200.000 Kinder aus der Ukraine an deutschen Schulen: Ein dauerhafter Ausnahmezustand
200.000 Kinder aus der Ukraine besuchen derzeit deutsche Schulen. Das sind gerade knapp zwei Prozent der gesamten Schülerschaft. Die Aufnahme solch einer großen Anzahl von ausländischen Kindern im deutschen Bildungssystem ist beispiellos in der jüngsten Geschichte. Ein Bericht des Tagesspiegel zeigt, dass die Schulen trotz hoher Fördergelder damit überfordert sind.
Die Aufbruchstimmung bei der Aufnahme der ersten Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine in den deutschen Schulen im vergangenen März ist längst verflogen. Zu viele sind gekommen, zu unvorbereitet war dafür das deutsche Bildungssystem. Die vom Tagesspiegel befragten Experten und Bildungssprecher der Regierungen zeichnen geradezu ein alarmistisches Bild der Überlastung.
Dieser liegt ein grundsätzliches Problem des chronischen Lehrer- und Raummangels zugrunde, daher sei es seit Langem hausgemacht. So schätzt der Deutsche Lehrerverband, dass in Deutschland inzwischen rund 40.000 Lehrkräfte fehlen, wobei die Situation in Sachsen besonders dramatisch sei.
Der übergroße Teil der ukrainischen Schüler werde in rein ukrainischen Klassen unterrichtet, sagte Ursula-Marlen Kruse, GEW-Vorsitzende im Freistaat, der Zeitung. "So etwas haben wir hier noch nie erlebt. Rein syrische Schulklassen wären unvorstellbar gewesen."
Weil es einen enormen Mangel an Lehrkräften für Deutsch als Zweitsprache gebe, würden die Kinder von ukrainischen Lehrkräften unterrichtet, deren Anerkennungsverfahren nicht abgeschlossen ist, so Kruse weiter.
"Die ukrainischen Klassen behindern die Integration in einem großen Maße, die deutschen und ukrainischen Kinder kommen nicht zueinander."
Kruse befürchtet, dass aus der Sonderregelung eine Dauerregelung werden könnte. Ein weiterer Kritikpunkt der Lehrerin: Bei rund 3.000 von etwa 12.700 ukrainischen Kindern in Sachsen werde die Schulpflicht nicht durchgesetzt. "Viele Familien glauben wohl, bald zurückkehren zu können, aber was, wenn das nicht möglich sein wird? Da muss gehandelt werden."
Heinz-Peter Meidinger vom Lehrerverband wirft der Politik Schönmalerei vor. Eine Integration in reguläre Schullaufbahnen bis Ende des Schuljahres hält er für unrealistisch.
"Die Politik kann jetzt nicht einfach zusätzliche Lehrkräfte hervorzaubern. Wir erwarten aber, dass sie die Lage nicht schönredet und den Eindruck erweckt, dass alles super läuft."
Mit der Bereitstellung von Mitteln sei nicht alles getan. "Die Schulen fühlen sich bei der Personalsuche und vor allem in ihrer Verantwortung für die weitere Zukunft der Kinder oft allein gelassen."
Gewerkschaften und Verbände fordern, dass Tacheles geredet wird: "Das Bildungssystem steht vor dem Kollaps", meinte die Vorsitzende der Lehrer-Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern. Die zuständigen Ministerien müssten jetzt ihrer Verantwortung gerecht werden.
Einzelne Landesregierungen erkennen das Problem bereits an, bleiben aber in ihrer Einschätzung im Allgemeinen. "Wir kommen zunehmend an Grenzen", sagte die schleswig-holsteinische Kultusministerin Karin Prien dem Tagesspiegel. "Die Herausforderung bleibt, geflüchtete sowie zugewanderte Schülerinnen und Schüler gleichberechtigt in das Schulsystem zu integrieren."
Der Bund meint, das Problem mit dem sogenannten Startchancenprogramm angehen zu können. Das erklärte Nina Stahr, bildungspolitische Sprecherin der Grünen, auf Anfrage. "Wir müssen die Rahmenbedingungen und ganz grundsätzlich die Arbeitsbedingungen im Bildungsbereich deutlich verbessern." Dazu gehöre die Entlastung der Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben oder durch multiprofessionelle Teams und zusätzliche Sozialarbeiter.
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