"Ungeheuer wütend" auf Putin – Münchens Oberbürgermeister denkt über Absage des Oktoberfests nach
Fällt das Oktoberfest zum dritten Mal in Folge aus? Nachdem der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko am Dienstag eine Video-Rede vor dem Münchner Stadtrat gehalten hat, wird in der Isar-Metropole laut der SZ nun debattiert, ob die "Wiesn", aber auch das städtische Frühlingsfest dieses Jahr stattfinden sollen. Hintergrund: Die ukrainische Hauptstadt ist seit 1989 Partnerstadt von München.
Das Frühlingsfest soll bereits am 22. April beginnen, das Oktoberfest dagegen erst am 17. September. Jedoch wird eine Entscheidung darüber bis Anfang Mai erfolgen. Wegen der Corona-Krise sind beide Feste bereits 2020 und 2021 ausgefallen. Viele Schausteller haben daraufhin bereits das Handtuch geworfen – einige Bierzeltbesitzer sind sogar zum Oktoberfest nach Dubai "umgezogen".
Am Donnerstag sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), er sei berührt von dem "erschütternden Bericht von meinem Amtskollegen Vitali Klitschko". Im Münchner Rathaus erklärte er sodann, dass es für ihn persönlich "schwer vorstellbar ist, zu feiern, Bier zu trinken und Karussell zu fahren, wenn gleichzeitig in unserer Partnerstadt und dem ganzen Land der Ukraine so großes Leid herrscht und Menschen in diesem brutalen Krieg sterben."
Konkreter wurde Reiter aber nicht. Und klar ist auch: Anders als das Oktoberfest, ist das Frühlingsfest keine von der Stadt organisierte Festivität. Sie wird von dem Münchner Schaustellerverein verantwortet. Diesem überlässt der OB nun die Entscheidung, die Veranstaltung stattfinden zu lassen oder nicht. Reiter dazu:
"Es ist dem Veranstalter und auch jedem Einzelnen überlassen, wie er oder sie damit umgeht, sollte dann immer noch Krieg in der Ukraine sein."
Der 63-Jährige sagte bereits am Dienstag im Anschluss an Klitschkos emotionale Ansprache, er sei "ungeheuer wütend" auf Russlands Präsidenten Wladimir Putin, der "dieses Leid verursacht." Reiter ergänzte, die Ukraine könne auf die Solidarität der Menschen in München "zu hundert Prozent" bauen. Er resümierte:
"Tausende Münchnerinnen und Münchner haben ihre Wohnungen geöffnet und Menschen aus der Ukraine aufgenommen."
Der kommissarische Münchner Schausteller-Chef Peter Bausch findet es "am falschen Ende angefangen", jetzt Volksfeste zu verbieten. Krieg sei das Schlimmste, was man sich vorstellen könne. Aber den Menschen in München nach mehr als zwei Jahren "schlechten Nachrichten" auch noch "den klitzekleinen Ausbruch für ein paar Stunden" zu streichen, das könne und wolle er nicht.
Die Sprecher der Münchner Wiesn-Wirte, Peter Inselkammer und Christian Schottenhamel, sehen das laut der TZ ähnlich:
"Unser Oktoberfest ist ein Fest des Friedens und der Völkerverständigung. Gerade in diesen Zeiten ist es besonders wichtig, damit ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen."
Inselkammer ergänzte, es sei weder den Flüchtlingen noch den Menschen in der Ukraine geholfen, wenn die Wiesn nicht stattfinde. Auf der Homepage der Stadt München liest man über die Städtepartnerschaft mit Kiew Folgendes zur Entstehung dieser Beziehung:
"Im Zuge der Entspannung im Ost-West-Konflikt Ende der 1980er Jahre entstand in München der Wunsch nach einer Dreieckspartnerschaft Münchens mit je einer Stadt in den USA und in der damals noch existierenden UdSSR. Auf Kiew einigte man sich relativ schnell, da zu dieser Zeit schon etliche Kontakte in die Hauptstadt der Ukraine entstanden waren. [...] Noch vor dem Berliner Mauerfall besiegelten die damaligen Oberbürgermeister Münchens und Kiews Georg Kronawitter und Valentin Sigurskij am 6. Oktober 1989 die Städtepartnerschaft."
Nach dem Zweiten Weltkrieg fand die "Wiesn" jedes Jahr von 1948 bis 2020 statt. Also ebenfalls unmittelbar nach bzw. während des Olympia-Attentats im Jahr 1972, und auch 1999 – dem Jahr der Bombardierung Serbiens durch die NATO. Im Jahr 2001 wurde das größte Volksfest der Welt nur wenige Tage nach 9/11 ebenfalls eröffnet.
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