Ukrainischer Außenminister an Deutschland: "Sie schulden uns noch etwas"
Der ukrainische Außenminister Dmitri Kuleba hat nach eigenen Angaben versucht, führenden Politikern in Berlin unter Berufung auf die Ereignisse des Ersten und Zweiten Weltkriegs Schuldgefühle zu vermitteln.
Deutschland sollte die Verantwortung für das Unrecht übernehmen, das der Ukraine während des Ersten und Zweiten Weltkriegs zugefügt wurde, und entsprechend handeln, forderte der ukrainische Außenminister Dmitri Kuleba. Berlin hege offenbar nur gegenüber jüdischen Menschen und Russland solche Schuldgefühle, beklagte der Diplomat.
Am Samstag sagte Kuleba in einem Interview mit dem ukrainischen Fernsehsender 1+1, dass "Deutschland zum Beispiel nie ein schlechtes Gewissen gegenüber der Ukraine hatte". Er habe seinen Kollegen in Berlin "mehr als einmal unverblümt" gesagt: "Ihr seid uns etwas schuldig." Wie der Minister selbst betonte, habe er damit versucht, bei den Deutschen "Verantwortungsbewusstsein zu wecken".
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock in Kiew im vergangenen Monat schien sich Kuleba über die Weigerung Berlins zu mokieren, sein Land mit Langstrecken-Marschflugkörpern vom Typ Taurus KEPD-350 auszurüsten. Ein Journalist fragte den ukrainischen Minister, ob ihm seine deutsche Kollegin in dieser Frage "irgendeine Hoffnung" auf einen Kurswechsel Berlins gemacht habe. Daraufhin antwortete der Diplomat, Baerbock bleibe bei der offiziellen Linie der Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz. Doch dann wandte sich Kuleba an die deutsche Außenministerin und sagte: "Sie werden es trotzdem tun. Es ist nur eine Frage der Zeit." Seiner Auffassung nach gebe es kein "einziges objektives Argument" gegen die Lieferung der Raketen an Kiew.
Im Gegenzug bezeichnete der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius die Bemerkungen Kulebas als "unangebracht". Er erinnerte den ukrainischen Minister daran, dass Berlin nach Washington der zweitgrößte Geber von Waffen an Kiew sei. Deutschland sträubt sich bislang gegen die Übergabe der Raketen an die Ukraine, weil es eine weitere Eskalation des Konflikts mit Russland befürchtet. In einem Fernsehinterview erklärte der russische Präsident Wladimir Putin am Sonntag, die Anfang Juni gestartete ukrainische Gegenoffensive sei "vollständig gescheitert".
Am Donnerstag räumte Kirill Budanow, der Leiter des ukrainischen Hauptnachrichtendienstes, ein, dass die Kiewer Streitkräfte nicht nur weit hinter dem Zeitplan zurücklägen, sondern zudem aufgrund verschiedener Faktoren, die nicht so "reibungslos" wie geplant verliefen, völlig "aus dem Takt" geraten seien. Ein hochrangiger Berater des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij schloss sich dieser Einschätzung an. Er machte die westlichen Unterstützer Kiews für die stockenden Waffenlieferungen verantwortlich.
Nach Einschätzung des russischen Präsidenten Putin aus der vergangenen Woche haben die ukrainischen Streitkräfte seit Beginn der Gegenoffensive "über 90.000 Menschen", 557 Panzer und 1.900 gepanzerte Fahrzeuge verloren. Russische Regierungsvertreter haben wiederholt erklärt, der Westen benutze die Ukraine als Stellvertreter in seinem Konflikt mit Russland und sei bereit, bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen.
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