Extraterritoriale US-Selbstjustiz im Sport: Dopingagentur droht Russlands Olympia-Personal Arrest an
Ein Anti-Doping-Gesetz, mit dem die US-Behörden sich jüngst angemaßt haben, Begleitpersonal ausländischer olympischer Mannschaften auch außerhalb der Vereinigten Staaten strafrechtlich zu verfolgen, sollte bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking angewandt werden, falls die Tabellenergebnisse der US-Wettkämpfer von den Auswirkungen angeblicher Doping-Fälle bei Sportlern anderer Länder betroffen seien. Dies gab der Leiter der US-Anti-Doping-Agentur USADA am Freitag in Anwesenheit von Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters Television bekannt. Alle, die Wert auf sauberen Sport legten, würden die Anwendung des Rodtschenkow-Gesetzes (RADA) absolut befürworten, so der Behördenvertreter. Anlass war der angebliche Fund einer als Dopingmittel verbotenen Substanz in einer Blutprobe der Eiskunstläuferin Kamila Walijewa, die allerdings bereits im Dezember (also deutlich außerhalb der Olympia-Zeit) entnommen wurde, jedoch erst jüngst bei den zuständigen Dopinglaboren angekommen ist.
Eine erste Anwendung des RADA fand im Januar 2022 statt, betraf aber einen im US-Bundesstaat Texas praktizierenden Arzt, den US-Bürger Eric Lira. Ihm wurde vorgeworfen, in Lateinamerika Wachstumshormone und das die Bildung roter Blutkörperchen anregende Hormon Erythropoetin beschafft und an zwei Athleten weitergereicht zu haben, die bei den Sommerspielen in Tokio im Jahr 2020 auftreten sollten.
Falls von den zuständigen US-Behörden in diesem Fall wirklich entsprechende Schritte angeordnet würden, wäre dies das erste Mal, dass die USA ihre extraterritoriale Justizpraxis effektiv um den Bereich des internationalen Sports ausweiten. Dies würde die in anderen Bereichen des internationalen Zusammenlebens ohnehin höchst angespannte Beziehung zwischen Russland und den USA noch weiter erodieren.
Bereits nach Verabschiedung des Gesetzes in den USA im Dezember 2020 gab es Kritik von Kremlsprecher Dmitri Peskow und dem russischen Vizeaußenminister Sergei Werschinin, erinnert die russische Zeitung Wsgljad.
Derweil gab sich Mark Adams, der Pressesprecher des Internationalen Olympischen Komitees, vorbildlich neutral, gelassen und beruhigend, hier zitiert von der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti:
"Warten wir den Abschluss des Verfahrens ab. Alle geben ihr Bestes dafür, die Sache so schnell wie möglich zu bearbeiten. Wir schließen keine Möglichkeit aus."
"Das IOK wahrt das Hauptprinzip der politischen Neutralität, und wenn Athleten an Wettkämpfen teilnehmen müssen, werden sie dies auch tun."
Der Rodtschenkow Anti-Doping Act (RADA) ist nach Grigori Rodtschenkow benannt: Er hatte sich im Jahr 2015 mit der Kopie der Moskauer Dopingtest-Datenbank LIMS der russischen Dopingbekämpfungsbehörde RusADA in die USA abgesetzt, anhand derer die WADA Manipulationen an späteren Versionen der Datenbank aus dem Moskauer Labor festgestellt haben wollte: Hieraus erwuchsen dann Vorwürfe gegen russische Sportler, im großen Stil gedopt zu werden. Da jedoch die angeblichen Befunde erst ein halbes Jahr später veröffentlicht wurden, besteht ernster Verdacht, dass in der Zeit zwischen Rodtschenkows Emigration in die USA und der Veröffentlichung sehr wohl Manipulationen vorgenommen wurden, jedoch nicht durch die russische Seite.
Mit dem Rodtschenkow-Gesetz, das im Jahr 2020 in den Vereinigten Staaten in Kraft trat, maßen sich US-Behörden die Befugnis an, Einzelpersonen für Dopingpraktiken bei von der WADA geregelten internationalen Veranstaltungen, an denen US-Athleten, Sponsoren oder übertragende Fernsehsender beteiligt sind, strafrechtlich zu verfolgen. Das Gesetz soll auch dann greifen, wenn die Vorfälle im Ausland stattgefunden haben. Festnahmen auch im Ausland gehören ohnehin seit Langem zur Alltagspraxis der USA.
Betroffen ist vor allem das Begleitpersonal innerhalb der Sportmannschaften, Ärzte und Trainer, aber auch weitere Personen, die an der mutmaßlichen Beschaffung und Verabreichung von Dopingpräparaten an betroffene Sportler beteiligt waren. Gedopte Sportler selbst sind ausdrücklich von der Anwendung des RADA ausgeschlossen, um sie nicht von einer Kooperation mit Ermittlungsorganen vor allem der USA, aber auch anderer Länder und internationaler Strukturen im Sportbereich abzuschrecken.
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