Aristokrat und einer der größten Landbesitzer in der Ukraine, war er misstrauisch gegenüber den sozialistischen Ansichten der provisorischen Regierung und der Zentralrada. Die Wahl von Skoropadskij zum General Ataman der Freien Kosaken war einer der wenigen Glanzmomente seiner politischen Karriere. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es selbst nach gewalttätigen revolutionären Maßstäben eine Kuriosität, sich als Kosake zu verkleiden. Aber Skoropadskij war nun mal der Nachkomme eines Hetmans der Kosaken, der 200 Jahre vor ihm lebte. Dies stärkte in den Augen der Ukrainer seine Autorität. Darüber hinaus verfügte Skoropadskij – im Gegensatz zu den Demagogen in der Zentralrada – über Geld, sozialen Einfluss und Kampferfahrung. Eine solide Machtgrundlage in revolutionären Zeiten.

Noch vor der Offensive der Bolschewiki in der Ukraine trat Skoropadskij zurück, was seinen Ruf während des Sturzes der Zentralrada rettete. Nachdem die UPR nach Kiew zurückgekehrt war, bemühte sich Skoropadskij um den Aufbau von Beziehungen zu den ukrainischen Eliten und der Führung der deutschen und österreichischen Besatzungstruppen. Letztere waren am Export von Lebensmitteln aus der Ukraine interessiert, die von der Führung der UPR nicht bewerkstelligt werden konnte. Skoropadskij hingegen stützte sich auf Großgrundbesitzer und konnte dadurch die deutschen Interessen leicht befriedigen.

Nach der Verhaftung der Führung der Ukrainischen Volksrepublik wurde Pawel Skoropadskij auf dem Kongress der Getreidebauern, der ironischerweise im Kiewer Zirkus abgehalten wurde, zum Hetman der gesamten Ukraine ausgerufen. In Anbetracht der begangenen Fehler der eigenwilligen Zentralrada, entschied sich der neu gewählte Hetman dafür, eine übermäßige Demokratie zu unterbinden.

Träume aus der Vergangenheit

Das politische System des neuen ukrainischen Staates, der nach dem Sturz der UPR gegründet wurde, kann am besten als "monarchische Diktatur" beschrieben werden. Der Monarch – der Hetman – hatte die absolute Macht. Er ernannte und entließ Minister, erließ Gesetze und überwachte deren Ausführung, außerdem leitete er die Armee und das Justizsystem. Alle revolutionären Reformen wurden abgebrochen.

Die konservativen Kräfte der Ukraine – Gutsbesitzer, wohlhabende Bauern, Beamte und Offiziere des alten Regimes – wurden zur Hauptstütze der Hetman-Monarchie. Nikita Schapowal, ein damaliger ukrainischer Politiker, schrieb: "Der Putsch des Hetmans brachte zwei Kräfte gegeneinander auf: die russisch-jüdische Bourgeoisie, Großgrundbesitzer und die Kulaken (wohlhabende Bauern) gegen die Masse der ukrainischen Landarbeiter. Mit anderen Worten, es war die Stadt gegen das ukrainische Dorf."

Das Ignorieren der Bedürfnisse der ukrainischen Bauern würde sich für den Hetman bald als fatal erweisen, aber damals waren seine Aktionen gerechtfertigt und effektiv. Seit dem Zusammenbruch der zaristischen Monarchie ein Jahr zuvor, hatte die Gesellschaft die "Freiheit" satt und wollte Recht und Ordnung wiederhergestellt sehen.

Skoropadskij konnte sich nur acht Monate an der Macht halten, aber in dieser Zeit hatte sich die Situation in Bezug auf Kriminalität und Banditentum erheblich verbessert, und der Betrieb der Eisenbahn, der Fabriken und der Produktionsanlagen wurde wiederhergestellt. Für einen unbeteiligten Beobachter schien das Leben wieder normal zu sein. Der Hetman hatte jedoch seine eigene Vision der guten alten, vorrevolutionären Zeit. Sobald er an die Macht gekommen war, stoppte Skoropadskij alle sozialistischen Reformen. Er verbot Streiks, führte einen 12-Stunden-Arbeitstag ein und stellte den Großgrundbesitz wieder her.

