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Peskow: "Während Europa sich in die Knie schießt, scheffelt Washington Geld"

Der Pressesprecher des russischen Präsidenten Dmitri Peskow hat in einem längeren Interview für das weißrussische Staatsfernsehen Fragen zur Türkei, der NATO, der wirtschaftlichen Irrationalität der Westeuropäer, ethnisch diskriminierenden Biowaffen, die in ukrainischen Laboren entwickelt wurden, und der Zukunft von RuTube beantwortet.
Peskow: "Während Europa sich in die Knie schießt, scheffelt Washington Geld"Quelle: Sputnik © Sergey Guneev

Der Pressesprecher des russischen Präsidialamtes Dmitri Peskow hat dem Staatsfernsehen Weißrusslands ein längeres Interview gegeben. Dieses wurde am Sonnabend im Sender Belarus 1 ausgestrahlt und per Videohosting durch das russische Präsidialamt veröffentlicht.

Zentrale Themen des Interviews waren die Beziehungen zwischen Weißrussland und Russland sowie zur Ukraine, der Türkei und zum Westen. Die weißrussische Reporterin, die das Gespräch führte, zeigte sich enttäuscht darüber, dass die russisch-ukrainischen Verhandlungen aus Weißrussland in die Türkei verlegt wurden. Diesen Schritt begründete Peskow mit der Haltung der Ukraine. Es sei bereits schwer gewesen, die Rahmenbedingungen für die beiden bereits an der weißrussischen Grenze abgehaltenen Verhandlungsrunden abzustimmen. Die Vertreter der Ukraine wollten nun keinen weiteren Verhandlungen im Nachbarland mehr zustimmen. 

Aus russischer Sicht sei jedoch wichtig, dass die russisch-ukrainischen Verhandlungen fortgesetzt werden, betonte Peskow. Man sei daran interessiert, die Ziele der militärischen Operation in der Ukraine möglichst schnell und unter möglichst geringen Verlusten beider Seiten zu erreichen. 

Die Ukraine sei für Russland und Weißrussland ein schwieriger Nachbar und in ihrem derzeitigen Zustand ein feindliches Land. Sie strebe den Beitritt zur NATO an, die nach Überzeugung des russischen Präsidentensprechers auf Aggression gegen Russland ausgerichtet sei. Sie habe die Installation von Infrastruktur auf ihrem Territorium ermöglicht, die Russland und Weißrussland gefährdet, die Ausbreitung einer nazistischen Ideologie zugelassen, russische und weißrussische Medien verboten und die russische Sprache unter Druck gesetzt. 

Auch Weißrussland gegenüber sei die Ukraine feindlich gesinnt, wie die Ereignisse der zwei zurückliegenden Jahre gezeigt hätten. 

Die Türkei sei, so Peskow, eine große Regionalmacht, die mit Russland in einzelnen Politikbereichen komplett unvereinbare Positionen einnehme. Derzeit dominiere in den russisch-türkischen Beziehungen jedoch die Partnerschaft. In Moskau sei man froh, dass Erdoğan die Interessen des eigenen Landes vertritt und sie nicht den Interessen Washingtons unterordnet:

"Von allen NATO-Staaten ist die Türkei am souveränsten. Sie wagt es, Washington zu widersprechen, folgt nicht den Sanktionen und will nicht alle Brücken zu uns abreißen",

sagte Peskow. Anders dagegen die Europäer: 

"Alle Europäer laufen im Mainstream, aber auf eigene Rechnung. Und das Geld (die Profite) kriegt Washington. Washington macht Profite und die Europäer schießen sich in die eigenen Knie, nur um Russland zu ärgern."

Auf die Biolabore angesprochen, die die USA und die NATO in der Ukraine betrieben haben sollen, wies Peskow darauf hin, dass es diese Biolabore nicht nur in der Ukraine gebe. Wie eine Schlinge habe der Westen ein ganzes Netzwerk von Biolaboren um Russland, Weißrussland und China gelegt. 

