
Ende einer Ära: Letztes Stahlwerk im "Mutterland der Industrie" schließt

Es ist das Ende einer Ära: Das letzte in Großbritannien, dem Mutterland und einstigem Pionier der Industrialisierung, noch aktive Stahlwerk steht vor dem Aus. British Steel, seit 2020 ohnehin nur noch mit chinesischer Unterstützung und zuletzt täglich 700.000 Britischen Pfund an Zuschüssen vom chinesischen Eigner am Leben gehalten, hat in der vergangenen Woche die Stilllegung der zwei verbliebenen Hochöfen im englischen Scunthorpe bekannt gegeben. Vorerst laufen "Konsultationen", von denen abhängt, ob das Feuer in den Öfen im Juni oder im September des laufenden Jahres endgültig erlöschen wird, das Ende an sich scheint entschieden, auch wenn Gewerkschaften noch kämpfen wollen und der Betreiber auf Beihilfen der Regierung hofft, um die Schließung hinauszuzögern.
Damit steht das Land, das im 19. Jahrhundert als erstes die industrielle Revolution mit Kohle, Stahl, Dampfmaschine und Eisenbahn einleitete und durchschritt, künftig ganz ohne eigene Stahlproduktion da. Seit der Schließung vieler Stahlwerke in den 1970er und 1980er Jahren, im Zuge der Privatisierung von British Steel in der Ära Thatcher, war sie zuletzt nur noch ein Schatten der einstigen Größe.
Das Vereinigte Königreich ist damit auch das erste und bislang einzige G7-Land, das nicht in der Lage ist, seinen eigenen Stahl zu schmieden. Wie es in einem alten Popschlager heißt: "Doch du musst nicht traurig sein, denn du bleibst nicht lang allein".

Dabei ist England auch das Mutterland der Hochöfen: Das Bessemer-Verfahren – Henry Bessemers Erfindung aus dem Jahr 1856, später von anderen Ingenieuren perfektioniert und abgelöst – verwandelte geschmolzenes Eisen schnell und billig in Stahl und gab der industriellen Revolution einen neuen Schub. In Scunthorpe, südöstlich von Leeds gelegen, wurde 1890 der erste Hochofen in Betrieb genommen, womit die Stadt neben Sheffield und Südwales zum dritten großen Standort der britischen Stahlindustrie aufstieg.
In den 1950er Jahren arbeiteten über 300.000 Briten in der Stahlindustrie. Anfang der 1970er produzierte Großbritannien 25 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr, danach ging es bergab. Billiger Stahl, erst aus Japan, dann aus China machte den britischen Hütten Konkurrenz. Die zweite Hälfte der 70er und die 80er Jahre kamen einem Gemetzel gleich: Werke wurden geschlossen, Arbeitsplätze verschwanden. Die Hochöfen in Port Talbot wurden 2024 stillgelegt, Scunthorpe blieb als letztes Werk übrig. Bis jetzt.
Den Rest gaben den britischen Stahlwerkern Donald Trumps Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahleinfuhren in die USA – laut UK Steel mit 400 Millionen Pfund der letzte noch verbliebene Exportmarkt. Mit chinesischem und US-amerikanischen Stahl können die Europäer, auch die Briten, angesichts hoher Kohlenstoffsteuern, rekordverdächtiger Strompreise und Forderungen nach Elektrolichtbogenöfen statt billiger Kohleverheizung beim Preis ohnehin nur schwer mithalten, seit Trumps Schutzzöllen nun überhaupt nicht mehr. Und national gibt es angesichts der im "Mutterland der Industrie" weit vorangeschrittenen Deindustrialisierung kaum noch Bedarf.
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