Sein harter Widerstand gegen Sozialreformen brachte die Bauernschaft und die von Bauern geführten sozialistischen Parteien umgehend gegen ihn auf. Das war damals extrem gefährlich. Skoropadskij, dieser "echte Russe", hätte sich immer noch auf russische Offiziere, die Bürokratie, die Grundbesitzer und Geschäftsinhaber verlassen können, um ihm zu helfen, an der Macht zu bleiben. Doch er wählte einen anderen Weg.

Die nationale Frage

Der von  Aufstieg von Skoropadskij zur Macht wurde von der ukrainischen Bevölkerung, die eine Einheit mit Russland bewahren wollte, begeistert begrüßt. Was konnten sie von einem ehemaligen Offizier der kaiserlichen Garde, einem Adjutanten des letzten Zaren, anderes erwarten? Aber der Hetman hörte bald auf, sich auf die russischen Streitkräfte zu verlassen, und setzte die Politik der Ukrainisierung seiner Vorgänger fort.

Die Behörden sollten ausschließlich Ukrainisch sprechen. Dasselbe galt für Heeresbefehle, Bahnhofsdurchsagen, den Unterricht an Schulen und Universitäten und alle anderen Formen des öffentlichen Lebens. Unter Hetman Skoropadskij wurden neue ukrainische Schulen eröffnet und zwei ukrainische Universitäten gegründet sowie das Staatliche Ukrainische Archiv, das Ukrainische Drama- und Operntheater, das Ukrainische Sinfonieorchester und die Nationale Akademie der Wissenschaften. Skoropadskij gleiste alle Grundlagen auf, für die Zukunft einer ukrainischen nationalen Entwicklung.

Er fuhr fort, soziale Klassen wiederherzustellen – eine undenkbare Idee nach den Maßstäben des frühen 20. Jahrhunderts. Den Kosaken wurde ein Sonderstatus eingeräumt, die neue Armeeuniform war die Uniform der Kosaken aus dem 18. Jahrhundert mit den typischen "Zupans" – einer traditionellen, knielangen Oberbekleidung und weit geschnittenen Hosen. All dies verströmte eine theatralische Atmosphäre, wies aber deutlich auf die nationalen und kulturellen Prioritäten von Skoropadskij hin – das russische imperiale Erbe war vorbei, und die Ukrainisierung hatte fortan Priorität.

Die Politik des Hetmans stieß bei den Russen, die ihn zunächst als Alternative zu den Bolschewiki sahen, verständlicherweise auf Ablehnung. Skoropadskij versuchte, dem Problem auszuweichen und seine ehemaligen Kameraden davon zu überzeugen, dass die Dinge nicht so einfach sind. "Sie verstehen natürlich", erinnerte sich General Petr Krasnow an die Worte von Skoropadskij, "dass ich, Adjutant und Chef Ihrer Majestät Gefolge, kein echter Ukrainer sein und nicht von einer freien Ukraine sprechen kann."

Die Worte des Hetmans standen jedoch in krassem Gegensatz zu seinen Taten. Zehntausende russische Soldaten und Offiziere, die ursprünglich vor den Gräueltaten der Bolschewiki in die Ukraine geflohen waren, schlossen sich schließlich den Einheiten von Freiwilligen im Süden an. Währenddessen begannen sich auch die deutschen Verbindungen des Hetmans negativ auf die Situation auszuwirken.

Nach vier Jahren des Blutvergießens im Ersten Weltkrieg, wurde die Zusammenarbeit von Skoropadskij mit den Deutschen sowohl von den Militärs als auch von der Zivilbevölkerung stark missbilligt – zumal es sich bei dieser "Kooperation" faktisch um ein gemeinsames deutsch-österreichisches Protektorat über das Hetmanat handelte. Im April 1918 versicherte Skoropadskij dem Kommandeur der Weißen Armee, Anton Denikin, dass "er eine völlig unabhängige Politik verfolgen würde" und hoffte, "die Deutschen dazu zu bringen, zu Gunsten der Ukraine zu arbeiten". Dies sollte jedoch nur ehemalige Generäle und Offiziere des Zaren auf seine Seite ziehen. Praktisch akzeptierte der Hetman den ausländischen Einfluss nur deshalb, um seine eigene Macht zu sichern. Aber auch das half ihm nicht.

