US-Magazin: Afghanische Flüchtlinge müssen in Deutschland Wohnungen für Ukrainer räumen
Es klopfte an der Tür, als Parwana Amiri (Name geändert) mit ihrem Mann und zwei kleinen Töchtern frühstückte. Ein unerwarteter Besucher – ein Sozialarbeiter – stand draußen, und brachte noch unerwartetere Neuigkeiten: Die Familie müsse ihre Wohnung für neu ankommende Flüchtlinge aus der Ukraine räumen, teilte er mit. Keine Fragen, keine Verhandlungen, nur "innerhalb von 24 Stunden raus", wurde ihnen gesagt. Amiri ist Geflüchtete aus Afghanistan. Sie kam Ende Januar in Berlin an. Nach ihrer Darstellung gelang ihr die Flucht vor den Taliban mithilfe der deutschen Behörden, nachdem sie mutmaßlich Drohungen vonseiten der neuen Regierung in Kabul erhalten hatte.
Das US-Magazin Foreign Policy berichtet, dass im Zuge der Flüchtlingsströme aus der Ukraine nach Deutschland Hunderte von Afghanen im ganzen Land dazu gedrängt wurden, ihre Häuser zu räumen. Damit sollte Platz für neu angekommene Flüchtlinge aus der Ukraine geschaffen werden.
"Die Räumungen wurden bewusst nicht öffentlich gemacht. Einige Menschen lebten jahrelang in ihren Häusern und wurden dann aus ihren sozialen Strukturen gerissen. Darunter auch Kinder, die weit entfernt von ihren jeweiligen Schulen untergebracht wurden", sagte Tareq Alaows, Vorstandsmitglied des Berliner Flüchtlingsrates. Der Rat ist ein Zusammenschluss verschiedener Organisationen, der dabei hilft, die Bedingungen für Flüchtlinge in der deutschen Hauptstadt zu verbessern.
Alaows sagte, die Regierung habe die Zwangsräumungen damit gerechtfertigt, dass Afghanen aus sogenannten Ankunftszentren geräumt würden, wo sie ohnehin nur kurzfristig bleiben sollten. Aber einige Familien wohnten dort seit Jahren, während andere Familien in anderen Unterkünften als den "Ankunftszentren" lebten.
"Natürlich sind die Ukrainer nicht schuld, aber wir müssen unsere Solidarität demonstrieren", wenn Zwangsräumungen nur gegen bestimmte Menschen gerichtet seien. Die letzten Monate hätten gezeigt, dass auch in Deutschland ein anderer Umgang mit Flüchtlingen vorstellbar sei, sagte Alaows.
Der Ukraine-Krieg enthüllt die Doppelmoral des Westens. Das Töten und die Flucht von Menschen in der Ukraine einerseits, und in Konflikten wie in Jemen, Syrien oder Palästina anderseits, werden mit zweierlei Maß gemessen. Der Krieg in der Ukraine hat im Nahen Osten unlängst eine Debatte über diese Doppelmoral des Westens ausgelöst. Insbesondere im arabischen Raum ist die Empörung darüber groß, wie unterschiedlich in der Europäischen Union Geflüchtete behandelt werden – solche aus der Ukraine nämlich bedeutend besser als zum Beispiel arabische Geflüchtete aus Syrien oder Irak.
Amiri und ihre Familie sind seit der Räumung ihrer Wohnung im März bereits zweimal umgezogen und leben nun in einem ehemaligen Hotel am nördlichen Stadtrand Berlins in Reinickendorf, das zu einer Notunterkunft für Obdachlose umfunktioniert wurde. Seit Beginn der großangelegten russischen Militäroperation in der Ukraine hat Deutschland mindestens 316.000 Ukrainer auf der Flucht vor dem Krieg registriert. Berlin ist für viele ein erster Ankunftsort und hat bisher 60.000 Neuankömmlinge erfasst.
Mehr zum Thema - Bericht: Syrische Freiwillige bereit für Kampf in der Ukraine
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.
Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.