Beerdigung vertagt: Gruppe Wagner existiert noch und bekommt wohl einen neuen Pass
Von Kirill Strelnikow
Nach dem Abzug der Einheiten des privaten Militärunternehmens Gruppe Wagner aus der Zone der militärischen Sonderoperation und der Verlegung einiger von ihnen in das Gebiet Weißrusslands und nach Afrika schien es so, als ob die glorreiche, aber umstrittene Geschichte von "Wagner" beendet wäre. Im Westen und in der Ukraine atmeten viele auf, denn die Anwesenheit von Wagner-Einheiten an bestimmten Teilen der Front bedeutete nur eines – den Drang vorwärts bis zum Sieg, egal was passiert! Erinnern wir uns bloß an Artjomowsk (Bachmut), Soledar, Popasnaja und andere Orte, an denen die schwersten Kämpfe stattfanden.
Allerdings scheint die Freude unserer Widersacher ein wenig verfrüht gewesen zu sein.
In der vergangenen Woche traf sich der russische Präsident Wladimir Putin mit dem stellvertretenden Verteidigungsminister Junus-Bek Jewkurow und dem pensionierten Oberst Andrei Troschew im Kreml, was der Pressesprecher des Staatsoberhauptes, Dmitri Peskow, als "Routine" und "einfaches Arbeitstreffen" bezeichnete.
Die westlichen und ukrainischen Medien reagierten auf dieses völlig routinemäßige und in jeder Hinsicht sachliche Treffen jedoch sehr bedrückt. Denn Andrei Troschew ist der ehemalige Stabschef der Gruppe Wagner. Er war für die Kampfkomponente der Arbeit der privaten Militärfirma verantwortlich. Troschew ist ein Oberst der russischen Spezialeinheit SOBR, ein ehemaliger Artillerie-Fallschirmjäger sowie ein Veteran der Kriege in Afghanistan und Tschetschenien. Außerdem trägt er den Titel "Held Russlands" für die Einnahme von Palmyra im Jahr 2016. Troschew wurde zudem mit zwei Tapferkeitsorden, drei Orden des Roten Sterns und einer Medaille des Ordens für Verdienste um das Vaterland ausgezeichnet. Andrei Troschew genießt unter den Kämpfern des privaten Militärunternehmens Gruppe Wagner unbestrittene Autorität und überwachte bisher die Integration der Wagner-Truppen in das System des russischen Verteidigungsministeriums an der ukrainischen Front innerhalb der Freiwilligeneinheiten "Redut" und "Freiwilligenkorps".
Bei dem Treffen beauftragte der russische Präsident Wladimir Putin Troschew, an der Bildung neuer Freiwilligeneinheiten zu arbeiten, die "verschiedene Kampfaufgaben übernehmen können – in erster Linie natürlich in der Zone der militärischen Sonderoperation", und ihre Aktivitäten mit dem russischen Verteidigungsministerium zu "synchronisieren". Die Anwesenheit von Junus-Bek Jewkurow, dem stellvertretenden Leiter des russischen Verteidigungsministeriums, der unter anderem die Aktivitäten der russischen privaten Militärunternehmen im Ausland beaufsichtigt, signalisiert eine neue Seite der Aktivitäten der privaten Militärfirma Gruppe Wagner im heißesten Einsatzgebiet im aktualisierten Status. Dieser umfasst alle Möglichkeiten, Vergünstigungen und Garantien, die für Angehörige der "regulären" Einheiten der russischen Streitkräfte gelten.
Wladimir Putin zufolge sollten "für alle – unabhängig vom Status einer Person, die Kampfeinsätze durchführt oder durchgeführt hat – die sozialen Garantien absolut gleich sein. Dem Staat, der Heimat, ist es gleichgültig, in welchem Status eine Person gekämpft und das Vaterland verteidigt hat."
Expertenschätzungen zufolge übersteigt die Zahl der Kämpfer des privaten Militärunternehmens Gruppe Wagner 50.000 Personen, deren Kampferfahrung genutzt werden kann und sollte. Laut dem ehemaligen Kommandeur der 16. Luftarmee, Generalleutnant der Reserve Waleri Retunski, sei sich die russische Führung, "vor allem aufgrund der Erfahrungen mit der Teilnahme von Wagner an der militärischen Sonderoperation, nun sehr wohl bewusst, dass solche privaten Militärorganisationen für das Land sehr notwendig sind".
Seine Einschätzung wurde von Putins Pressesprecher Dmitri Peskow bestätigt, der den Präsidenten mit den Worten zitierte, die private Militärfirma Gruppe Wagner habe "einen großen Beitrag zum Erfolg der militärischen Sonderoperation und zur Befreiung der Gebiete der Donezker Volksrepublik geleistet. Das Heldentum dieser Menschen wird nicht vergessen werden".
Offiziellen Angaben zufolge gibt es inzwischen eine große Zahl von Freiwilligen, die sich den entsprechenden Einheiten anschließen wollen, die in der Zone der Sonderoperation kämpfen. Gleichzeitig teilte der Generalstab der russischen Streitkräfte mit, dass keine weiteren Mobilisierungsmaßnahmen geplant seien. Laut einer Erklärung von Konteradmiral Wladimir Zimljanski, dem stellvertretenden Leiter der Hauptdirektion für Organisation und Mobilisierung des russischen Generalstabs, reiche die Zahl der Wehrpflichtigen und Freiwilligen aus, "die sich zur Teilnahme an der militärischen Sonderoperation entschlossen haben, um die zugewiesenen Aufgaben zu erfüllen".
Einigen Berichten zufolge wurden Wagner-Einheiten bereits in einer Reihe von Frontabschnitten der Sonderoperation gesichtet, insbesondere in Artjomowsk (Bachmut) und in den Richtungen Charkow und Saporoschje. Vor dem Hintergrund der erschöpften und blutgetränkten Gegenoffensive der ukrainischen Armee und der Einbeziehung bisher unangetasteter Reserven in die Schlacht stellt sich eindeutig die Frage nach der Verlagerung der strategischen Initiative auf die Streitkräfte der Russischen Föderation und damit die Aussicht auf eine groß angelegte Offensive, bei der die Erfahrung der Wagner-Truppen von unschätzbarem Wert sein wird.
Der Feind tut jedoch so, als gäbe es keine Bedrohung und als hätte er "alles im Griff". In einem prahlerischen Interview gegenüber westlichen Medien sagte der für die strategische Kommunikation zuständige stellvertretende Befehlshaber der Truppengruppe Ost der ukrainischen Armee, Sergei Tscherewaty, dass die Gruppe Wagner als Kampfeinheit von der ukrainischen Armee vollständig zerschlagen worden sei und dass diejenigen, die sich jetzt noch in der Zone der militärischen Sonderoperation befinden, "eine nutzlose, unausgebildete Gruppe von Söldnern sind, die zum Stopfen von Frontlöchern verwendet werden".
Wir werden das Regenbogenbild der Welt von Herrn Tscherewaty und anderen redenden Köpfen des Kiewer Regimes nicht zerstören, sondern einfach abwarten, bis die "nutzlosen und unvorbereiteten" Kämpfer der alten und neuen Gruppe Wagner ihre Lieblingsmelodie spielen, die den Namen "Nur vorwärts" trägt.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei RIA Nowosti am 1. Oktober 2023.
Kirill Strelnikow ist ein russischer freiberuflicher Werbetext-Coach und politischer Beobachter sowie Experte und Berater der russischen Fernsehsender NTV, Ren-TV und Swesda.
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