Gesellschaft

Die russische Seele der "Weißen Rose" – Ausstellung über Alexander Schmorell eröffnet

Nur wenige wissen, dass eine der zentralen Figuren des Deutschen Widerstands, Alexander Schmorell, ein russischer Heiliger ist. Diesem und anderen wenig bekannten Aspekten seines Lebens und Wirkens ist eine Ausstellung des Russischen Hauses in Berlin gewidmet.
Die russische Seele der "Weißen Rose" – Ausstellung über Alexander Schmorell eröffnet

Von Wladislaw Sankin

Im Russischen Haus in Berlin wurde am Freitag eine Ausstellung über den Widerstandskämpfer Alexander Schmorell eröffnet, der Mitglied der Gruppe "Weiße Rose" war. Die von der Orenburger Stiftung "Eurasia" mitgestaltete Ausstellung beleuchtet die vielschichtigen Facetten seines Lebens und trägt den Titel "Die russische Seele der 'Weißen Rose'. Die Geschichte des selbstlosen Lebens von Alexander Schmorell". Schmorell wurde 1917 im russischen Orenburg in einer deutsch-russischen Ehe geboren und verbrachte die ersten vier Jahre seines Lebens in Russland, ehe seine Familie nach Deutschland zog. 

Als Mitbegründer der studentischen Widerstandsgruppe "Weiße Rose" setzte er sich furchtlos gegen das NS-Regime ein. Sein Name steht in einer Reihe mit anderen prägenden Figuren des deutschen Widerstands, wie Willi Graf sowie Hans und Sophie Scholl. Weniger bekannt sind jedoch seine russischen Wurzeln, sein tief verankerter orthodoxer Glaube und seine enge Verbindung zu Russland. Nur wenige wissen, dass ihn die Russische Orthodoxe Kirche im Ausland 2012 unter dem Namen "Alexander von München" als Heiligen kanonisiert hat. 

Die Ausstellung, die bis Ende Oktober im Erdgeschoss des Russischen Hauses zu besichtigen ist, gewährt Einblicke in die Geschichte seiner Familie, seine Kindheit in Orenburg und seine Jugend in Deutschland. Zudem erzählt sie von seinen Freundschaften, der Entstehung und Tätigkeit der "Weißen Rose" sowie von seinem Einsatz an der Ostfront. Besonders hervorgehoben werden sein unermüdliches Streben nach Freiheit, seine geistige Verbundenheit mit Russland, seine Heiligsprechung und die heutige Erinnerung an sein Vermächtnis.

Alexander Schmorell stand zu seiner russischen Herkunft. Der Leiter des Russischen Hauses, Pawel Iswolski, erinnerte in seiner Begrüßungsrede an seine Worte vor dem Verhör bei der Gestapo: "Meine Liebe zu Russland erkenne ich bedingungslos an. Meine Mutter war Russin, ich bin dort geboren, wie kann ich mit diesem Land nicht verbunden sein?" Mit seinem Bekenntnis zu Russland machte der Widerstandskämpfer die Chancen auf eine Begnadigung zunichte. Alexander Schmorell wurde am 13. Juli 1943 im Gefängnis München-Stadelheim per Fallbeil hingerichtet. 

Zur Eröffnung kamen mehr als zwei Dutzend Gäste – Journalisten, Kulturschaffende, Freunde und deutsche Besucher des Hauses. Auch der Vorstand der Gesellschaft für Deutsch-Russische Freundschaft e.V., Lothar Schlüter, war anwesend. Aus seiner Sicht ist die Ausstellung ein wichtiger Beitrag zur deusch-russischen Verständigung, die ihren Ursprung in der DDR-Zeit hat. Auch wenn der antifaschistische Widerstand in der DDR ein großes Thema war ‒ etwas, das alle, die in der DDR aufgewachsen sind, verinnerlicht haben ‒, war auch ihm bislang nicht bewusst, wie groß die Rolle von Alexander Schmorell innerhalb der Widerstandsgruppe gewesen ist.

Der Vereinsvorsitzende lobte den Bildungsauftrag der Ausstellung und äußerte die Hoffnung, dass auch Schulgruppen sie zu sehen bekommen. "Diese Thematik spielt in den Schulen eher eine untergeordnete Rolle beziehungsweise überhaupt keine. Im öffentlichen Bewusstsein sind die Namen Scholl schon ein Begriff. Aber viele wissen dann nichts weiter. Und dieses Wissen zu vermitteln ist sehr wichtig." Er sagte erfreut, dass seine beiden Enkel, die noch sehr jung seien, ihn gern auf seiner nächsten Russlandreise begleiten würden. Durch Austausch und Reisen könne man der grassierenden Russophobie trotzen. 

"Wir haben die Tradition, die schon mal gezeigt hat, dass es in der Entwicklung anders geht. Das, was wir heute hier erleben, diese Russophobie, wie sie hier gepflegt wird, nimmt für mich schon krankhafte Züge an", so Schlüter. 

Aber wie kann es sein, dass die Münchner Stiftung "Weiße Rose" die Zusammenarbeit mit dem Russischen Haus verweigert hat? Auch in dieser Geste drückt sich die Russophobie aus, denn seit Jahren läuft in den deutschen Medien eine brutale Hasskampagne gegen das Russische Haus, über deren wildeste Auswüchse RT DE mehrfach berichtete. Der Leiter des Hauses, Pawel Iswolski, hat jedoch keine Zweifel daran, dass die Ausstellung populär sein wird. Er merkte an, dass diesmal die Berliner Zeitung über die Ausstellung berichtete. "Das ist in den heutigen Zeiten etwas Außergewöhnliches. Seit drei Jahren befinden wir uns in einer Informationsblockade."

Er äußerte die Hoffnung, dass das Thema den Nerv des deutschen Publikums trifft. Es sei in Deutschland zum Beispiel wenig bekannt, dass Alexander Schmorell als Märtyrer heiliggesprochen wurde. Außerdem eröffne die Ausstellung eine Veranstaltungsreihe, die dem 80. Jahrestag des Sieges über den deutschen Faschismus gewidmet ist. 

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