RAF-Terroristin Klette: Ermittler finden in der Wohnung 1,2 Kilo Gold und rund 140.000 Euro in bar
Am 27. Februar wurde im Berliner Bezirk Kreuzberg die RAF-Terroristin Daniela Klette am Abend festgenommen. Klette, wie auch die beiden weiterhin untergetauchten RAF-Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub, wurden jahrzehntelang unter anderem wegen versuchten Mordes und mehrfacher Geldbeschaffungskriminalität gesucht. Aufgrund vorgefundener Fotos von Garweg in der Wohnung der Beschuldigten konnte zumindest unmittelbar am Folgetag sein langjähriger Aufenthaltsort im Nachbarbezirk Friedrichshain festgestellt werden. Klettes Wohnung wurde komplett demontiert und ausgeräumt. Dabei fanden die Ermittler mutmaßliches Raubgut und erkenntnisreiche Utensilien einer Terroristin.
Die dem Springer-Verlag zugehörige Welt am Sonntag (WaS) berichtet aktuell über detaillierte Informationen der Ermittler. So konnte aus Sicherheitskreisen in Erfahrung gebracht werden, dass nach Abtransport des kompletten Mobiliars von Klettes Wohnung ein Möbelstück mit Überraschungen glänzte:
"So fanden sich bei der Durchsuchung von Klettes Wohnung in Berlin-Kreuzberg in einer doppelten Schrankwand mehr als 140.000 Euro in bar. Bislang war von etwa 40.000 Euro und 1,2 Kilogramm Gold die Rede gewesen."
Weitere Fundstücke aus dem Wohnungsbestand einer untergetauchten Terroristin wären unter anderem "Sturmhauben und Störsender, zerschnittene Kennzeichen, Ausweise, Handys, Adressbücher und Laptops" sowie diverse Unterlagen mit RAF-Bezug. Zum Thema einer möglichen Verteidigungsnotwendigkeit fanden sich laut den Ermittlerangaben "eine Kalaschnikow, eine 9-Millimeter-Pistole, eine Panzerfaust und eine Panzerfaustgranate".
Mittlerweile geklärt ist die Situation, warum Klette bei Eintreffen der Beamten ihren Komplizen noch warnen konnte. So sei die Wohnung bewusst nicht gestürmt worden, da es sich "um einen Verdachtsmoment" gehandelt hätte. Nach Erscheinen vor der Wohnungstür hätte Klette "um einen Moment gebeten", der ausreichte, um eine Handynachricht an Burkhard Garweg zu versenden. Die SIM-Karte soll sie dann in der Toilette hinuntergespült haben.
Zudem sei seitens der Ermittler erklärt worden, dass der finale Zugriff durch Hinweise auf Klettes mögliche Mitgliedschaft in einer Berliner Capoeira-Gruppe erfolgte. Neu ist, dass auch Garweg dort anscheinend regelmäßig vor Ort war, ohne sich fotografieren zu lassen. Details lauten dazu nun mit neuen Erkenntnissen:
"Wie mehrere mit dem Fall vertraute Quellen bestätigten, erhielt die Staatsanwaltschaft Verden Anfang November vergangenen Jahres den Hinweis auf ein Capoeira-Festival in Berlin, an dem in der Vergangenheit sowohl Klette als auch Garweg wiederholt teilgenommen haben sollen. Der Hinweis galt als valide. Ermittlungen bei dem Veranstalter ergaben, dass Garweg und Klette in der Capoeira-Szene als 'Uli aus Zittau' und 'Claudia Schmidt' bekannt waren."
In dem Haus war sie den Bewohnern unter dem Pseudonym Claudia Ivone bekannt. Weitere Recherchen ergaben, dass Klette mit ihren gefälschten Papieren sogar Interkontinentalflüge antrat. Kritisiert wird weiterhin das Vorgehen der "zwei Zivilfahnder des Landeskriminalamtes Niedersachsen und der zwei Polizisten des Kreuzberger Polizeiabschnitts 53" beim Zugriff auf Klette. Dazu heißt es im WaS-Artikel.
"Die Frage, ob die niedersächsischen Zielfahnder bei dem Einsatz nicht ein Spezialeinsatzkommando hätten hinzuziehen sollen, sorgt für Diskussionen. Denn die Beamten konnten zwar nicht sicher wissen, ob sie in der Wohnung tatsächlich die gesuchte Terrorverdächtige antreffen würden [...] Nach der jahrelangen Fahndung hätten die Beamten aber offenbar selbst nicht mehr geglaubt, Klette zu finden. Die Nachlässigkeit hatte Folgen."
Durch die finale "unbedarfte" Vorgehensweise fand Klette dann noch die Zeit, ihren RAF-Komplizen zu warnen. Die vier Beamten hätten sich zudem "selbst gefährdet", monieren andere mit dem Fall vertraute Beamte gegenüber der WaS-Redaktion. Mit den Waffen in der Wohnung "hätte Klette 'einen Krieg' anfangen können", so Einschätzungen der Ermittler.
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