"Selbstmordaktion" – Russische Armee vertreibt ukrainische Landungstruppen unter Antonow-Brücke
Mehrere deutsche Medien teilten diese Woche mit, dass ukrainischen Landungstruppen am linken Dnjepr-Ufer östlich von Cheron ein "wichtiger Durchbruch" gelungen sei. Ein "Brückenkopf, eine Wehranlage" sei errichtet worden – eine gute Ausgangssituation für die Ukrainer, die an dieser Stelle mehr Kräfte nachschieben könnten, wie Oberst Markus Reisner gegenüber NTV erklärte. Der seit Montag immer größer werdende Brückenkopf sei auch ein wichtiges Signal für die ukrainische Bevölkerung, dass die Offensive auch das Gebiet Cherson einbezieht.
Die russische Armee hat am Donnerstag die Landung kleinerer ukrainischer Gruppen unter der Antonow-Brücke eingeräumt. Diese würden aber "systematisch vernichtet", wie der Stabschef des für die Verteidigung des Ufers verantwortlichen Regiments mit dem Rufnamen Belyj mitteilte. An diesem Flussabschnitt betrug die Wasserbreite vor der Zerstörung des Kachowka-Staumdamms knapp 1000 Meter.
"Nach der Zerstörung des Wasserkraftwerks Kachowka waren wir gezwungen, unsere Beobachtungsposten und vorgeschobenen Abteilungen, die sich auf der Insel zwischen den beiden Ufern befanden, zu entfernen. Der Feind nutzte die Tatsache, dass sein Ufer höher lag und wir keine Möglichkeit hatten, diese Stellen zu besetzen, und er schaffte es, in kleinen Gruppen in die unterspülten Gebäude und unter die Antonow-Brücke zu gelangen. Jetzt sind wir dabei, unsere Kampfpositionen wiederherzustellen und Beobachtungsposten einzurichten",
so der Offizier im Gespräch mit RIA Nowosti. Ihm zufolge sei die Zahl der Feinde gering. Sie würden beschossen und die Aufklärungsaktivitäten würden fortgesetzt.
"Wir treiben sie in aller Ruhe unter die Brücke, sie versuchen, ihren eigenen Leuten zu helfen, bringen regelmäßig Munition und medizinische Versorgung und bringen ihre Toten und Verwundeten weg. Aber sie werden von uns beschossen."
Er wies darauf hin, dass es noch nie eine amphibische Landung auf dem linken Ufer gegeben habe. Die ukrainischen Streitkräfte befänden sich auf einer sumpfigen Insel, auf der die Datschen der Bewohner von Cherson und Aljoschki stünden, einer Stadt am linken Ufer. Von der halb zerstörten Antonow-Brücke führe eine asphaltierte Straße über die Insel, dann über die zweite – kleine – Aljoschkin-Brücke zum linken Ufer des Dnjepr, das von den russischen Streitkräften kontrolliert werde.
"Auf unserem Ufer waren sie nicht und sind sie nicht. Wir kämpfen jetzt ein wenig um die Insel. Wir werden unsere Aufgabe in naher Zukunft erfüllen, und sie werden bald weg sein",
sagte der Stabschef.
Seiner Meinung nach seien die Aktionen des ukrainischen Kommandos vor allem politisch motiviert und hätten keinen praktischen Sinn.
"Ich denke, dass es eher ein politisches Moment ist, um in dieser Richtung Präsenz zu zeigen, damit wir unsere Reserven nicht ausnutzen und uns in dieser Richtung festsetzen können. Hier gibt es nichts zu tun außer Selbstmordaktionen. Sie werden nicht in der Lage sein, ihre Ausrüstung zu transportieren, es wird sehr schwierig sein, ihre Einheiten mit allem zu versorgen, was sie benötigen, denn unsere systematische Feueraktion wird sie sehr hart treffen. Sie erleiden wirklich schwere Verluste und das ist einfach selbstmörderisch", schloss Belyj.
Auch der kommissarische Gouverneur des Gebiets Cherson, Wladimir Saldo, sprach am Donnerstag über die Unmöglichkeit für die ukrainischen Truppen, eine dauerhafte Präsenz auf dieser Insel nahe dem linken Ufer einzurichten. In den zurückliegenden zwei Tagen habe das russische Militär sechs Boote mit mehr als dreißig ukrainischen Soldaten versenkt, die versucht hätten, den Fluss Dnjepr zu überqueren und an den Brückenstützen am linken Ufer zu landen, teilte er auf Telegram mit.
Tagesspiegel: "Die Sprengung" des Kachowka-Staudamms ist militärisch vorteilhaft für Ukrainer
Es ist noch unklar, wie sich die Kämpfe um die Kontrolle über diesen linksufrigen Frontabschnitt entwickeln werden. Fest steht allerdings, dass die Zerstörung des Staudamms am Kachowka-Wasserkraftwerk klare Vorteile für die Ukrainer geschaffen hat. Das räumen überraschenderweise auch deutsche Medien wie der Tagesspiegel ein. Das Berliner Qualitätsblatt stellt zunächst grundsätzlich fest, dass durch die Überflutung nach Dammbruch die erste russische Verteidigungslinie in der ohnehin schwach geschützten Gegend am tiefer gelegenen linken Ufer zerstört worden sei.
"Es wäre für die russische Verteidigung in der Südukraine extrem gefährlich, wenn den ukrainischen Soldaten ein weiterer Vormarsch gelingt, sie sich auf der linken Uferseite dauerhaft festsetzen und Nachschubwege etablieren können."
Aber nicht nur im Bereich der Antonow-Brücke bei Cherson könnten ukrainische Streitkräfte dabei sein, einen Brückenkopf zu etablieren. "Die Sprengung des Kachowka-Staudamms hat ihnen eine gewisse Bewegungsfreiheit verschafft", schrieb der Tagesspiegel mit Verweis auf einen russischen Militärblogger weiter. Da der Stausee nun weitgehend trocken liegt, wird offenbar befürchtet, dass Kiew Truppen in der Region Saporoschje leichter manövrieren kann.
Dank der Amphibienfahrzeuge vom Typ BV206S aus schwedischer Produktion, könnten die ukrainischen Streitkräfte in der Lage sein, den ausgetrockneten Kachowka-Stausee in der Region Saporoschje zu überwinden, twitterte der italienische Militärexperte Thomas C. Theiner.
Trotzdem geht die Zeitung fest davon aus, dass Russland den Staudamm selbst gesprengt hat – nur eben "kontraproduktiv".
Mehr zum Thema – Die schwierige Entscheidung, die General Surowikin treffen musste
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.
Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.