"Putin ließ Nord Stream schon beim Bau verminen" – Bild kassiert Shitstorm auf Twitter
Ein vermeintlicher Enthüllungsartikel der Bild-Zeitung, in dem unter Berufung auf den britischen Geheimdienst suggeriert wird, dass Russland Nord Stream 1 und 2 bereits beim Bau vermint habe, hat für wütende Reaktionen im Internet gesorgt. Via Twitter werfen dem Springer-Blatt nun zahlreiche Menschen vor, "schlechte" US-Propaganda zu verbreiten.
Es begann mit einem Bericht der Londoner Times. Darin warf die britische Zeitung der Russischen Föderation vor, die Sabotage-Anschläge auf die beiden Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 "wohl länger geplant" zu haben. Die Explosionen seien demnach "mithilfe von Sprengsätzen durchgeführt worden, die Wochen vor der Detonation" platziert worden seien. Und zwar von Russland selbst, wie die Times unter Berufung auf namentlich nicht genannte "ranghohe britische Sicherheitskreise" erklärte, ohne auch nur einen Beweis für diese wilde Theorie vorzulegen.
Die Anschuldigungen des britischen Blatts werden gegen Ende des Artikels noch abenteuerlicher: So soll der Kreml für sein vermeintliches "Attentat" auf die Pipelines dem Bericht zufolge "ein autonomes Unterwasserfahrzeug" benutzt haben, mit dessen Hilfe er dann "Sprengladungen an verschiedenen Stellen der Pipelines platzierte." Das Unterwasserfahrzeug, spekulierte die Zeitung, könnte schon vor Monaten von einem kleinen Schiff, zum Beispiel einem "Fischerboot", aus gestartet worden sein und dann Sprengsätze neben der Pipeline abgeworfen haben.
Diesen Bericht übernahm die Bild (Bezahlschranke). Das Titelbild des Artikels zeigt den russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem Mini-U-Boot – und erweckt so wenigstens indirekt den Eindruck, dieser selbst habe in der Ostsee Minen gelegt. Die Aussagen der Times ergänzte Bild mit angeblichen Informationen, die in ihrer Form an die US-Propaganda zu diesem Thema erinnern. Das Boulevard-Blatt schreibt etwa:
"Nach BILD-Informationen gehen sogar deutsche Sicherheitsbehörden davon aus, dass in den Pipelines schon beim Bau Sprengsätze integriert worden sind, lakonisch bezeichnet als 'Abschaltvorrichtungen für den Ernstfall'."
Bild erklärte, auch den vermeintlichen Grund für die Sabotageakte gegen die beiden Pipelines zu kennen: Russland habe damit sowohl Polen als auch Deutschland warnen wollen, heißt es in dem Bericht. Ziel des Kremls sei es demnach, Angst und Verwirrung stiften. "Es sei eindeutig: 'Das ist die Handschrift des Kremls', so ein ehemals ranghoher deutscher Sicherheitsexperte" gegenüber Bild.
Shitstorm auf Twitter
Der Gegenwind hat indes nicht lange auf sich warten lassen: Über Twitter erntet das Springer-Blatt teils wütende, teils sarkastische Kritik. Während manche Nutzer den Bericht ins Lächerliche ziehen, werfen andere der Zeitung vor, mit der Berichterstattung absichtlich von dem "eigentlichen Drahtzieher" ablenken zu wollen – "den USA". Ein Twitter-Nutzer beispielsweise schreibt:
"Ihr gebt euch viel Mühe zu verschleiern, dass die deutsche Infrastruktur nach 77 Jahren Frieden von einem 'Verbündeteten' bombadiert worden ist."
