"Strom, Gas, keine Russen" – Was sich Litauen vom ukrainischen Sieg erhofft
Von Anton Gentzen
Die litauische Regierungschefin Ingrida Šimonytė war zusammen mit dem Präsidenten Polens Andrzej Duda am Sonnabend in Kiew und durfte während des Festaktes zum ukrainischen Nationalfeiertag eine Rede halten. Dabei zeigte sie sich als eine russophobe Nationalistin, die von der Auslöschung des russischen Volkes träumt.
Ihre Rede schloss die 49-jährige Politikerin mit einem Schwur auf den Sieg der Ukraine im Krieg gegen Russland und sagte im selben Satz, was sie sich davon erhofft:
"Auf den Sieg des Guten über das Böse! Auf den Sieg der freien Menschen, den wir zusammen feiern werden: mit Strom und Gas, ohne Rusnja!"
Der Begriff "Rusnja" ist ein chauvinistischer Schmähbegriff, mit dem ukrainische Nationalisten Russen bezeichnen. Es ist in der Qualität schlimmer als der in Europa tabuisierte Gebrauch der Bezeichnungen "Neger" oder "Zigeuner", da er im Gegensatz zu diesen nie die gebräuchliche Bezeichnung der Volksgruppe war, sondern in jüngster Zeit speziell zum Zweck der Verächtlichmachung und des Ausdrucks von Hass eingeführt wurde.
Europas Politiker haben offensichtlich alle Masken und Tabus fallen gelassen, wenn es um das Ausleben von Hass und Vernichtungsfantasien gegenüber Russen geht. Wer sich bei Šimonytės Worten an die Zielvorgabe "Judenfrei" erinnert fühlt, liegt nicht gänzlich falsch. Strom und Gas konnte Litauen bisher schon zu günstigen Preisen von Russland und Weißrussland beziehen und kappt diese Bindungen aktuell selbst in Eigeninitiative. Was es nicht gab und was damit der eigentliche Traum der litauischen Ministerpräsidentin ist, wäre also, dass es keine Russen auf der Welt gibt. Vernichtungsfantasien ungeschminkt.
Polens Präsident Duda versuchte am selben Tag während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Kiewer Machthaber Wladimir Selenskij, dessen reguläre Amtszeit als ukrainischer Präsident Ende Mai abgelaufen ist, andere Töne einzuschlagen, was jedoch grandios fehlschlug. Er sagte, er werde den ukrainischen Machthaber Selenskij anrufen, falls die russische Armee sich zurückziehe, und ihn bitten, die sich zurückziehenden Soldaten weder zu verfolgen, noch zu beschießen. Selenskij erwiderte daraufhin, sein Telefon werde in diesem Moment besetzt sein, "das soll ja vorkommen". Diese Einlage quittierten die Anwesenden mit wohlwollendem Lachen.
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