Nach dem Kauf durch Axel Springer: Politico hat RT DE als Zielobjekt entdeckt
Für den Kauf des US-Unternehmens Politico Ende August gibt der Medienkonzern Axel Springer eine öffentlich nicht bezifferte Summe aus, die noch über der Summe für das französische Immobilienportal SeLoger, liegt, wie die NZZ berichtet. 2011 gaben die Berliner dafür 630 Millionen aus. Die Nachrichtenagentur Bloomberg geht von mehr als eine Milliarde US-Dollar Kaufpreis für Politico aus. Das bisherige transatlantische Gemeinschaftsunternehmen Politico Europe befindet sich fortan zu 100 Prozent im Hause Springer. Es definiert seine Aufgaben folgendermaßen:
"POLITICO.eu berichtet über die europäische Politik mit all ihren Machenschaften und Manövern, Persönlichkeiten und Kulturen. /// Berichtet wird nicht nur aus der Sicht eines einzelnen Landes, sondern auch aus der Sicht der Führungsriegen und von dem Zusammenspiel der Interessen verschiedener Regierungen."
Transatlantiker fürchten Konkurrenz durch RT DE
Nur wenige Tage nach dem Kauf kritisiert das englischsprachige Medium das enorme Wachstum von RT DE bei Youtube und Twitter. Gleich zwei Artikel widmete das Politmagazin Anfang September RT DE (hier und hier). Nicht zuletzt wird die Konkurrenz für die Springer-Flaggschiffe Bild und Welt auf den sozialen Medien immer größer. In dem Artikel: "POLITICO Digital Bridge: RT in Germany" vom Donnerstag heißt es auf Politico:
"In den letzten sechs Monaten hat sich ein Medienunternehmen in Bezug auf das Engagement in den sozialen Medien an die Spitze der Tabelle katapultiert: RT Deutsch, der staatliche russische Verlag. Zu diesem Schluss kommt der German Marshall Fund der US-amerikanischen Allianz zur Sicherung der Demokratie, der die Zahlen auf Facebook, Twitter und Youtube recherchiert hat, um zu sehen, welche lokalen Verlage vor der Wahl Wellen schlagen."
Das Vermögen der angesprochen transatlantischen Denkfabrik German Marshall Fund, die die Zahlen ermittelte, wurde zum großen Teil in den letzten Jahrzehnten vom deutschen Steuerzahler finanziert.
Alte Bekannte – vor Gericht
Bereits ein Beitrag in der Springer-Postille Die Welt beschäftigte sich Mitte Juli mit dem Thema "Desinformation". Schuld daran seien "Putins Propaganda-Trolle". Mit Beschluss vom 11. August folgte das Landgericht Frankfurt am Main nunmehr der Auffassung von RT DE, wonach es sich in drei von RT DE kritisierten Aussagen des Artikels um unwahre Tatsachenbehauptungen handelt, die einen rechtswidrigen Eingriff in das Unternehmerpersönlichkeitsrecht von RT DE darstellen, und erließ eine einstweilige Verfügung gegen den Axel-Springer-Verlag.
Dem Verlag ist es seitdem "untersagt", in Bezug auf RT DE die drei in Frage stehenden Aussagen "zu behaupten und/oder zu verbreiten und/oder behaupten oder verbreiten zu lassen".
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