Das Schlimmste sei, dass dort nicht nur an "gewöhnlichen" Krankheitserregern und landwirtschaftlichen Schädlingen gearbeitet wurde, sondern an einer komplett neuen Gattung von Biowaffen, die ihre Wirkung ethnisch diskriminieren können, die also nur bestimmte Ethnien angreifen und töten. Die Wahrheit darüber werde nun "dosiert" publik gemacht, bis Washington einsieht, dass Russland alles über diese Biowaffen und das amerikanische Biowaffen-Programm bekannt sei. 

Politische Experten in Russland betonen, dass bei dem Thema der Entnazifizierung der Ukraine sowohl die Fragestellung der weißrussischen Reporterin als auch die Antwort Peskows einen Blick auf die Absichten und nächsten Pläne Russlands erlauben. So formulierte die Reporterin ihre Frage wie folgt: 

"Ist es überhaupt noch möglich, die zentrale und östliche Ukraine von faschistischen Ideen zu säubern?"

An dieser Fragestellung fällt bereits auf, dass die westliche Ukraine keine Erwähnung findet. Der Schriftsteller und Politikexperte Lew Werschinin kommentiert dies so: 

"Da in einem Interview dieses Niveaus jedes Wort in den Fragen und Antworten vorab detailliert abgestimmt wird, kann man davon ausgehen, dass Moskau bereit ist, die westlichen Regionen der ehemaligen Ukraine ziehen zu lassen."

So beantwortet Peskow schließlich die Frage nach der Entnazifizierung der zentralen und östlichen Ukraine: 

"Der Nazismus wurde von den (ukrainischen) Behörden aufgezwungen und gefördert. Aber wir erwarten und hoffen immer noch, dass derartige Manifestationen nationalistischen Gedankenguts in der Ukraine auf die eine oder andere Weise verboten werden. Wir hoffen, dass die russische Sprache ihre Stellung in der Ukraine wiedererlangen wird. Wir hoffen, dass die Ukraine ein freies Land in Bezug auf den Informationsfluss wird. Und dass die Ukrainer dann zumindest zwischen ukrainischen, russischen und belarussischen Medien wählen können und sich ihre eigene Meinung darüber bilden, was gut und was schlecht ist. Und im Ergebnis all dessen hoffen wir, dass all diese nationalistischen Vorlieben der Ukrainer langsam aussterben werden."

Zu den Aussichten auf eine Besserung der Beziehungen zu Europa sagte der Präsidentensprecher, dass diese nur langfristig zu erwarten seien. Zuerst müsse Europa den amerikanischen Einfluss zurückdrängen, was Peskow bildlich mit "vom amerikanischen Bourbon ausnüchtern" umschrieb. Was sich nach seiner Auffassung jedoch wohl nie ändern werde, sei die europäische Verlogenheit und Heuchelei: 

"Doppelte Standards im Westen gab es immer und wird es immer geben. Das ist die Ideologie (der Europäer), das ist der Arbeitsstil unserer Widersacher. (…) Es hilft nur eins: Geduldig und standhaft die eigenen Interessen zu vertreten." 

Gas für Rubel sei, so der Sprecher des russischen Präsidenten, nur der Beginn, der erste Schritt einer größeren Entwicklung:

"Der Prozess der Entdollarisierung lässt sich nicht mehr aufhalten."

Zum Schluss des Interviews gestand Peskow, dass er VPN nutze und damit die russischen Beschränkungen im Internet umgehe. "Dies ist nicht verboten", rechtfertigte er sich. Es werde derzeit eifrig an einer Verbesserung der russischen Videohostings gearbeitet, insbesondere werden nun in die Modernisierung von RuTube Milliarden investiert. Noch im April soll es eine neue, benutzerfreundlichere und leistungsfähigere Version dieses Videohostings geben. 

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