US-Oberst und Ex-Pentagon-Berater Macgregor: Artjomowsk wird bald fallen
Die ukrainischen Reserven, die für eine Gegenoffensive im Süden vorbereitet wurden, sind in der Nähe von Artjomowsk (ukrainisch: Bachmut) vernichtet worden. Dies erklärte Oberst a.D. Douglas Macgregor, ein ehemaliger Berater des Verteidigungsministers während der Regierung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump in einem Podcast, der auf seinem Youtube-Kanal am Montag veröffentlicht wurde. Er sagte:
"Bachmut ist zu einem riesigen Blutbad für die Ukrainer geworden. Sie hatten etwa 14–15 Brigaden mit 4.000 Mann in Bachmut. Alle bis auf zwei oder drei sind inzwischen zurückgezogen worden. Sie haben 70 Prozent ihrer Stärke verloren."
Und der Oberst a.D fügte hinzu:
"Die Städte in der Umgebung von Bachmut, im Norden, Osten und Westen, kapitulieren. Soledar ist in russische Hände gefallen. Die Position in Bachmut ist schwer zu halten, sie wird bald fallen."
Er glaube, dass Artjomowsk innerhalb von zwei bis drei Wochen befreit sein werde. Macgregor wies darauf hin:
"Die Ukrainer haben versucht, Reserven für eine Offensive im Süden, in Cherson, zu schaffen. Aber diese Reserven sind jetzt in Bachmut verloren gegangen. Die Ukraine hat jetzt noch 140.000–150.000 kampffähige Männer."
Douglas Macgregor steht dem konservativen Flügel der Republikanischen Partei nahe und ist häufig zu Gast bei dem TV-Sender Fox News, in der Sendung des Fernsehmoderators Tucker Carlson. Zu Beginn der russischen Militäroperation verurteilte er in seiner Sendung die westlichen Waffenlieferungen als Anreiz, die Ukrainer in einen sinnlosen Kampf zu schicken. Die Ukraine selbst nannte er eines der korruptesten Länder der Welt. Er forderte von den USA, eine neutrale Position zum Ukraine-Konflikt einzunehmen und die russischen Sicherheitsbedenken zu respektieren.
Am Ende der Regierungszeit von Donald Trump war Macgregor drei Monate lange Berater des Verteidigungsministeriums, zuvor wurde er als möglicher US-Botschafter in Deutschland gehandelt. Macgregor ist Kampfoffizier und Militärtheoretiker, an den Militäreinsätzen der US-Armee in Jugoslawien und im Irak-Krieg war er auf der Planungsebene aktiv beteiligt. Offenbar bezieht er seine Informationen über den Verlauf des Krieges in der Ukraine aus verlässlichen Militärkreisen, noch ehe sie in die Medien gelangen.
Seine Aussagen decken sich mit Informationen des Wall Street Journals. Die Zeitung hatte in der letzten Woche ebenfalls hohe Verluste der ukrainischen Armee an der Artjomowsk-Soledar-Front vermeldet, womit "die Stärke mehrerer Brigaden, die im vergangenen Monat als Verstärkung dorthin entsandt wurden, rasch erschöpft" sei.
Nach Angaben des amtierenden Chefs der Donezker Volksrepublik, Denis Puschilin, habe die Ukraine bei den Kämpfen um Soledar "Abertausende" von Soldaten verloren.
"Unter Berücksichtigung der verlegten Reserven und der Tatsache, dass der Feind jetzt selbst nicht mehr zählen kann, wie viele Verluste er hat, werden wir auch noch keine konkreten Zahlen nennen. Aber es sind Tausende und Abertausende von Kämpfern, die zum Halten von Stellungen geschickt wurden", sagte er in einer Sendung des russischen Ersten Kanals am Mittwoch.
Berichten von Journalisten zufolge seien 300 bis 500 Leichen bei Kämpfen getöteter ukrainischer Soldaten in der zurückeroberten Stadt Soledar aufgefunden worden. Da die meisten Gefallenen in der Regel evakuiert werden, kann die Zahl von mehreren Tausend Toten also durchaus realistisch sein.
Der amtierende Chef des Gebietes Cherson, Wladimir Saldo, bestätigte die Verlegung der ukrainischen Kräfte von der Front im Süden nach Soledar in der Donezker Volksrepublik. In einem von RIA Nowosti gemeldeten Statement sagte er, dass die 61. Brigade, die in das vom russischen Militär verlassene Cherson einmarschiert ist, in Soledar fast vollständig aufgerieben worden sei.
"In Soledar haben die Wagner-Kämpfer die 61. Brigade des Feindes, die im November unter Kameras mit Pathos in ein leeres Cherson einmarschierte, praktisch ausgelöscht. Der Kampf gegen die Russen erwies sich als schwieriger als die Aufnahme pseudo-heroischer Videoberichte", sagte er nicht ohne Genugtuung.
Alle diese Berichte bestätigen eine Tatsache: Die Gefahr, dass die Donbass-Front in der nahen Zukunft zusammenbrechen könnte, ist für die ukrainische Armee durchaus real. Der Fall von Artjomowsk scheint jetzt nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Zwar gibt es in diesem Gebiet noch weitere Verteidigungslinien westlich der Linie Sewersk-Soledar-Artjemowsk, und gut befestigte Städte wie Slawjansk und Kramatorsk. Aber für deren Verteidigung muss die ukrainische Armee immer mehr Kräfte von anderen Fronten abziehen.
Noch vor zwei Monaten war in manchen Kreisen des US-Militärs gar davon die Rede, dass die ukrainische Armee ihren Marsch von Cherson weiter nach Süden bis auf die Krim fortsetzen könnte. Jetzt ist dieser Frontabschnitt wegen der erbitterten Kämpfe um Soledar und Artjomowsk geschwächt.
Im Süden geht es für die Ukraine nun um Verteidigung
Vor dem Hintergrund dieser Nachrichten lässt die Aussage des Gebietschefs von Saporoschje, Jewgeni Baliziki, die er vor wenigen Tagen im Fernsehen tätigte, aufhorchen: "Wir glauben daran, dass wir wahrscheinlich im Frühjahr mit der vollständigen Befreiung der Region Saporoschje beginnen werden", sagte er am Montag. Er wies aber gleichzeitig darauf hin, dass es unmöglich sein werde, die gleichnamige Gebietshauptstadt, die sich unter ukrainischer Kontrolle befindet, rasch einzunehmen.
Das Gebiet Saporoschje befindet sich im Süden zwischen Cherson und Mariupol. Laut einem weiteren Mitglied der Gebietsverwaltung, Wladimir Rogow, hätten die ukrainischen Truppen ihre Taktik drastisch geändert und damit begonnen, in dem von ihnen kontrollierten Teil der Region gleich mehrere Verteidigungslinien zu errichten.
Noch vor wenigen Wochen warnte Rogow vor einer ukrainischen Offensive. Am Donnerstagnachmittag meldete er dann bereits die ersten kleinen Vorstöße der russischen Armee in der Nähe der Stadt Orechowo.
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