Ökonomen: Deutschland steht vor noch tieferer Rezession
Das Geschäftsklima in Deutschland hat sich im Juni den zweiten Monat in Folge verschlechtert, und das Land steht wahrscheinlich vor einer längeren Rezession als von Analysten vorhergesagt, wie eine Umfrage am Montag ergab. Der Geschäftsklimaindex in der größten Volkswirtschaft der EU sank in diesem Monat auf 88,5 von 91,5 im Mai und damit stärker als erwartet, so das Münchner ifo Institut für Wirtschaftsforschung.
"Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich merklich eingetrübt", sagte ifo-Präsident Clemens Fuest.
Der Bundesrepublik drohe eine längere Rezession, da sich sowohl die Binnennachfrage als auch die Erwartungen der Exporteure abgeschwächt hätten, teilte Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen, der Nachrichtenagentur Reuters mit. Die deutsche Regierung behauptete kürzlich, dass das Bruttoinlandsprodukt des Landes um 0,4 Prozent wachsen würde, was über den Erwartungen vom Januar von 0,2 Prozent liegt, aber Ökonomen glauben, dass die Prognose nun nach unten korrigiert werden muss.
"Die Wahrscheinlichkeit ist gestiegen, dass das Bruttoinlandsprodukt auch im zweiten Quartal schrumpfen wird", unterstrich Wohlrabe.
Der ifo-Umfrage zufolge lag die stärkste monatliche Verschlechterung im verarbeitenden Gewerbe, die mit einem langsameren Anstieg der Geschäftsaktivitäten im Dienstleistungssektor einherging.
"Es ist klar, dass die Industrie weiterhin unter dem Druck der schwindenden Nachfrage steht, was mit den PMIs [Purchasing Manager Index, auf Deutsch: Einkaufsmanagerindex] vom Freitag übereinstimmt, die die Industrie in der größten Volkswirtschaft der Eurozone angesichts schnell schrumpfender Auftragsbestände und des Abbaus von Lagerbeständen tief im kontraktiven Bereich sahen", erklärte Mateusz Urban, leitender Wirtschaftswissenschaftler bei Oxford Economics.
Unterdessen erklärte die Bundesbank am Montag, dass die Rezession in Deutschland bald enden werde und sie einen leichten Anstieg des BIP im zweiten Quartal 2023 erwarte. "Der private Konsum dürfte die Talsohle erreicht haben", schrieben die Experten der deutschen Zentralbank.
Analysten klingen jedoch weniger optimistisch: Franziska Palmas, leitende Europa-Ökonomin bei Capital Economics, bilanzierte, dass "der Einbruch des deutschen ifo-Index zusammen mit dem Rückgang der PMIs darauf hindeutet, dass das deutsche BIP im zweiten Quartal wahrscheinlich das dritte Quartal in Folge geschrumpft ist".
Das Forschungsunternehmen geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft bis 2023 in der Rezession verharren wird, ebenso wie der Chefvolkswirt der Commerzbank Jörg Kraemer. "Wir fühlen uns in unserer Prognose bestätigt, dass die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte erneut schrumpfen wird", warnte er.
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