Europa

Warschau rüstet auf – Tusk will jeden erwachsenen Polen für den Krieg

Polen gibt bereits viel Geld für die Verteidigung aus. Jetzt ergreift Warschau weitere Maßnahmen, um Polens "Sicherheit" zu stärken. Die für einen Kriegsfall ausgebildeten Militärs und Zivilisten sollen in der Lage sein, Bedrohungen seitens Russlands entgegenzuwirken.
Warschau rüstet auf – Tusk will jeden erwachsenen Polen für den Krieg© Klaudia Radecka/NurPhoto via Getty Images

Mit 4,7 Prozent des BIP, das Warschau im laufenden Jahr für das Militär auszugeben plant, hat Polen heute die höchsten Verteidigungsausgaben unter allen NATO-Staaten. Die Summe beträgt etwa 186 Milliarden Złoty, umgerechnet rund 44,4 Milliarden Euro.

Auch während der sechsmonatigen EU-Ratspräsidentschaft unter dem Motto "Sicherheit in Europa!", die Polen am 1. Januar von Ungarn übernommen hat, plant die polnische Regierung, sich für Sicherheit und Verteidigung einzusetzen. 

Heute hat Polen die größte Armee der EU und gibt Milliarden von Euro für Kampfflugzeuge, Raketen, Panzer, Artillerie und weitere Ausrüstung aus. Sollte es zu einem umfassenden militärischen Konflikt kommen, verfügt das Land aber trotzdem nicht über die strategische Tiefe einiger anderer europäischer Staaten, meint General Wiesław Kukuła, der Generalstabschef der polnischen Streitkräfte, in einem Beitrag für Politico. "Wir sind Nachbarn der Russischen Föderation und ihres Verbündeten Weißrussland. Deswegen haben wir keinen Puffer zwischen uns und ihnen, und wir haben nur eine begrenzte Zeit, um uns vorzubereiten und zu reagieren", so Kukuła.

Polens Regierungschef Donald Tusk kündigte Pläne seiner Regierung an, die Armee des Landes auf eine halbe Million Soldaten mehr als zu verdoppeln und Millionen von Reservisten auszubilden. "Wir werden versuchen, bis Ende des Jahres ein Modell zu entwickeln, mit dem jeder erwachsene Mann in Polen für den Kriegsfall ausgebildet wird, sodass diese Reserve vergleichbar und den potenziellen Bedrohungen angemessen ist", sagte Tusk Anfang März in einer Rede vor dem polnischen Parlament. Er fügte hinzu, dass sich auch Frauen melden können.

Laut Tusk werde die Ausbildung freiwillig sein, um die Befürchtungen einer Rückkehr zur äußerst unpopulären Wehrpflicht, die 2008 abgeschafft wurde, zu zerstreuen.

Wie es heißt, arbeite das polnische Militär noch die Details aus und der Plan selbst soll bis Ende März vorgelegt werden.

Wie die Zeitung Rzeczpospolita berichtet, plane die Regierung "kurzfristige militärische Ausbildungsprogramme für Zivilisten ohne vorherige Erfahrung".

In diesen Intensivkursen, die nur wenige Tage dauern, werden den Teilnehmern neben ausgewählten militärischen Fähigkeiten die Grundlagen des Zivilschutzes und der Ersten Hilfe vermittelt.

Für diejenigen, die bereits eine militärische Ausbildung haben, bietet die Regierung Auffrischungskurse an, in denen man spezielle Fähigkeiten vertiefen kann. Zivilisten, die eine umfassendere Vorbereitung wollen, können sich für ein einmonatiges Programm anmelden.

Erstes Ziel des Ausbildungsprogramms sei es, "die Verfügbarkeit und Qualität von Reservisten zu verbessern", so Kukuła weiter. Denn diese könnten im Falle eines Konflikts "neben den Berufssoldaten operieren". Der ursprüngliche Plan sehe die Ausbildung von 100.000 polnischen Bürgern bis Ende 2026 vor.

Die Regierung müsse alles tun, um ein ausreichendes Interesse an dem Programm in der Bevölkerung zu gewährleisten, meint der Militärexperte Marek Kozubel in dem Beitrag für Politico. "Finanzielle Anreize sind von entscheidender Bedeutung, ebenso wie eine erfolgreiche Marketingkampagne, die die Vorteile der Teilnahme an Ausbildungsprogrammen hervorhebt."

Diesbezüglich meint General Kukuła, die Ausbildung soll Fähigkeiten vermitteln, "die sowohl in Kriegs- als auch in Friedenszeiten nützlich sind, wie Cybersicherheit oder medizinische Ausbildung". Er betont, dass solche Fähigkeiten "auch auf dem Arbeitsmarkt von Nutzen sein können". Außerdem würden die Anreize finanzielle Entschädigungen sowie Steuererleichterungen für die Teilnehmer und ihre Arbeitgeber vorsehen, so Kukuła.

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