"Blackfacing" und "Haremsdamen": Berliner Staatsballett cancelt den "Nussknacker"
Der große "Publikumsrenner", das Ballett "Nussknacker" in der 1,5 Millionen teuren Version der russischen Choreografen Wassili Medwedew und Juri Burlaka von 2013 bleibe "dieses Jahr im Depot" schreibt das Berliner Boulevardblatt B.Z.. In einem Interview mit der Zeitung erklärt die kommissarische Staatsballett-Chefin Christiane Theobald, was ihr an dem Stück Bedenken bereitet.
Bei der Produktion handele es sich "sozusagen um die Rekonstruktion des Originals von 1892", man sehe, was der Choreograf Marius Petipa (1818 -1910) "sich damals vorgestellt" habe. Man müsse sich fragen, ob mit "der aktuellen Diskussion darum, welches Repertoire in postkolonialer Zeit noch vertretbar" sei, nicht auch bestimmte Elemente des "Nussknacker" auch "schwierig" seien.
Man müsse das Stück "neu kontextualisieren". Konkret bereiten zwei Elemente aus dem Ballett der kommissarischen Staatsballett-Chefin Probleme. Es gebe bei zwei Kindern das sogenannte "Blackfacing". Das habe schon 2015 zu Beschwerden geführt. Bei der anschließenden Wiederaufnahme habe man das nicht mehr getan, so Theobald. Doch man müsse bei diesem Stück "alles neu bewerten". Der chinesische Tanz zeige Stereotypen mit kleinen Trippelschrittchen. Das sei "in der Zeit, in der die Choreografie entstanden sei, nicht kritisch hinterfragt worden". Doch "heute müssen wir das erklären". Weiterhin führt Theobald auch den "orientalischen Tanz mit den Haremsdamen" und "einen Solisten mit brauner Körperschminke" an, das seien "Dinge, die man so heute nicht mehr unbesprochen auf die Bühne stellen kann".
Die Frage der B.Z., ob es eine Chance gebe, den "Nussknacker" wiederzusehen, bejahte die Direktorin. Doch sie schaffe "es nur jetzt nicht, in dieser Geschwindigkeit, das alles zu durchleuchten". Man brauche "enorm viele Sonderveranstaltungen" und müsse "Wissenschaftler hören". Zudem müsse man "das Publikum mitnehmen, das Programmheft neu gestalten". Sie sei im Übrigen nicht für "Cancel Culture" – "im Gegenteil". Laut Theobald habe ein großes Ensemble wie das Berliner Staatsballett "die Verpflichtung, das große Ballett-Repertoire zu zeigen".
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