Deutschland

Münchener Oberbürgermeister wirft russischen Dirigenten Gergijew raus

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat den Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker, Waleri Gergijew, wegen dessen Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin entlassen. Gergijew habe sich trotz Aufforderung, sich eindeutig und unmissverständlich von dem Krieg gegen die Ukraine zu distanzieren, nicht geäußert, begründete Reiter am Dienstag den Schritt.
Münchener Oberbürgermeister wirft russischen Dirigenten Gergijew rausQuelle: Sputnik © Wladimir Ostapkowitsch

Präzedenzlos: München hat heute dem russischen Stardirigenten Waleri Gergijew dessen Vertrag mit den Münchener Philharmonikern gekündigt, weil dieser sich nicht von der russischen Intervention in der Ukraine distanziert hat. Das gab am Dienstag der Oberbürgermeister der bayerischen Hauptstadt, Dieter Reiter (SPD), bekannt.   

Reiter hatte Gergijew Ende vergangener Woche in einem Schreiben ein Ultimatum gesetzt, er werde ihn entlassen, wenn der Russe sich nicht bis Montag vom russischen Präsidenten Putin und dessen Politik öffentlich distanzieren würde. 

Der 68-jährige Gergijew ist seit 2015 Dirigent der Münchner Philharmoniker. Auch andere westliche Musikhäuser, an denen der musikalische Leiter des Sankt-Petersburger Marientheaters regelmäßig dirigiert, haben ihm ähnliche Ultimaten gesetzt. 

Gergijew dirigiert derzeit an der La Scala Tschaikowskys Oper "Pique Dame". Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, stand er auch am 26. Februar bei der Premiere am Pult in Mailand. Einige im Saal pfiffen ihn zwar lautstark aus, so der BR, der Großteil der Zuschauer habe ihm nach der Aufführung jedoch neun Minuten lang Applaus gespendet. Die Hamburger Elbphilharmonie hat die kommenden im Mai geplanten Konzerte mit dem russischen Star-Dirigenten Waleri Gergijew laut Informationen der dpa abgesagt. Das Konzerthaus teilte demnach mit:

"Infolge des anhaltenden Schweigens zur russischen Invasion in der Ukraine von Waleri Gergijew sind die an Ostern geplanten beiden Konzerte mit ihm und dem Orchester des Mariinski-Theaters in der Elbphilharmonie nunmehr abgesagt."

Das Festspielhaus Baden-Baden beendet ebenfalls seine Zusammenarbeit mit dem russischen Dirigenten Waleri Gergijew bis auf weiteres. Das habe der Stiftungsvorstand des Hauses gemeinsam mit der Intendanz beschlossen, teilte das Festspielhaus am Dienstag mit. Zudem sei ein Gespräch mit der russischen Sopranistin Anna Netrebko vorgesehen, in dem sie die Gelegenheit bekommen soll, Fragen zu beantworten, so die Darlegung der dpa. Sie soll am 13. April mit den Berliner Philharmonikern in Baden-Baden auftreten. Der Satiriker Jan Böhmermann twitterte am 1. März zu diesem Thema:

Laut dem Deutschlandfunk erwarten zudem auch andere Kulturinstitutionen wie die Mailänder Scala von Gergijew unmissverständliche  Distanzierungen von Putin. Mit welchen Konsequenzen der Star-Dirigent gegebenenfalls zu rechnen hat, wurde nicht erwähnt.

Waleri Gergijew ist ein ethnischer Ossete und wurde 1953 in Moskau geboren. Das Dirigentenstudium absolvierte er am Leningrader Konservatorium und gewann 1977 den Herbert-von-Karajan-Wettbewerb in Berlin. Seit 1996 ist er Intendant der seit der politischen Wende wieder in Mariinski-Theater, dem ursprünglichen Namen, umbenannten Operntheaters von Sankt Petersburg. Unter seiner Leitung stieg das Theater zu einem der führenden europäischen Häuser auf und konnte um zwei neue Bühnen erweitert werden. Daneben hat Gergijew immer wieder internationale Verpflichtungen an großen Häusern der Welt übernommen. 

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(rt de/dpa)

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
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Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.