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Erneut massiver Gruppenangriff mit Präzisionswaffen: Russland trifft Ziele in Kiew und Charkow

Immer mehr Lager- und Produktionsstätten für Militärausrüstung werden in der Ukraine angegriffen. Das neue Jahr begann am Dienstag mit einem erneuten massiven Schlag gegen Ziele in Kiew und dessen Vororte. Der Westen will die Rüstungsproduktion in der Ukraine trotzdem ausbauen. 
Erneut massiver Gruppenangriff mit Präzisionswaffen: Russland trifft Ziele in Kiew und CharkowQuelle: Sputnik © Ilja Pitalew

Der 2. Januar begann in der Ukraine wieder mit Luftalarm in vielen ukrainischen Regionen. Nachts startete Russland mehrere Dutzend unbemannte Drohnenfahrzeuge vom Typ Geran, in den frühen Morgenstunden flogen die Marschflugkörper und Hyperschallraketen gegen Ziele im ukrainischen Hinterland. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums wurden Unternehmen des ukrainischen militärisch-industriellen Komplexes in Kiew und den Vorstädten mit Präzisionswaffen mit großer Reichweite und Drohnen angegriffen. Laut Behörde führten die Unternehmen Aufträge zur Herstellung von Raketen und Drohnen sowie zur Reparatur von Waffen und militärischer Ausrüstung aus.

Die ukrainische Luftabwehrbehörde meldete das Abfangen von zehn russischen Kinschal-Raketen sowie 62 Marschflugkörpern an einem Tag – angeblich alle, die abgefeuert wurden. Russische Militärexperten halten solche Angaben für Prahlerei, da die Kinschals wegen ihrer Flugbahn und Hyperschallgeschwindigkeit nahezu unverwundbar seien.

Inzwischen müssen auch die ukrainischen Militärbehörden immer öfter eingestehen, dass Russland im Hinterland militärische Einrichtungen angreift. Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee erklärte, dass am Dienstag zivile und kritische Infrastruktur sowie industrielle und militärische Einrichtungen angegriffen wurden. Lokalbehörden und Polizei veröffentlichten Fotos der beschädigten Mehrfamilienhäuser und Rettungseinsätze in Kiew und Charkow. Mindestens fünf Todesopfer und mehrere Dutzend Verletzte wurden gemeldet.

Die veröffentlichten Bilder zeigen jedoch nur einen kleinen Teil dessen, was in der Tat zerstört oder beschädigt worden sein könnte. Es ist in der Ukraine verboten, die angegriffenen Objekte zu zeigen. Behördlich genehmigte Veröffentlichungen dienen in Kriegszeiten grundsätzlich Agitations- und Propagandazwecken. Trotzdem gelangten einige interessante Sequenzen ins Netz.

In einem der Videos fällt ein Raketenteil in den Fluss Dnjepr. Laut russischen Militärexperten handelt es sich um eine ältere Luftabwehrrakete des deutschen Systems IRIS-T.

In einem anderen werden brennende Lagerhallen in einem Kiewer Gewerbegebiet gezeigt – dort könnten Militärgüter gelagert oder hergestellt worden sein.

Eine Nutzerin stellte die senkrechte Landung einer mutmaßlichen Kinschal-Rakete ins Netz.

Mehrere weitere Videos zeigen Brände und Zerstörungen mitten im Wohngebiet, darunter den Brand eines Tesla-Autohauses.

In einem Video, das vermutlich in Kiew aufgenommen wurde, ist der Vorbeiflug von gleich zwei Marschflugkörpern vom Typ X-101 in geringer Höhe zu sehen.

Offenbar sind sie nah am Ziel, was dafür spricht, dass die Luftabwehr in Kiew und der Region überlastet ist. Sie habe in den letzten Wochen ihre Effektivität bis zu einer Trefferquote von 50 Prozent massiv eingebüßt, heißt es auf einem der Telegram-Kanäle mit ukrainischen Insider-Informationen.

Russische Militärbeobachter behaupten, dass ukrainische Luftabwehrraketen ihre Ziele oft verfehlen und Wohnhäuser treffen. Die ukrainischen Behörden sprechen hingegen von gezielten russischen Angriffen auf zivile Infrastruktur. Eine unabhängige Untersuchung jedes solchen Treffers findet nicht statt.

Aus ukrainischen militärnahen Kreisen heißt es jedoch, dass Russland militärisch relevante Industrieobjekte ziemlich genau treffe. So erklärte General Sergei Kriwonos in einem Fernsehkommentar am Freitag, dass Russland an diesem Tag eines der wichtigsten ukrainischen Rüstungswerke getroffen hat. "Russland späht unsere Industrieobjekte erfolgreich aus", erklärte der ukrainische Fachmann für Angriffsdrohnen und Branchenkenner Sergei Beskretnow in einem Interview. Ihm zufolge spionieren oft ältere ehemalige leitende Mitarbeiter solcher Betriebe mit Zugang zu aktuellen Informationen für Russland.

Laut dem Chef des russischen Generalstabs Waleri Gerassimow waren in der Ukraine allein im letzten Jahr 1.500 Einrichtungen der Kontrolle und Industrie von den russischen Präzisionsschlägen zerstört oder beschädigt worden. Die Häufigkeit der Angriffe, ihre Tiefe und Intensität, die in den letzten Wochen zu beobachten ist, deuten darauf hin, dass die Umsetzung der im Jahre 2023 angekündigten Pläne zum Bau von Bayraktar- oder Rheinmetall-Rüstungsfabriken in der Ukraine unwahrscheinlich ist.

Nichtsdestotrotz setzen einige NATO-Staaten immer noch auf die Produktion von Militärgütern auf ukrainischem Territorium. Frankreich werde sich verstärkt auf die Produktion von Waffen auf ukrainischem Gebiet konzentrieren, teilte der Botschafter des Landes in der Ukraine Gaël Veyssière in einem Interview am Dienstag mit. "Die Unterstützung Frankreichs für die Lieferung von militärischer Ausrüstung ist natürlich fortlaufend. Sie wird allmählich ihren Charakter ändern, da das Ziel darin besteht, mehr Waffen in der Ukraine zu produzieren und nicht nur durch unentgeltliche Lieferungen und Käufe zu handeln", betonte er.

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