Nächster Dämpfer für "Energiewende": Ausbau der Offshore-Windkraft verzögert sich deutlich
Der deutschen Energiewende droht der nächste Rückschlag: Wie das Handelsblatt am Montag berichtet, verzögert sich der rasche Ausbau der Offshore-Windkraft in Nord- und Ostsee wegen fehlender Netzanschlüsse. Das zeigt ein Bericht des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) an die Bundesnetzagentur auf.
In dem Schreiben heißt es, bei insgesamt vier Netzanbindungssystemen würden sich "Verzögerungen bei der Realisierung ergeben". Dem Bericht zufolge geht es um einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren. In Branchenkreisen hieß es, Lieferengpässe seien die Ursache. Neben der schwächelnden Solarindustrie und ausbleibenden LNG-Lieferungen aus den USA gerät damit der nächste energiepolitische Baustein der Ampel ins Wanken.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der das Projekt besonders vorangetrieben hat, gerät nun immer stärker unter Druck, denn ein rascher Ausbau der Windkraft auf hoher See ist ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende. In den Plänen der Ampelkoalition spielt die Offshore-Windkraft eine Schlüsselrolle. Bis zum Jahr 2030 sollen sich Windräder mit einer installierten Leistung von mindestens 30 Gigawatt (GW) im deutschen Teil der Nord- und Ostsee drehen, im Jahr 2045 sollen es 70 GW sein. Aktuell beläuft sich die installierte Offshore-Windkraftleistung lediglich auf 8,3 GW.
Die Offshore-Windkraftbranche schlägt Alarm: Die anstehenden Verzögerungen stellten die gesetzlich vereinbarten Ausbauziele infrage, sagte Stefan Thimm, Geschäftsführer des Bundesverbands der Windparkbetreiber Offshore (BWO). Weiter heißt es, dass die Ziele für den Ausbau der Offshore-Windkraft nur unter optimalen Bedingungen zu halten seien. Thimm betonte:
"Die zentralen Engpässe sind bekannt, etwa bei den Produktionskapazitäten, den Häfen, Schiffen und nicht zuletzt den Fachkräften. Diesen limitierenden Faktoren können und müssen wir mit industriepolitischen Maßnahmen begegnen."
Die Netzbetreiber müssen dazu für die Netzanbindung in den kommenden Jahren zweistellige Milliardenbeträge aufbringen, um den Strom aus den Windparks auf das Festland zu bringen. Dafür würde man gerne Steuergelder beanspruchen. Auch die für die Verschiffung der Windräder aufs Meer unerlässlichen Hafenkapazitäten sind in Deutschland – ähnlich wie LNG-Terminals – kaum vorhanden. Die Branche drängt daher darauf, ebenfalls "öffentliche Mittel" für den Ausbau der Häfen bereitzustellen –ansonsten kann man die angestrebten Ziele wohl in den Wind schießen.
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