Gesellschaft

Berlin: Polizei ermittelt gegen "Pink Floyd"-Mitbegründer Roger Waters

Provokation gelungen oder justiziabler Skandal? Roger Waters bereitet mit seiner Deutschland-Tour viel Wirbel – an den Konzertorten kommt es jeweils zu Protesten gegen den Auftritt des "Pink Floyd"-Musikers. Nach dem Berliner Konzert ermittelt nun die Polizei.
Berlin: Polizei ermittelt gegen "Pink Floyd"-Mitbegründer Roger WatersQuelle: www.globallookpress.com © Daniel Bockwoldt/dpa

Die zu Ende gehende "This Is Not A Drill"-Tour durch Deutschland des "Pink Floyd"-Mitbegründers Roger Waters sorgte von Anfang an für Aufregung und führte zu polizeilichen Ermittlungen, wie nun bekannt wurde.

Waters, der in Berlin am 17. und 18. Mai aufgetreten war, wurde bereits im Vorfeld der als "His First Farewell Tour" vermarkteten Konzertreihe von Gegnern seiner politischen Positionen kritisch beäugt. Diesmal erregte weniger der riesige Luftballon in Form eines Schweins Anstoß, der wie bei Waters-Auftritten üblich über dem Publikum schwebte, sondern eine Sequenz seiner Bühnenshow. Darin trat Roger Waters in einem langen schwarzen Ledermantel auf, trug eine rote Armbinde mit zwei gekreuzten Hämmern auf weißem Grund. Dabei hält er eine Maschinengewehr-Attrappe, die ihm von zwei als Soldaten verkleideten Männern angereicht worden war. Waters "feuert" schließlich aus dem Gewehr, was mit entsprechenden Licht- und Soundeffekten untermalt wird. Die Kostümierung sollte offensichtlich Assoziationen an SS und Wehrmacht wecken.

Die Berliner Polizei ermittelt nun, ob Waters mit diesem Auftreten den Nationalsozialismus verherrlicht oder relativiert haben könnte. Auf Social-Media-Kanälen kursieren Mitschnitte dieser Szene.

Zuerst hatte das in Großbritannien beheimatete Portal Jewish News auf die Berliner Ermittlungen aufmerksam gemacht. Die Polizei geht der Frage nach, inwiefern Waters' Bühnenbekleidung "die Würde von Opfern des Nationalsozialismus verletzen oder die NS-Herrschaft verherrlichen, relativieren oder legitimieren soll", so der rbb. Gegenüber dem Sender erläuterte Polizeisprecher Martin Halweg, dass der Staatsschutz den Vorwürfen nachgehe, Beweise sichte und die Ermittlungsergebnisse an die Staatsanwaltschaft übergeben werde. Dort werde dann über das weitere Vorgehen entschieden.

Der britische Musiker hatte im Verlauf seines Berliner Auftritts den Tod der palästinensischen Al Jazeera-Journalistin Shireen Abu Akleh (RT DE berichtete) mit dem von Anne Frank verglichen, die im Nazi-Todeslager Bergen-Belsen zu Tode kam. Daraufhin schrieb das israelische Außenministerium auf Twitter:

"Guten Morgen an alle außer Roger Waters, der den Abend in Berlin (Ja Berlin) damit verbracht hat, die Erinnerung an Anne Frank und die sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden zu entweihen."

Israels UN-Botschafter Danny Danon schrieb ebenfalls auf Twitter, Waters sei "einer der größten Judenhasser unserer Zeit". Waters wolle "Israel mit den Nazis vergleichen".

Ob an dem Schweine-Luftballon auch in Berlin ein Davidstern angebracht war oder nicht, darüber gehen die Berichte auseinander. Das Portal t-online des Reklamekonzerns Ströer behauptet, dass auf Twitter Fotos aus Berlin zu finden seien, die den Davidstern zeigen. Der Tagesspiegel und das Musikmagazin Rolling Stone verneinen dies. In Berlin soll allerdings – neben den Namen anderer Rüstungskonzerne – auch der Schriftzug des israelischen Rüstungsproduzenten Elbit Systems auf dem Ballon in Schweineform zu lesen gewesen sein.

Rogers Waters wird seit Langem vorgeworfen, mit seinen radikal antikapitalistisch klingenden Positionen de facto israelfeindlich und antisemitisch aufzutreten. So wollte auch die Berliner CDU den Waters-Auftritt in der "Mercedes-Benz Arena Berlin" am liebsten verhindern und hatte eine Absage von Veranstalter und Hallenbetreiber gefordert.

Nach diesem Vorlauf und der Show, die Waters schließlich ablieferte, fielen die Konzertkritiken des Mainstreams – wenig überraschend – gemischt bis zurückhaltend aus.

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