Mit Auswirkungen auf die Zukunft: Rekordzahl von Binnenvertriebenen
Fast 60 Millionen Menschen waren Ende des letzten Jahres Binnenvertriebene, die von ihrem Wohnort an einen anderen Ort innerhalb des eigenen Landes geflohen sind – 53,2 Millionen davon flohen vor Konflikten und Gewalt und 5,9 Millionen mussten aufgrund von Naturkatastrophen ihre Heimat hinter sich lassen. Das zeigt ein aktueller Bericht des Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) des Norwegischen Flüchtlingsrats. Die Gesamtzahl der Binnenvertriebenen ist demnach stetig gestiegen, seit die Zählungen im Jahr 2003 begonnen worden waren.
Menschen, die vor Gewalt fliehen, wurden im Jahr 2021 etwa 14,4 Millionen Mal vertrieben. Das sind 4,6 Millionen mehr als im Jahr 2020. Der überwiegende Großteil aller durch Konflikte und Gewalt ausgelösten Binnenvertreibungen weltweit fand in Subsahara-Afrika statt. Die Gesamtzahl in dieser Region lag um 4,7 Millionen höher als im Vorjahr, was vor allem auf Konflikte in Äthiopien, der Demokratischen Republik Kongo (DRK), Burkina Faso, Somalia und der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) zurückzuführen ist. Laut Alexandra Bilak, der Direktorin des IDMC, stellt die geografische Konzentration der konfliktbedingten Vertreibungen in Afrika südlich der Sahara, von der Sahelzone bis nach Ostafrika, ein vertracktes Problem dar: "Dies sind natürlich Länder mit einer langen Konfliktgeschichte, aber diese Zahlen zeigen, dass die Konflikte noch lange nicht beigelegt sind."
"Zu den langwierigen Krisen kommen also jedes Jahr neue Wellen der Gewalt hinzu. In Äthiopien und Burkina Faso haben wir es mit gewaltigen Ausbrüchen neuer Gewalt zu tun, die zu einer unglaublich großen Zahl von Vertriebenen geführt haben, und zumindest im Moment gibt es kaum Aussichten auf eine Rückkehr."
Neue Gewaltausbrüche wurden demnach oft durch klimatische Belastungen wie Dürren oder Überschwemmungen und die daraus resultierende Ernährungsunsicherheit noch verschlimmert. Dadurch wurde es noch schwieriger, den Binnenvertriebenen die benötigte Hilfe zukommen zu lassen, erklärte Bilak.
Das Traurige: "Es gibt absolut kein Zeitfenster, in dem eine Art von Stabilisierung und ein gewisses Maß an Rückkehr oder nachhaltiger lokaler Integration stattfinden könnte. Diese ständigen Schocks für das System führen dazu, dass die Zahlen weiter steigen."
Die meisten der durch Katastrophen ausgelösten Vertreibungen im Jahr 2021 wurden in den Regionen Asien und Pazifik verzeichnet, auf die zusammen etwa 80 Prozent der Gesamtzahl entfielen. Vor allem China, die Philippinen und Indien waren betroffen. In Ostasien und im Pazifik wurden laut dem Bericht insgesamt 13,7 Millionen Binnenvertreibungen durch Katastrophen wie Wirbelstürme, Monsunregen und Überschwemmungen, Stürme, Erdbeben und Vulkanausbrüche verursacht. Dies ist die höchste Zahl seit 2016 und liegt über dem Jahresdurchschnitt der letzten zehn Jahre von 11,6 Millionen.
Besonders besorgniserregend ist laut IDMC die gestiegene Anzahl von Menschen, die durch die drastische Zunahme von Konflikten und Gewalt aus ihren Häusern vertrieben wurden. Neben mehreren Ländern in Afrika gab es 2021 auch in Afghanistan und Myanmar neue Höchststände, doch auch in anderen Teilen der Welt wie Lateinamerika mussten viele Menschen im letzten Jahr ihr Zuhause verlassen.
Vor allem Kinder und Jugendliche müssten laut IDMC besser vor den Gefahren geschützt werden, denen sie durch diese Situation ausgeliefert sind. Mit 33 Millionen Menschen sind mehr als die Hälfte der Binnenvertriebenen weltweit unter 25 Jahren, über 25 Millionen sind unter 18 Jahre alt.
Wegen der finanziellen Schwierigkeiten von Binnenvertriebenen können Kinder dazu gezwungen sein, sich auf gefährliche Aktivitäten einzulassen, um Einkommen zu generieren, einschließlich Kriminalität, Prostitution oder Beitritt zu bewaffneten Gruppen. Vertriebene Mädchen sind stärker von sexueller Gewalt und Kinderheirat bedroht, Jungen werden eher von Kämpfern rekrutiert.
Ein gesonderter Teil des Berichts befasst sich mit dem Thema vertriebener Kinder und Jugendlicher und verweist auch auf die breiteren Folgen für die Zukunft für die jeweiligen Länder. Während Kinder individuell durch Unterernährung und Ernährungsunsicherheit in ihrer Entwicklung gehemmt werden können, hat die gestörte Bildung der Kinder schließlich wirtschaftliche Auswirkungen, da sie in weniger produktiven Gemeinschaften resultieren, die wiederum instabiler und somit anfälliger sind für Krisen.
"Die Stärkung von Kinderschutzsystemen, die diese Risiken berücksichtigen, ist unerlässlich", so die Autoren.
Der Bericht soll das Bewusstsein für die sich verschlimmernde Notlage von Binnenvertriebenen stärken, die in der Vergangenheit von Regierungen und politischen Entscheidungsträgern "viel weniger Aufmerksamkeit" erhalten habe als die von Flüchtlingen oder Migranten, sagt Bilak. "Dies ist in erster Linie ein Aufruf, das Ausmaß … und die Dringlichkeit des Problems anzuerkennen."
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