Plagiatsgutachter Stefan Weber: Baerbock hat auch bei Habeck abgekupfert
Die Plagiatsvorwürfe im Zusammenhang mit Annalena Baerbocks jüngst erschienenem Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" reißen nicht ab: Die Grünen-Kanzlerkandidatin soll bei ihrem Parteikollegen Robert Habeck abgekupfert haben.
Eine entsprechende Analyse präsentierte am Sonntag der "Plagiatsjäger" Dr. Stefan Weber auf seinem Blog. Demnach gibt es große Übereinstimmungen einer Passage von Baerbocks Buch mit dem Werk von Habeck, das im Januar dieses Jahres unter dem Titel "Von hier an anders" erschienen war. Konkret handelt es sich um ein Kapitel zum Bildungssystem.
In einer Übersicht hat Weber die wortgleichen oder sich zumindest stark ähnelnden Satzfragmente markiert. So leitet Habeck beispielsweise einen Satz mit den Worten ein: "Jenseits der ermüdenden Debatten über das Kooperationsverbot …", der sich bei Baerbock in abgewandelter Form wieder findet: "Jenseits der unbefriedigenden Debatten über das Kooperationsverbot …"
Rund ein Dutzend Stellen hat Weber als problematisch gekennzeichnet. Die textliche Übereinstimmung bezeichnet er als "sehr bizarr". Webers Fazit:
"Eine zufällige Wortketten- und Ideengleichheit ist wohl auszuschließen. Auch der Verweis auf ein etwaiges 'identisches Wording' der Grünen taugt hier nicht zum Entkräften des Plagiatsvorwurfs. Dies alleine schon deshalb, weil sich in Herrn Habecks Buch nicht einmal ein Halbsatz befindet, der auch im Wahlprogramm der Grünen steht."
Der entsprechende Abschnitt in Baerbocks Buch lese sich so, "als hätte jemand jemandem den Auftrag erteilt, ein Exzerpt oder eine kurze Paraphrase von Habecks Kapitel über das Bildungssystem zu erstellen", so Weber.
Der neue Fund lege nahe, "dass Frau Baerbock das Buch nicht selbst geschrieben hat, sondern sich auf Kräfte verlassen hat, die Plagiate und Paraphrasen von älteren Texten geliefert haben". In einem solchen Fall würde "zusätzlich zum Plagiat auch noch Ghostwriting bzw. unethische Autorschaft vorliegen, die im faktischen Widerspruch zur wiederholten Aussage von Frau Baerbock stünde, sie habe das Buch bis auf die Stellen von Herrn Ebmeyer selbst verfasst".
Der Plagiatsgutachter sprach bereits vor drei Wochen von 43 "verifizierten Plagiatsfragmenten" in Baerbocks Buch. Es sei vollkommen klar, so Weber im Juni, als er erstmals Plagiatsvorwürfe gegen die Kanzlerkandidatin erhob, dass ein Sachbuch einer Politikerin keine Dissertation sei. Zudem werden in Baerbocks Buch generell keine Quellen angegeben. "Beides ist aber noch lange keine Legitimation für schwerwiegende Textplagiate. Textplagiate sind ethisch nicht korrekt und wurden auch bereits in Sachbüchern zu Recht bemängelt", monierte Weber.
Habeck selbst hatte Mitte Juli in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz die Tatsache, dass seine Parteikollegin Passagen ihres Buches von anderen Quellen abgekupfert hat, ohne diese zu benennen, als "nicht cool" bezeichnet. Aus dem "schlecht beherrschten Handwerk" des Bücherschreibens dürfe man aber nicht auf Hochstapelei schließen. Ein solcher Vorwurf sei "falsch und infam", so Habeck.
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