Antisemitismus-Vorwurf als Waffe: Auftrittsverbot für Pink-Floyd-Musiker Roger Waters in Frankfurt
Die Europatournee "This is not a drill" (Dies ist keine Übung) des Pink-Floyd-Mitbegründers Roger Waters beginnt am kommenden Freitag mit einem Konzert in Lissabon. Der 79-jährige Gitarrist wird von März bis Juni im Anschluss an seine erfolgreiche Tournee in den USA über drei Monate in europäischen Städten auftreten.
In Deutschland sollte als letzter Auftritt hierzulande, ein Konzert in der Festhalle der Frankfurter Messe stattfinden. Wie Telepolis am Montag berichtete, wurde dem legendären Pink Floyd Musiker der Auftritt in der Landeshauptstadt seitens der Stadtverwaltung und seitens der hessischen Landregierung untersagt. Die kommunalen und Landesbehörden machten das Auftrittsverbot am "anhaltendem israelfeindlichem Verhalten" fest und bezeichneten Waters als "Antisemiten".
Er habe wiederholt zum kulturellen Boykott Israels aufgerufen, Vergleiche mit dem Apartheid-Regime in Südafrika gezogen und Druck auf Künstler ausgeübt, Veranstaltungen in Israel abzusagen, hieß es in der Begründung. Laut Mitteilung der Stadt Frankfurt a. M. mit der Überschrift "Frankfurt setzt ein Zeichen gegen Antisemitismus" gebe es auch in Berlin, München und Köln, wo weitere Auftritte vorgesehen seien, das Verlangen nach einer Verweigerung der Rogers-Konzerte.
Nun fordern bekannte Künstler und Menschenrechtsaktivisten als Reaktion auf das Konzertverbot in Frankfurt am Main die deutsche Regierung in einer Petition auf, die Absage rückgängig zu machen. In der Erklärung zur Petition auf der Plattform change.org wird sich gegen den Anti-Semitismus-Vorwurf gegenüber dem Rockmusiker verwehrt. Demnach würde der Vorwurf ausschließlich mit zwei Aussagen belegt: Waters habe die von den Palästinensern geführte Kampagne zum kulturellen Boykott Israels unterstützt und er habe die heutige israelische Regierung mit dem Apartheid-Regime in Südafrika verglichen.
Dies würde jedoch nicht nur von Waters behauptet und lege keinesfalls außerhalb des öffentlichen Meinungsspektrums. "Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch, die israelische Organisation B'Tselem, Organisationen der Vereinten Nationen und südafrikanische Beamte haben Israel als Apartheidstaat bezeichnet, und daher haben viele dieser Organisationen und Einzelpersonen den Vergleich zwischen Israel und dem Südafrika der Apartheid-Ära gezogen" heißt es in dem Petitionstext.
Zu den Erstunterzeichnern gehören auch Künstler und Menschenrechtsaktivisten, darunter Peter Gabriel, Julie Christie, Noam Chomsky, Susan Sarandon, Alia Shawkat und Glenn Greenwald. In ihrem Aufruf verteidigen die Initiatoren der Petition Rogers langjähriges Engagement für die Menschenrechte: Waters Kritik an Israels Behandlung der Palästinenser ist Teil seines langjährigen Engagements für die Menschenrechte in aller Welt. Waters vertrete die Ansicht,
"dass alle unsere Brüder und Schwestern überall auf der Welt unabhängig von ihrer Hautfarbe oder der Tiefe ihrer Taschen die gleichen Menschenrechte vor dem Gesetz verdienen".
Die ungleiche Behandlung von Juden und Palästinensern durch die israelische Regierung sei in Israel per Gesetz festgelegt, untermauerte Telepolis Rogers Kritik an der israelischen Regierung. Das Medium verwies ebenfalls auf bekannte NGOs wie Human Rights Watch und Amnesty International sowie Experten der Vereinten Nationen, unter ihnen der UN-Sonderberichterstatter. Dieser hatte erklärt, dass die Politik Israels mit der Besetzung der palästinensischen Gebiete einen "Apartheid"-Staat innerhalb des Landes geschaffen habe. Rogers Aussagen über Israel ständen somit "in vollem Einklang mit der Kritik dieser angesehenen Organisationen und Institutionen."
In einer Stellungnahme gegenüber Telepolis habe der Musiker seine Position dazu erklärt:
"Mein Standpunkt ist einfach: Er besteht in der Umsetzung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 für alle unsere Brüder und Schwestern in der Welt, einschließlich derer zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer. Meine Unterstützung für die allgemeinen Menschenrechte ist universell. Das ist kein Antisemitismus, der abscheulich und rassistisch ist und den ich, wie alle Formen von Rassismus, vorbehaltlos verurteile."
Der Frankfurter Stadtrat würde mit seiner Kampagne gegen Waters die herrschende Denkweise der "extremistischen israelischen Regierung" nachahmen, "die Antisemitismus als Waffe einsetzt, um damit Kritiker ihres politischen Kurses zu bekämpfen", kritisierte Telepolis das Verbot der deutschen Behörden. "In einer zivilisierteren Welt würde Frankfurt ihm einen Preis für seinen Mut verleihen und nicht versuchen, ihn durch staatliche Zensur zum Schweigen zu bringen."
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