Deutschland

Nach Medienkampagne: Daniele Ganser darf nicht in Dortmund sprechen

Seit Jahren begeistert der Historiker Daniele Ganser mit seinen Vorträgen ein interessiertes Publikum im deutschsprachigen Raum. Eine erneute Medienkampagne gegen den "Verschwörungsguru" und "antiwestlichen Verschwörungsunternehmer" sorgt jetzt für eine Auftrittsabsage für einen geplanten Vortrag zum Ukraine-Krieg.
Nach Medienkampagne: Daniele Ganser darf nicht in Dortmund sprechenQuelle: www.globallookpress.com © Andreas Weihs via www.imago-imag

Eine erneute breite und in der Wortwahl aggressive Medienkampagne sorgt für die finale Absage eines für den März geplanten Vortrags des Historikers Daniele Ganser in Dortmund. Die Veranstaltung sollte den Titel tragen: "Warum ist der Ukraine-Krieg ausgebrochen?" Am 3. Februar informierte der Historiker seine Twitter-Follower über die aktuelle Attacke seitens seiner Kritiker:

"Einige Journalisten versuchen meinen Ruf zu ruinieren und mich in die rechte Ecke zu drängen. Ich weise das zurück. Es ist nicht die Wahrheit. Wir gehören alle zur Menschheitsfamilie. Ich bin für den Frieden, gegen Waffenlieferungen, gegen Spaltung." 

Begonnen hatte die jüngste Kampagne bereits am 21. Januar mit der Erstmeldung der Regionalzeitung Ruhr24. In dieser hieß es:

"Gegen den Auftritt von Daniele Ganser in der Westfalenhalle 2 regt sich Widerstand. Die Dortmunder Grünen zeigen sich 'fassungslos' darüber, dass einer der 'aktivsten Akteure der verschwörungsideologischen Szene im deutschsprachigen Raum' in der Westfalenhalle Raum bekommt".

Am 24. Januar hieß es dann, dass "nach Grünen und CDU sich in Dortmund jetzt auch das 'Netzwerk zur Bekämpfung von Antisemitismus' zum geplanten Auftritt geäußert" habe. Am 3. Februar erfolgte die finale Absage durch den Veranstalter, die Dortmunder Westfalenhalle. Zuvor hatte der Pressesprecher der Halle Ruhr24 dabei versichert, dass "eine andere Veranstaltung Gansers im Jahr 2021 ohne Zwischenfälle verlaufen sei".

Auch die Webseite t-online beteiligt sich an der jüngsten Kampagne gegen Ganser. Der Autor Michael Ströbel erklärt in seinem Artikel vom 6. Februar "das Problem" mit dem "Verschwörungstheoretiker" Ganser und seinen Vorträgen wie folgt:

"Er umgibt sich gerne mit anderen Verschwörungstheoretikern sowie Neonazis, Holcoaustleugnern und "Querdenkern" wie Ken Jebsen, Michael Ballweg oder dem Gründer der Wehrsportgruppe, Karl-Heinz Hoffmann. Die Corona-Pandemie vergleicht Ganser gerne mit dem Holocaust und den Umgang von Nicht-Geimpften mit den Methoden des Dritten Reiches. Und das, obwohl der Historiker sich selbst als "Friedensforscher" bezeichnet."  

Ganser traf sich als recherchierender Historiker und Buchautor im Jahr 2015 mit dem ehemaligen Gründer der gleichnamigen Paramilitär- und Wehrsportgruppe, Karl-Heinz Hoffmann. Die Unterstellung zum Thema "Holocaust-Aussage", resultiert aus einem Interview mit Ganser in dem Dokumentarfilm "Pandamned" (2022) des niederländischen Regisseurs Marijn Poels. Der Antisemitismusbeauftragte von Baden-Württemberg, Michael Blume, teilte t-online dienlich und unterstützend zur Kampagne mit:

"Ich halte Daniele Ganser für einen antiwestlichen Verschwörungsunternehmer, der mit der Verbreitung von Verschwörungsmythen seit Jahren Geld verdient. Zudem verharmlost er durch Gleichsetzungen mit der COVID-19-Pandemie auch den Holocaust und verhöhnt damit die Ermordeten."

Seit dem Jahr 1988 pflegen die Städte Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt und Ostfildern eine Städtepartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Poltawa. Vorgreifend auf einen geplanten Vortrag Gansers im Mai dieses Jahres in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart ergänzt Blume in seiner Attacke gegen den Historiker weiter:

"Ich bedauere daher besonders, dass mitten in diesem russischen Angriffskrieg dem Schweizer Daniele Ganser auf den gleichen Fildern nun eine Bühne geboten wird, um die tapfere Verteidigung der Ukraine als westliche Verschwörung zu bezeichnen."

Eine Antifa-Ortsgruppe hinterfragt bereits im gewohnten Sprachduktus bei dem Veranstalter, der Filderhalle, die Berechtigung einer Vermietung an Ganser für den 12. Mai:

"What the Fuck Filderhalle? Warum bekommt der antisemitische Verschwörungsideologe, Pseudohistoriker, Putintroll, Holocaustverharmloser & Neonazi-Kuschler Daniele Ganser von der Stadt Leinfelden-Echterdingen eine Bühne & darf am 12.5.23 in der stadteigenen Filderhalle auftreten?"

Klaus Gestwa, Professor und Direktor des Instituts für Osteuropäische Geschichte an der Universität Tübingen, hält Ganser gegenüber t-online für "brandgefährlich". Ganser sei, so Gestwa, "bei bekannten Alternativmedien wie NachDenkseiten, Rubikon, KenFM wiederholt in Erscheinungen getreten". Mit seinen Büchern und Vorträgen "gelte er als Star der deutschsprachigen Verschwörungsszene". T-Online erklärt seinen Lesern diesbezüglich:

"Er orientiere sich schon seit Längerem an der Haltung und den Narrativen der Autorin und ehemaligen ARD-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz, der Putin-Propaganda vorgeworfen und die von Osteuropahistorikern ebenfalls scharf kritisiert wird."

T-Online überschrieb den Artikel zur Vortragsabsage in Dortmund mit den Worten "Rückschlag für Daniele Ganser – 'Verschwörungsguru'-Vortrag in Dortmund abgesagt". Zu dem Auftritt im Mai habe sich laut t-online-Artikel bereits ein Protest-Bündnis "vieler Vertreter von Parteien und anderer Organisationen" zusammengefunden. Dazu gehörten "die SPD, Grüne, Die Linke, Demokratie in Bewegung, Verdi, DGB, IG Metall, Fridays for Future, Initiative Antifaschistische Filder, Aufstehen gegen Rassismus, Schutzgemeinschaft Filder und weitere".

Am 6. Februar meldete der Sender BR24, dass der Vertrag mit der Agentur von Daniele Ganser, für ein Vortrag am 10. Mai in der Nürnberger Meistersingerhalle, aufgrund der Aufforderung durch Oberbürgermeister Marcus König (CSU) aufgelöst wurde. Zur Begründung heißt es laut dem Artikel: "Es sei eine klare Ansage der Stadt, dass man sich nicht gemein mache mit Verschwörungstheorien".

Spätestens mit seinen kritischen Fragen und Darlegungen rund um die Ereignisse des Einsturzes von drei Gebäuden, ausgehend von zwei entführten Flugzeugen am 11. September 2001 in den USA, geriet der Schweizer Historiker und Friedensforscher Dr. phil. Daniele Ganser in den Fokus sogenannter Faktenfinder, auch Faktenchecker genannt.

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