Arbeitsagentur-Chef: "Wir brauchen 400.000 Zuwanderer – pro Jahr"
Aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, braucht Deutschland mehr Migration, um den Bedarf der Unternehmen an Fachkräften zu decken. Scheele behauptet im Interview mit der Süddeutschen Zeitung:
"Wir brauchen 400.000 Zuwanderer pro Jahr. Also deutlich mehr als in den vergangenen Jahren."
Der Arbeitsagentur-Chef argumentiert mit den "kritischen" Folgen der "demografischen Entwicklung in Deutschland". Er sehe in diesem Jahr eine Abnahme um 150.000 der potenziellen Arbeitskräfte im typischen Berufsalter, und er ist sich sicher: "In den nächsten Jahren wird es viel dramatischer."
"Von der Pflege über Klimatechniker bis zu Logistikern und Akademikerinnen" überall würden bald "Fachkräfte fehlen". Laut Scheele könne Deutschland "das Problem nur lösen, indem es Ungelernte und Menschen mit wegfallenden Jobs qualifiziert, Arbeitnehmerinnen mit unfreiwilliger Teilzeit länger arbeiten lässt – und vor allem, indem es Zuwanderer ins Land holt". Das müsse "die neue Bundesregierung alles anpacken". Dabei spiele auch die Lage in Afghanistan eine gewisse Rolle. Es handele sich um eine "humanitäre Frage" und Deutschland solle "seinen Beitrag leisten", um Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen. Scheele betont, es gehe ihm "nicht um Asyl, sondern um gezielte Zuwanderung für die Lücken am Arbeitsmarkt".
Angesprochen auf mögliche politische Hindernisse für eine Zuwanderung in der von ihm skizzierten Größe, antwortet Scheele:
"Man kann sich hinstellen und sagen: Wir möchten keine Ausländer. Aber das funktioniert nicht. […] Fakt ist: Deutschland gehen die Arbeitskräfte aus. Diese Lücke könnten allerdings teilweise auch Menschen füllen, die aus humanitären Gründen Asyl bekommen."
Für den Arbeitsagentur-Chef sind die Erfahrungen der "Flüchtlingswelle 2015" Vorbild, denn damals "kamen auch Qualifizierte und viele Menschen mit höheren Bildungszielen". Er ist sich sicher:
"Die meisten Menschen fliehen nicht aus ihrer Heimat, um dann im Flüchtlingszentrum zu sitzen."
Neben der Demografie hebt Scheele die Auswirkungen der Corona-Krise und die "Transformation durch Dekarbonisierung und Digitalisierung" auf die deutsche Wirtschaft hervor. Er prophezeit, die Wirtschaft werde "das Vorkrisenniveau Ende 2023, Anfang 2024 wieder erreichen". Dennoch habe es einen Anstieg der Zahl der Langzeitarbeitslosen um 400.000 gegeben – also gerade einen Anstieg "von rund 700.000 auf knapp 1,1 Millionen". Diese Zahl sinke nur "in kleinen Schritten". Scheele macht deutlich, dass "Un- und Angelernte die Hauptleidtragenden der Krise sind".
Der Chef der bundesdeutschen Arbeitsagentur unterstreicht die rettende Funktion, welche die Kurzarbeit für die deutschen Unternehmen gespielt hätte. Die Kurzarbeit habe sich "wirklich bewährt" und "auf Heller und Pfennig gelohnt". Eine Folge sei aber, dass es nicht gelungen sei, die Unternehmen dabei stärker für Qualifikation zu gewinnen. Dabei stelle insbesondere der ökologische und digitale Umbau der Wirtschaft eine enorme Herausforderung dar. Er werde laut Scheele unweigerlich "zu Arbeitsplatzverlusten führen". Gleichzeitig sollen aber "in nahezu gleicher Zahl neue Arbeitsplätze" entstehen, allerdings mit "höheren Anforderungen". Er fordert daher "ein Jahrzehnt der Qualifikation".
Auf die Frage, ob Unternehmen wie Daimler hohe Dividenden ausschütten dürfen, obwohl sie kräftige Zuschüsse für Kurzarbeit bekommen hatten, beschwichtigt Scheele, dies sei "gesetzeskonform". Dennoch habe es "ein gewisses Geschmäckle". Allerdings sei jedes Unternehmen "für seinen Ruf selbst verantwortlich".
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