Ihr gebt euch viel Mühe zu verschleiern, dass die deutsche Infrastruktur nach 77 Jahren Frieden von einem "Verbündeteten" bombadiert worden ist. 👁️ pic.twitter.com/eCPG8wcT2k
— Edgar Wolf (@edgar_wol) September 28, 2022
Ein anderer hingegen "bestätigt", der russische Präsident Wladimir Putin habe unlängst ja auch verkündet, gegen den Betrieb der Ostsee-Pipelines vorgehen zu wollen. Und er verlinkt in seinem Betrag den Videomitschnitt einer bereits länger zurückliegenden Rede der Person, die tatsächlich etwaige Aktionen gegen das Nord Stream-Projekt ankündigte: US-Präsident Joe Biden.
Hat der russische Präsident ja auch unlängst verkündet 🍿🍿🍿🤣 pic.twitter.com/pp9oZDttpy
— Froggie 🐸 - 🖤💛 - (@NoToExtremism09) September 28, 2022
Bei vielen Menschen sorgt der Bild-Bericht aber auch für Kopfschütteln. Die von dem Boulevard-Blatt erhobenen Anschuldigungen gegen Russland seien "so absurd, dass es schon lächerlich ist", erklärt ein Mann auf Twitter. Und er fährt fort: "Wann wurde NS1 (Nord Stream 1) gebaut? Damals soll Putin auch schon seine gute Einnahmequelle vermint haben? Das ist an dummer Propaganda nicht mehr zu toppen."
Das ist so absurd, dass es schon lächerlich ist.Wann wurde NS1 gebaut ?Damals soll Putin auch schon seine gute Einnahmequelle vermint haben ?Das ist an dummer Propagande nicht mehr zu toppen.
— F. R. (@Falcon_a_d_N) September 28, 2022
Klare Worte findet auch ein Twitter Nutzer mit dem Decknamen Independent-Thinker. Ihm zufolge würden "die Lügen dieses Springer-Abfallproduktes" immer abenteuerlicher. Nur die Bild-Redakteure seien "noch dämlicher als die Menschen, die nur einen Gedanken an den Wahrheitsgehalt dieses Gekritzels verschwenden", erklärt er.
Die Lügen dieses Springer-Abfallproduktes werden immer abenteuerlicher😂 Es ist unfassbar. Nur die Redakteure sind noch dämlicher als die Menschen die nur einen Gedanken an den Wahrheitsgehalt dieses Gekritzels verschwenden
— Independent-Thinker (@Indepen79915166) September 28, 2022
Heike B. stellt auf Twitter wiederum den Wahrheitsgehalt des Bild-Berichts infrage und wendet sich zugleich an die Redakteure selbst:
Das glaubt ihr doch wohl selbst nicht
— Heike B (@HeikeBremer) September 28, 2022
Ein weiterer Nutzer fragt: "Bekommt man Geld für Lügen?" Während ein anderer bezüglich des Springer-Blattes wütend meint, dass die Zeitung wohl "den Schuss nicht gehört" habe:
Bekommt man Geld für Lügen?
— thailife24 (@thailife24) September 28, 2022
Ihr habt doch den Schuss nicht gehört...🖕🏽
— 🄽🄾🅂🄵🄴🅁🄰🅃🅄 (@Schmutzfu2) September 28, 2022
In den meisten Fällen zeigen die Twitter-Nutzer allerdings Humor und nehmen den Bericht aufs Korn:
Natürlich und den Beweis haben wir auch schon pic.twitter.com/U1HhexfZcb
— Nini von und zu Muckel 🍼🍼🍼🚿🚿🚿 (@ninimuckeline) September 28, 2022
Euer Ernst 😂 hat das der Onkel Olaf gesagt? 😂😂😂 pic.twitter.com/JKbWjZhuLJ
— Keinerdeiner Freunde (@s58cjp8hbj) September 28, 2022
Das Resümee eines anderen Nutzers: "Ich kenne niemanden, der glaubt, dass das die Russen waren."
Ich kenne niemanden, der glaubt, dass das die Russen waren!!!
— Jan-Daniel- Prier (@JanPrier) September 28, 2022
Mehr zum Thema - Tucker Carlson zum Anschlag auf Nord Stream: "Industrieterrorismus" – made in USA
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.
Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.