20 ist das neue 35: Spahn peilt neuen Inzidenzwert für weitere Lockerungen im Sommer an
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat als Zielmarke eine Inzidenz von unter 20 ausgegeben, damit es im Sommer weitreichende Lockerungen der Corona-Regeln geben kann. Für einen unbeschwerten Sommer müsse die Inzidenz weiter gesenkt werden, sagte der CDU-Politiker der Bild am Sonntag.
"Im vergangenen Sommer lag sie unter 20. Das sollten wir wieder anstreben. Vorsicht und Umsicht gelten weiterhin."
Man habe aus dem vergangenen Sommer gelernt, sagte der Gesundheitsminister. "Damals haben die Auslandsreisen, häufig Verwandtschaftsbesuche in der Türkei und auf dem Balkan, phasenweise rund 50 Prozent der Neuinfektionen ausgelöst. Das müssen wir in diesem Jahr verhindern", so Spahn. Beispielsweise wolle er frühzeitig Vereinbarungen mit der Türkei über Tests bei der Ein- und Ausreise schließen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt am Sonntagmorgen bundesweit bei 64,5 (Vortag: 66,8; Vorwoche: 83,1). Am Sonntag sind die vom Robert Koch-Institut gemeldeten Fallzahlen meist niedriger.
Spahn signalisierte außerdem, dass Open-Air-Konzerte schon im Sommer möglich sein könnten – unter bestimmten Auflagen. "Konzerte im nicht voll besetzten Olympiastadion oder im Park mit Tests und Abstand sind aus heutiger Perspektive drin", so Spahn. "Aber keine Rock-Festivals, wo sich Zehntausende in den Armen liegen." Hoffnung macht Spahn nicht nur Musik-, sondern auch Fußballfans: "Die Liga hat ein gutes Schutzkonzept entwickelt. Wenn die Inzidenz weiter sinkt, bin ich sicher, dass Fans im August wieder ins Stadion dürfen."
Um nach den Sommerferien wieder einen regulären Unterricht zu ermöglichen, setzt Spahn auf das Impfen von Kindern und Jugendlichen. Dafür möchte er BioNTech-Impfdosen speziell für Schüler reservieren. Derzeit wird das Vakzin von europäischen Behörden auf den Einsatz bei Zwölf- bis 16-Jährigen hin überprüft, eine Zulassung wird bald erwartet.
"Das erklärte Ziel ist, dass die Länder den minderjährigen Schülerinnen und Schülern bis Ende August ein Impfangebot machen", sagte Spahn.
Laut einem Schreiben, aus dem letzte Woche die Süddeutsche Zeitung zitierte, sprach sich der Gesundheitsminister gegen einen "politischen Wettlauf der Lockerungen" aus, fasste aber bereits einige Lockerungen ins Auge. Sobald die Inzidenzwerte unter 50 fallen, sollen Spahn zufolge weitere Lockerungen möglich sein, etwa für Hotels und den Innenbereich von Restaurants.
Im Frühjahr war es noch die 35er-Grenze
Kritik an Spahn kam von der FDP. Bundestagsvize Michael Theurer sagte: "Deutschland braucht einen klugen Stufenplan für Öffnungen und nicht einen Bundesgesundheitsminister, der mit Inzidenzen zockt wie ein Pokerspieler und so die Menschen und Wirtschaft alle paar Monate verunsichert." Theurer warnte vor einem "Gezerre mit den Ländern wie im Frühjahr um die Inzidenz von 35".
Anfang März hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Bund-Länder-Konferenz noch den Inzidenzwert von 35 für Lockdown-Lockerungen gefordert. In Regionen, die unter einen Inzidenzwert von 35 kommen, "können die Möglichkeiten für private Zusammenkünfte erweitert werden auf den eigenen und zwei weitere Haushalte mit zusammen maximal zehn Personen", zitierten Medien aus einem Entwurfspapier.
Doch diese Forderung erwies sich angesichts der hohen Inzidenzzahlen politisch kaum durchführbar, sodass sich die Ministerpräsidenten damals erst auf den Inzidenz-Wert zwischen 50 und 100 einigten, als Marke wurde schlussendlich der Wert von 100 beschlossen und als Grenze in die sogenannte "Bundes-Notbremse" aufgenommen.
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(rt/dpa)
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