Eine jüdische Perspektive aus dem Donbass auf Nazi-Symbolik bei ukrainischen Truppen
Der britische Journalist Johnny Miller, der unter anderem für den iranischen Sender PressTV arbeitet und sich gegenwärtig in den Donbass-Volksrepubliken aufhält, hat versucht, Schlaglichter der gegenwärtigen jüdisch-ukrainischen Beziehungen aufzuzeigen. Miller interessiert sich für die Geschichte der Shoah im Donbass unter deutscher Naziherrschaft, aber auch für die Gegenwart.
Neonazi-Symbole bei der ukrainischen Armee
So machte er auf eine Nachricht von Zvika Klein, Journalist der Jerusalem Post und Spezialist für das Diaspora-Judentum, aufmerksam, der kürzlich ein Foto twitterte, das zuvor schon auf anderen Social-Media-Kanälen herumgegangen war: Das Foto eines jüdischen ukrainischen Soldaten, der im Zug einen anderen ukrainischen Soldaten und dessen Rucksack fotografiert hatte. Nichts Besonderes, könnte man meinen. Nur dass eben auf besagtem Rucksack ein Aufnäher mit einem Nazi-Hakenkreuz prangte. Kommentar von Zvika Klein, adressiert an den ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij: "@ZelenskyyUa, I would look into this…" (Das würde ich mir einmal näher ansehen.)
Zvika Klein, a journalist for the Israeli newspaper The Jerusalem Post, published a photo of a Ukrainian soldier with a swastika on his backpack, with whom he was traveling on the same train to Kyiv. https://t.co/3bUjGz16biNo Nazi in Ukraine? pic.twitter.com/ZI01rvVLKQ
— Elena Evdokimova (@elenaevdokimov7) December 4, 2022
Die (Neo-)Nazi-Symbolik war nicht nur 2013 und 2014 bei den faschistischen Schlägereinheiten des sogenannten Euromaidan allgegenwärtig, sondern auch während der Strafaktionen der Kiewer Sondereinheiten im Donbass in den Folgejahren. Mit der Kapitulation des Asow-Bataillons im Stahlwerk von Mariupol und der Einnahme von Gebäuden, in denen das faschistische Bataillon an anderen Orten vor der Flucht stationiert gewesen war, fielen dann große Mengen neonazistischer Devotionalien russischen Truppen in die Hände. Von entsprechenden Tweets, in denen Nazi-Tattoos und andere faschistische Symbole dokumentiert werden, zeigt Johnny Miller einige Beispiele.
Tradition des Donbass
Daher fragte Miller eine jüdische Einwohnerin von Donezk, wie Juden in der Hauptstadt der Donezker Volksrepublik darauf reagieren würden, wenn nun nicht nur bei den neonazistischen Einheiten, sondern auch von regulären ukrainischen Soldaten immer wieder solche Symbolik gezeigt wird. Die europäischen Regierungen finden offensichtlich seit 2013 nichts Verwerfliches daran, mit diesen Kräften zusammenzuarbeiten. In der EU scheine auch niemand mit der Kiewer Führung Schwierigkeiten zu haben, in deren Apparate und bewaffnete Formationen seither nazistische Kämpfer integriert wurden. Die Antwort von Anja, der Interviewpartnerin, fällt eindeutig aus:
"Wir waren alle schockiert, dass die europäischen Regierungen sie unterstützten."
How do Jews in Donetsk feel about many Ukrainian soldiers wearing Nazi affiliated symbols? Today I spoke to Anya, a Donbass Jew. “We were all shocked that European governments supported them,” she says. pic.twitter.com/vWR6DC8qvp
— Johnny miller (@johnnyjmils) December 3, 2022
Nie hätte sie geglaubt, dass der Nazismus in der Ukraine wieder eine Massenerscheinung werden könnte, aber dies habe sich in den vergangenen acht Jahren geändert.
Eigentlich hätte man nach dem Zerfall der Sowjetunion erwartet, dass alle ethnischen und religiösen Gruppen in Zukunft weiter freundschaftlich zusammenleben würden. Man habe aber lernen müssen, dass die europäischen Regierungen über alle Neonazi-Aktivitäten in der Ukraine hinweggesehen hätten, und sogar die Rehabilitierung von Nazi-Kollaborateuren in der heutigen Ukraine beschönigen.
“When the Soviet Union collapsed, we thought we would be friends… but we grew to understand, they would do anything that was profitable for them, whitewash Nazi crimes, anything!” pic.twitter.com/kV8LyoiNkW
— Johnny miller (@johnnyjmils) December 3, 2022
Nicht nur die meisten Juden, ob religiös oder nicht, sondern eine Mehrheit der Donbass-Bewohner sei abgestoßen von dieser Politik des Westens. Das Hinwegsehen über die historischen wie die aktuellen Nazi-Verbrechen in der Ukraine stoße auf Unverständnis im Donbass. Wie in der Sowjetunion während des Großen Vaterländischen Krieges, als es darum ging, die deutschen Nazibesatzer zu besiegen, würden auch heute im Donbass die meisten nicht danach fragen, welcher Nationalität oder Religion jemand angehöre.
Nach Überzeugung der Interviewpartnerin sehen die westlichen Regierungen deshalb über die Rehabilitierung der ukrainischen Nazi-Kollaborateure und die gegenwärtigen Nazi-Formationen in der Ukraine hinweg, weil sie die Ukraine gegen Russland benutzen und alles Russische als Feindbild aufbauen wollen. Die Neonazistrukturen in der Ukraine seien in den Augen des Westens offenbar für den Kampf gegen Russland nützlich, so die Quintessenz der Aussagen dieser jüdischen Bürgerin von Donezk.
Mehr zum Thema - Der Sympathie nicht wert: Die Geschichte des Asow-Bataillons in der Ukraine
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.
Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.