Rassismus-Debatte im WDR löst Shitstorm aus – Sender entschuldigt sich

In der Talkrunde mit Moderator Steffen Hallaschka diskutierten die Gäste Micky Beisenherz, Thomas Gottschalk, Janine Kunze und Jürgen Milski aktuelle gesellschaftliche Themen, darunter auch die Frage: "Das Ende der Zigeunersauce: Ist das ein notwendiger Schritt?" Die Gäste konnten mit einer grünen Karte zustimmen und mit einer roten Karte dagegen stimmen. Alle vier Gäste hielten die rote Karte hoch. Die Sendung wurde am Freitagabend ausgestrahlt.

Auf Twitter empörten sich im Anschluss viele Zuschauer darüber, dass die Gäste "empathielos", "unkritisch" und "naiv" mit dem Thema Alltagsrassismus umgegangen seien und rassistische Begriffe verteidigt hätten. Auch der Umstand, dass zu einer Diskussion über Rassismus ausschließlich weiße Gäste in die Talkrunde eingeladen waren, wurde heftig kritisiert. Besonders im Fokus stand eine Aussage von Kunze, die sagte, sie habe sich "über viele Worte nie Gedanken gemacht". "Haltet mich für naiv, nein, sie gehören dazu", führte sie weiter aus.

Auch Thomas Gottschalk wurde scharf kritisiert, der angab, bei einer Kostümparty in Los Angeles in einer Jimi-Hendrix-Verkleidung das erste Mal die Erfahrung gemacht zu haben, "wie sich ein Schwarzer fühlt".

Das Bündnis für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas twitterte unter #nichtsgelernt: "Wir sind erschüttert und wütend über den brutalen Antiziganismus in der WDR-Sendung. Zwei Tage nach dem Holocaust-Gedenktag diskutiert man nicht darüber, ob das Z-Wort o.k. ist. 500.000 Menschen wurden ermordet, vielen davon wurde vorher das Z in den Arm tätowiert."

Einige Twitternutzer fühlten sich persönlich angesprochen. Viele kritisierten, dass der WRD die Sendung ein zweites Mal zeigte, anstatt sie aus dem Programm zu nehmen.

Andere Nutzer verteidigten Kunze und warfen den Kritikern Intoleranz vor.

In Folge der Welle der Kritik entschuldigten sich Kunze und Beisenherz für ihre Aussagen. "Mir ist klar geworden, dass ich Menschen, insbesondere die der Sinti und Roma Community, mit meinen unbedachten Äußerungen zutiefst verletzt als auch diskriminiert habe", schrieb Kunze am Sonntag bei Instagram. Als Mutter von drei Kindern müsse sie aufgeklärter sein. Sie werde künftig ihre Wortwahl überdenken. "Mein Wunsch ist es, dass wir voneinander lernen."

Beisenherz sagte am Montag in seinem Podcast: "Wenn ich Leute enttäuscht habe, dann tut mir das aufrichtig leid, denn das möchte ich nicht." Er fuhr fort: "Wenn da vier Kartoffeln sitzen und über Rassismus mit Karten abstimmen, dann ist im Kern ja schon mal etwas falsch, das kannst du so einfach nicht machen." Als Gesellschaft sei man deutlich weiter, "als im Jahr 2021 noch ernsthaft über dieses verdammte Schnitzel zu diskutieren und zu sagen, ich möchte unbedingt das Z-Wort benutzen, wenn ich bestelle". Er hätte in der Sendung bei vielen problematischen Aussagen vehementer reagieren müssen. "Das habe ich verstanden und das nehme ich mit fürs nächste Mal."

Auch der Sender räumte Fehler ein. Die Sendung sei nicht so gelaufen, wie man es geplant habe. In der Show sollten kontroverse Themen auf unterhaltsame Weise diskutiert werden, und dabei dürfe natürlich jeder Gast seine Meinung äußern. "Aber rückblickend ist uns klar: Bei so einem sensiblen Thema hätten unbedingt auch Menschen mitdiskutieren sollen, die andere Perspektiven mitbringen und/oder direkt betroffen sind", hieß es in der Stellungnahme auf Twitter.

Mehr zum Thema - Trotz "Jahrhundert-Pandemie" weder Masken noch Lockdown in deutschen Serien und Filmen