Geflohener afghanischer Präsident Opfer von Hackerangriff? Aufruf zur Anerkennung der Taliban
Am 15. August floh Präsident Aschraf Ghani aus Afghanistan, um nach eigenen Aussagen ein Blutvergießen in seiner Heimat zu vermeiden. Kampflos überließ er den Taliban den Präsidentenpalast. Bald darauf verbreiteten sich Bilder der Taliban, wie sie an Ghanis Schreibtisch saßen. Die internationale Gemeinschaft ist sich nicht sicher, wie mit der neuen Führung umgegangen werden soll.
Der sich jetzt in den Vereinigten Arabischen Emiraten aufhaltende Ghani hatte schon zuvor gewarnt, sein Facebook-Konto könnte zum Ziel von Hackern werden. Nun wurde ein Aufruf veröffentlicht, in dem er sich scheinbar für eine Anerkennung der Taliban ausspricht.
In dem inzwischen wieder gelöschten Beitrag hieß es, es bräuchte eine Handreichung der Freundschaft:
"Ghulam Mohammad Ishaq Zai wendet sich heute in einem Treffen an die Vereinten Nationen, in einer Situation, in der es keine Regierung und keine öffentliche Unterstützung gibt. Statt sich von der afghanischen Nation zu entfernen, sollten sie mit der derzeitigen Führung interagieren. Helfen sie ihm, eingefrorene Gelder der afghanischen Nation zu übergeben und sie anzuerkennen."
Ghulam Mohammad Ishaq Zai repräsentiert Afghanistan bei den Vereinten Nationen. In den sozialen Medien sprechen sich Nutzer dafür aus, dass es nicht unbedingt die Taliban gewesen sein müssen, die sein Konto gehackt haben. Es könnten auch Personen aus seinem Kreis sein, die Zugang zu seinem öffentlichen Auftritt hatten und sich rächen wollten.
Eine halbe Stunde nachdem der Aufruf online ging, folgte eine Twitter-Meldung, in der es hieß, dass es sich um einen Hackerangriff gehandelt habe.
Eine Sprecherin des Internationalen Währungsfonds sagte über die IWF-Gelder für Afghanistan:
"Derzeit herrscht innerhalb der internationalen Gemeinschaft Unklarheit über die Anerkennung einer Regierung in Afghanistan, was dazu führt, dass das Land keinen Zugang zu Sonderziehungsrechten (SZR) oder anderen IWF-Ressourcen hat."
Das Kreditprogramm des IWF wurde ebenfalls ausgesetzt. UNICEF warnt vor Hungertoten.
Die USA hatten mit den Taliban unter Präsident Donald Trump einen Friedensvertrag geschlossen. Darin versprach Washington den Abzug internationaler Truppen. Trumps Nachfolger Joe Biden erbte das Abkommen und leistete dem Truppenabzug Folge. Auch er wollte den teuersten und längsten Krieg in der US-Geschichte beenden. Eine Machtoffensive der Taliban setzte sich in Gang, die schneller als erwartet die Hauptstadt Kabul erreichte. Der Abzug hatte den internationalen Flugbetrieb vom Kabuler Flughafen unterbrochen. Derzeit gibt es nur Charterflüge und Flüge pakistanischer, iranischer und afghanischer Fluggesellschaften.
Die Taliban fordern nun Fluggesellschaften auf, das Land wieder anzufliegen. Sie verweisen darauf, dass viele afghanische Bürger im Ausland festsitzen würden und nicht in ihre Heimat zurückkönnten. Angesichts der ungewissen Situation hatten sich viele westliche Länder dafür ausgesprochen, keine Abschiebungen mehr nach Afghanistan durchzuführen.
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