Eine törichte und vulgäre Operette

Die 300.000 Mann starke deutsch-österreichische Armee, die im Frühjahr 1918 in die Ukraine einmarschierte, wurde sicherlich nicht mobilisiert, um die UPR oder den Hetman zu unterstützen. Die kurzfristigen Interessen des Militärkommandos waren simpel: Sie waren hinter ukrainischen Nahrungsmitteln her. Nachdem die UPR den Export von landwirtschaftlichen Produkten nach Deutschland nicht organisieren konnte, wurde sie abgesetzt und Skoropadskij als lokaler Befehlshaber eingesetzt. Allerdings kam auch er nicht gut zurecht.

Von März bis November 1918 exportierten die Deutschen mehr als 30.000 Bahnwaggons mit Brot, landwirtschaftlichen Produkten und Rohstoffen aus der Ukraine. Unter den herrschenden revolutionären Bedingungen, provozierte dies Massenaufstände unter den Bauern, denen 50.000 Soldaten der deutschen, der österreichischen und der Armee des Hetmans zum Opfer fielen. Auch der Kommandeur der deutschen Besatzungstruppen, General von Eichhorn, wurde in dem brutalen Gemetzel getötet.

Als am 11. November 1918 der allgemeine Waffenstillstand unterzeichnet wurde, der das Ende des Ersten Weltkriegs einläutete, begannen deutsche Einheiten die Ukraine zu verlassen und nach Hause zurückzukehren. Es wurde klar, dass der Hetman niemanden mehr hatte, auf den er sich verlassen konnte. Russische Offiziere und Monarchisten vertrauten ihm nicht mehr, die Bauern und die Sozialisten hassten ihn.

Wenige Tage nach Ende des Ersten Weltkriegs versuchte Skoropadskij sich erneut den Russen zuzuwenden, und erließ eine "Charta über die Föderation der Ukraine und Russland", in der er seine Bereitschaft erklärte, "die langjährige Macht und Stärke der Allrussischen Macht zu verteidigen". Dies zog allerdings keine nennenswerte Anzahl russischer Offiziere auf seine Seite, entfremdete ihn jedoch vollständig vom ukrainischen Militär und der ukrainischen Intelligenzija. Der darauffolgende Aufstand gegen den Hetman breitete sich rasch aus. Nur einen Monat nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches, brach auch sein Vasall, das Hetmanat von Skoropadskij, in sich zusammen. Skoropadskij verzichtete daraufhin auf seine Macht und floh im Schlepptau der deutschen Truppen aus der Ukraine.

Zu seiner Zeit war Skoropadskij ein frivoler Herrscher, der von vergangenem Ruhm träumte. Doch für zukünftige Generationen sollte er eine der Säulen der ukrainischen nationalistischen Bewegung werden. Viele Militante der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) entsprangen aus seiner Zeit als Hetman. Skoropadskij ersuchte das deutsche Kommando um die Freilassung von Stepan Bandera, Andrei Melnyk, Jaroslaw Stezko und weiterer Figuren der ukrainischen Nationalisten aus den Konzentrationslagern. Um den Hetman bildeten sich ukrainische intellektuelle Kreise, während in Berlin das Ukrainische Wissenschaftliche Institut gegründet wurde. Somit wurde Skoropadskij einer der Patriarchen der ukrainischen nationalistischen Bewegung des 20. Jahrhunderts.

Gleichzeitig verursachte sein unentschlossenes Hin und Her zwischen Russland und Deutschland, zwischen der Einheit mit Russland und dem Aufbau einer ukrainischen Nationalmacht, zwischen dem fernen Glanz des alten Zarenreiches und dem Kosakentum mehr als nur ein ironisches Lächeln in die Gesichter seiner Zeitgenossen. All diese Ereignisse verzögerten und verschlimmerten die Entwicklungen in der Ukraine und stürzten es zusammen mit Russland in das Blutbad eines Bürgerkriegs.

Michail Bulgakow gab in seinem berühmten Roman "Die Weiße Garde" die vielleicht prägnanteste und umfassendste Beschreibung des Hetmanat von Skoropadskij und bezeichnete es als "dumme und vulgäre Operette".

Aus dem Englischen

Michael Nowikow ist ein russischer Journalist, der sich auf die postsowjetischen Staaten konzentriert.

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