Geheimdienst-Mission gescheitert: Ukraine wollte, dass russische Piloten Kampfflugzeuge entführen
Der russische Geheimdienst FSB meldete am Montag, er habe einen von der Ukraine ausgeklügelten Plan zur Entführung mehrerer russischer Kampfflugzeuge vereitelt. Ein Geheimdienstmitarbeiter und ein Pilot, der angeblich von der Ukraine ins Visier genommen wurde, sprachen mit RT über die Einzelheiten des Vorhabens.
Zu Beginn des Krieges hatte Kiew eine öffentlich zugängliche Liste militärischer Ausrüstung zusammengestellt und versprach finanzielle Belohnung für potenzielle Überläufer, die es schafften, diese Ausrüstung in die Ukraine zu bringen. Je ausgeklügelter die Waffen waren, desto höher waren die versprochenen Belohnungen. Für Kampfflugzeuge, Hubschrauber und Panzer gab es die höchste Belohnung von bis zu einer Million US-Dollar (rund 980.000 Euro). Als der öffentliche Ruf nach Überläufern fehlschlug, ging der ukrainische Sicherheitsdienst direkt auf einzelne russische Soldaten zu, vor allem auf Piloten. Offenbar seien diese anhand ihrer digitalen Spur aufgespürt und identifiziert worden, sagte ein FSB-Mitarbeiter zur RT-Korrespondentin Maria Finoschina. Demnach sei Kiew vor allem an russischen Su-34-Jagdbombern und Tu-22M3-Flugzeugen interessiert gewesen.
Ein Pilot eines Flugzeugs vom Typ Su-34 sagte zu RT, er habe zunächst gezögert, mit den ukrainischen Geheimdienstlern zu sprechen. Das Versprechen, ihm eine Million US-Dollar für den Diebstahl von Kampfflugzeugen und das Überlaufen in die Ukraine zu zahlen, habe er als einen Scherz betrachtet. Nachdem er verstanden habe, dass seine Gesprächspartner den Vorschlag ernst meinen, habe er dem russischen Geheimdienst einen Hinweis gegeben. Ab diesem Zeitpunkt überwachte der FSB alle nachfolgenden Gespräche. Die Behörde veröffentlichte auch ein Telefonat der ukrainischen Geheimdienste mit einem FSB-Mitarbeiter, der sich als Pilot ausgab. Daraus geht hervor, dass die Ukraine bereit war, zusätzlich zur versprochenen Million US-Dollar eine weitere Million zu zahlen, falls alles klappen würde.
Der ukrainische Geheimdienst wusste offenbar nicht, dass der Plan aufgeflogen war. Sie brachten den russischen Piloten mit einem ukrainischen Piloten in Kontakt, um alle technischen Details zu klären. Um zu beweisen, dass die Piloten tatsächlich bereit sind, die Entführung durchzuführen und Zugang zu den konkreten Kampfflugzeugen hatten, forderte der ukrainische Geheimdienst einen Videobeweis. Die russischen Piloten erhielten zwischen 4.000 und 7.000 US-Dollar (3.900 bis 6.800 Euro) pro Video, das sie beim Einsteigen in die Flugzeuge zeigte, während sie Zettel mit bestimmten Nummern in der Hand hielten.
Da Geldüberweisungen zwischen Russland und dem Ausland derzeit aufgrund von Sanktionen stark eingeschränkt sind, sollten die Piloten in bar bezahlt werden. Der FSB nahm bereits einen Mittelsmann fest, der angeblich Lieferboten beauftragt hatte, das Geld zu übergeben. Der Festgenommene behauptete, er habe den Befehl von Christo Grozew erhalten und ihm vertraut. Grozew ist bulgarischer Journalist und Ermittler bei Bellingcat, einer von der US-Regierung finanzierten Organisation, die Anfang Juli in Russland als "unerwünscht" eingestuft wurde. "Grozew hat mir nur den Namen des Lieferboten genannt, der das Geld mit dem Zug liefern würde", behauptete der Verdächtige.
Dem ukrainischen Geheimdienst soll es auch gelungen sein, gültige EU-Pässe für die Ehefrauen der Piloten zu beschaffen. Russland mit solchen Dokumenten zu verlassen, hätte die Familien der Piloten sofort zu "Geiseln" des ukrainischen Geheimdienstes gemacht, sagte der FSB-Mitarbeiter zu RT. Er fügte hinzu:
"Offensichtlich wurde die Operation mit Unterstützung westlicher und vor allem britischer Geheimdienste durchgeführt. Wir wissen von Grozews Beteiligung und dem MI6 nicht nur aus diesen Aussagen."
Der ukrainische Geheimdienst verberge "seine Verbindungen zu Geheimdiensten der NATO-Länder" nicht mehr, meinte der FSB-Mitarbeiter.
Was mit den anderen Besatzungsmitgliedern der entführten Flugzeuge passieren sollte, ist unklar. Der ukrainische Geheimdienst soll dem russischen Piloten vorgeschlagen haben, seine Kollegen mit Clonidin zu betäuben, einem Medikament zur Behandlung von Bluthochdruck. In hohen Dosen hat es eine stark beruhigende Wirkung, was das Medikament bei Kriminellen "beliebt" macht, die ihre Opfer bewusstlos schlagen wollen. Sehr hohe Dosen können auch tödlich sein. Da das Medikament in Russland nicht leicht zu bekommen ist, soll der ukrainische Geheimdienst ein Versteck mit der Substanz arrangiert haben. Nach Angaben des FSB sei dies später gefunden worden.
"Als Pilot wurde ich gebeten, meinen Co-Piloten auszuschalten. Was danach mit ihm passieren würde, ist nicht klar – auch nicht, ob er am Leben bleiben würde", sagte der russische Pilot. Nach Angaben des FSB bestand die ukrainische Seite darauf, dass die Besatzungsmitglieder in Sicherheit sein und später als Kriegsgefangene ausgetauscht würden. Daran äußerte der russische Pilot jedoch starke Zweifel.
Grozew hat die Berichte in einem Gespräch mit Radio Liberty bereits kommentiert. Er bestritt jegliche Beteiligung an diesem Einsatz ab. Ihm zufolge habe sein Team Bellingcat einen investigativen Dokumentarfilm darüber gedreht, wie der FSB und die ukrainischen Geheimdienste ein Spiel spielten, bei dem sie versuchten, sich gegenseitig zu täuschen. Diese Ermittlungen sollten bald ausgestrahlt werden, so Grozew.
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