Europa

Wolhynien-Massaker: Polen schließt EU-Beitritt der Ukraine ohne Aufklärung aus

Polens Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz schließt den EU-Beitritt der Ukraine aus, bis Kiew und Warschau die Frage des Wolhynien-Massakers beigelegt haben. Bei dem Blutbad, das sich im Zweiten Weltkrieg ereignete, brachten ukrainische Nationalisten zehntausende Polen um.
Wolhynien-Massaker: Polen schließt EU-Beitritt der Ukraine ohne Aufklärung ausQuelle: AFP © WOJTEK RADWANSKI

Die Ukraine darf der EU erst dann beitreten, wenn Kiew und Warschau ihre Differenzen über das Wolhynien-Massaker aus den Zeiten des Zweiten Weltkrieges beigelegt haben. Diese Meinung brachte am Dienstag der polnische Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz in einem Interview mit dem TV-Sender Polsat zum Ausdruck.

Polen wolle die Ukraine zwar so weit wie möglich unterstützen, aber nicht alles sei perfekt in den Beziehungen der Länder "aufgrund ungelöster Fragen der Geschichte", betonte der Minister. Dies betreffe insbesondere die von ukrainischen Nationalisten begangenen Gräueltaten an Polen. Daher werde es keinen EU-Beitritt für die Ukraine geben, bis die Wolhynien-Frage gelöst worden sei. Unter anderem hänge das Schicksal der Ukraine in der Beitrittsfrage zur EU davon ab, ob sie der Exhumierung der Leichen der Opfer zustimmen würde.

Obwohl Polen der Ukraine in ihrem Konflikt mit Russland weitgehende Unterstützung leistet, gilt die Frage des Massakers seit langem als Brennpunkt in den Beziehungen beider Länder. Bei dem Massenmord in den Jahren 1943 und 1944 in Wolhynien und Ostgalizien, die im Zweiten Weltkrieg Polen angehörten, tötete die Ukrainische Aufständische Armee (UPA) je nach Quelle 50.000 bis 100.000 Polen. Auch andere ethnische Gruppen der Regionen, wie Ukrainer und Flüchtlinge, waren betroffen.

Im Jahr 2016 stufte das polnische Parlament das Wolhynien-Massaker als Völkermord ein, wovor Kiew bisher zögert. Der Präsident der Ukraine Wladimir Selenskij versprach im Jahr 2019, das Verbot der Leichenausgrabung aufzuheben. Im selben Jahr wurde die Suche nach den sterblichen Überresten im westukrainischen Gebiet Lwow wiederaufgenommen, nachdem Polen zugestimmt hatte, eine Gedenkstätte für die UPA-Guerillas auf seinem Boden wiederherzustellen. Zuvor war das Denkmal durch Vandalismus zerstört worden.

Im Herbst 2023 hatte sich Paweł Jabłoński, der damalige stellvertretende Außenminister Polens, in ähnlicher Weise geäußert. Ohne eine Lösung dieser Frage, was auch eine Voraussetzung für eine langfristige Versöhnung mit der Ukraine sei, könne Kiew nicht von einem Beitritt zur Europäischen Union träumen.

Mehr zum Thema – Polnisches Außenministerium knüpft EU-Beitritt der Ukraine an Umgang mit Wolhynien-Massaker an

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